Braugerste: Kaum noch Vorverträge / neuer WTB Kontrakt
Kaum noch Vorverträge mit Braugerste - WTB Hannover kündigt Terminkontrakt an
(ZMP) Am deutschen Braugerstenmarkt sind nach wie vor nur sehr geringe Umsätze festzustellen. Das Geschäft wird nicht zuletzt gedämpft durch die ersten Spekulationen über den Anbau 2004 sowie über die Ernte- und Angebotsentwicklung im kommenden Wirtschaftsjahr, auch wenn die Prognosen derzeit noch widersprüchlich sind: Manche Marktbeobachter werten die Halbierung der Stilllegungsauflage zur Ernte 2004 von zehn auf fünf Prozent als positives Signal für den Anbau von Braugerste bzw. Sommergerste.
Andere gehen davon aus, dass die Flächen wegen des unbefriedigenden Marktverlaufs eher sinken werden. Die höhere Vorzüglichkeit von Mais und Futterhülsenfrüchten und der ausgeweitete Anbau von Wintergetreide sprechen für diese Annahmen. Immerhin wurden die Flächen zur Ernte 2004 gegenüber der Ernte 2003 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes spürbar ausgedehnt – bei Winterweizen um 7,5 Prozent, bei Roggen um 12,6 Prozent und bei Wintergerste um 5,3 Prozent.
In den vergangenen Jahren hatte der Anbau von Sommergerste in Deutschland tendenziell immer weiter abgenommen. Am größten war die Fläche 1991 mit über einer Million Hektar gewesen, die Erzeugung belief sich damals auf über fünf Millionen Tonnen. Einen absoluten Tiefpunkt erreichten Anbau und Ernte von Sommergerste im Jahr 2002: Die Fläche umfasste gerade noch 610.000 Hektar, die Ernte summierte sich auf knapp 2,7 Millionen Tonnen.
Obwohl die Braugerstenpreise im Wirtschaftsjahr 2002/03 von dem knappen Angebot aus der Inlands-erzeugung kaum profitierten, weiteten die Landwirte die Fläche 2003 wieder deutlich auf 750.000 Hektar aus, vor allem infolge hoher Auswinterungen bei Wintergetreide und Raps. Da die Sommergerste im vorigen Sommer zudem nicht unter den extremen Witterungsverhältnissen litt, fiel die Ernte mit 3,63 Millionen Tonnen um über ein Drittel höher aus als im Jahr davor.
Braugerstenpreise unter Vorjahresniveau
Die hohe Erzeugung löste am Braugerstenmarkt Preisschwäche aus. Denn es war schon frühzeitig absehbar, dass die Landwirte im laufenden Wirtschaftsjahr über zwei Millionen Tonnen Sommergerste an den Markt bringen würden, 500.000 Tonnen oder 30 Prozent mehr als 2002/03. Die Schwächen beschränkten sich zudem nicht auf den heimischen Markt; auch in traditionellen Überschussländern wie Dänemark und Frankreich standen die Preise unter Druck, weil ein reichliches Angebot auf Absatz wartete.
Während die Erzeugererlöse für die anderen Getreidearten seit der Ernte 2003 angebotsbedingt kräftig gestiegen sind und das Vorjahresniveau bei Brotgetreide um 25 bis 40 Prozent und bei Futtergetreide sogar um bis zu 53 Prozent übertreffen, wird Braugerste auch jetzt immer noch niedriger bewertet als im vergangenen Wirtschaftsjahr: Mitte Januar 2004 ermittelte die ZMP auf Erzeugerebene einen Bundesdurchschnittspreis von 134,70 Euro je Tonne, das ist knapp ein Prozent weniger als vor zwölf Monaten.
Die gegenwärtige Marktlage und die Unsicherheiten über die künftige Entwicklung tragen dazu bei, dass bislang erst wenige Vorverträge für die kommende Ernte abgeschlossen wurden. Die Zurückhaltung bei Vorkontrakten hat aber offensichtlich noch einen weiteren Grund:
Die Warenterminbörse Hannover hat die Einrichtung eines Braugersten-Terminkontraktes angekündigt, der noch in diesem Frühjahr, eventuell schon im März starten soll. Falls der Kontrakt angenommen wird, dürften sich die gesamten Rahmenbedingungen am Braugerstenmarkt verändern. Denn ein solcher börsengehandelter Braugerstenkontrakt bietet die Chance, Preisrisiken zu begrenzen. Vorverträge werden dann künftig möglicherweise auf Basis der Börsenpreise abgeschlossen.