Braugerste: Grosse Lücke zwischen Bedarf und Erzeugung
Freie Braugerste ist gesucht - Auch Importware hat sich verteuert
ZMP (15.09.06) – Braugerste wird hierzulande in der Saison 2006/07 ein knappes Gut sein: Nach der ersten amtlichen Erhebung wurden in diesem Jahr rund 2,6 Millionen Tonnen Sommergerste geerntet, das wären rund 200.000 Tonnen weniger als 2005. Der Anteil Qualitätsbraugerste liegt voraussichtlich deutlich unter den schon mäßigen vorjährigen 50 Prozent, skeptische Marktteilnehmer rechnen mit kaum mehr als 45 Prozent. Damit läge die Marktleistung bei nicht einmal 1,2 Millionen Tonnen und verfehlte das Vorjahresergebnis um gut 14 Prozent. Neben den Anbau- und Ertragsrückgängen trugen große witterungsbedingte Qualitätseinbußen bis hin zu regionalen Totalverlusten durch Auswuchs zu diesem Negativrekord bei.
Bereits 2005/06 große Lücke zwischen Bedarf und Erzeugung
Im vergangenen Wirtschaftsjahr war der Braugerstenbedarf der hiesigen Mälzereien bei starken Nachfrageeinbußen am Malzmarkt auf gut 2,1 Millionen Tonnen gesunken. Bei einer Inlandserzeugung von rund 1,4 Millionen Tonnen belief sich das Defizit auf etwa 700.000 Tonnen, was noch mit hohen Übergangsbeständen, einigen hunderttausend Tonnen Winterbraugerste und Importen ausgeglichen werden konnte.
Die gesamten Gersteneinfuhren legten damals um 21,6 Prozent auf gut 730.000 Tonnen zu. Auch wenn die Verwendung nicht im Einzelfall zu klären ist, sprechen die hohen Lieferanteile aus traditionellen Braugerstenländern wie Dänemark, Tschechien, Frankreich und Großbritannien dafür, dass ein großer Teil dieser Importe in die Mälzereien geflossen ist.
Malzabsatz hat sich erholt
Inzwischen hat sich der Malz- beziehungsweise Bierabsatz - angeregt von der Fußballweltmeisterschaft und dem Hochsommer - etwas erholt, und den Verarbeitern fehlt der erforderliche Rohstoff. Somit ist Braugerste aus der Inlandserzeugung gesucht, zumal in vielen EU-Lieferländern knappe Ernten die Preise nach oben treiben. Die Kontrakterfüllung bereitet auf allen Marktstufen Probleme. Rohstofflücken werden zurzeit sogar mit Ware schwächerer Qualität bis hin zu Auswuchspartien geschlossen.
Zu den Hoffnungsträgern der Einkäufer gehören nun vor allem Herkünfte aus Frankreich, Großbritannien und Österreich, wo gute Ernten eingefahren wurden. Allerdings sind auch dort die Braugerstenpreise deutlich nach oben gezogen. In Frankreich werden Qualitätssorten für Liefertermine ab Oktober mit bis zu 165 Euro je Tonne fob Mosel bewertet, das sind 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu kommen die spürbar gestiegenen Frachtkosten franko Malzfabrik.
(Quelle: http://www.zmp.de/news/NewsContent.asp?DataId=24839&DatumsZahl=20060915&RowCount=6&rPos=0)