Richard Ebert
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Braugerstenpreise auf dem Weg nach oben / noch hohes Angebot

Braugerstenpreise auf dem Weg nach oben - Aber noch hohes Angebot

(ZMP/05.12.03) Über viele Wochen seit Abschluss der Ernte zeigten die Braugerstenpreise im Unterschied zu den Notierungen für alle anderen Getreidearten kaum Bewegung. So wurden Anfang August im bundesdeutschen Mittel knapp 121 Euro je Tonne für freie Ware gezahlt und das Preisniveau hielt sich, nachdem es dann innerhalb von vier Wochen auf knapp 119 Euro je Tonne gefallen war, bis in den Oktober hinein auf diesem Niveau. Und selbst der folgende kleine Preisaufschwung über die Marke von 119 Euro je Tonne war nichts im Vergleich zu der Entwicklung, die sich am Futtergerstenmarkt zeigte. Denn hier stiegen die Notierungen, die direkt nach der Ernte mit gut 90 Euro je Tonne ihren saisonalen Tiefstand erreichten, stetig und kräftig an: Ende November lagen die Preise für Futtergerste mit gut 126 Euro je Tonne um etwa 36 Prozent über der Vorjahreslinie.

Am Braugerstenmarkt indes hat man trotz der verstärkten Aufwärtsentwicklung in den letzten Tagen mit bundesdurchschnittlichen gut 131 Euro je Tonne den Preis des letzten Jahres noch nicht einmal erreicht. Denn damals wurden im bundesweiten Mittel knapp 133 Euro je Tonne registriert.

Entscheidend für diese schwache Entwicklung am Braugerstenmarkt ist in erster Linie ein hohes Angebot in Deutschland wie auch der EU. Verantwortlich in Deutschland dafür war vor allen Dingen das Wetter während der Herbstaussaat im Jahr 2002. Damals konnten speziell in Norddeutschland und Ostdeutschland aufgrund der hohen Niederschlagsmengen im Herbst 2002 viele für die Aussaat von Wintergetreide vorgesehenen Flächen nicht bestellt werden, so dass die Landwirte auf Sommerungen auswichen. Folglich wurden im Frühjahr 2003 mit 750.000 Hektar 23 Prozent mehr Sommergerste angebaut als im Jahr zuvor. Das führte dann trotz der diesjährigen schwierigen Witterung dazu, dass bundesweit knapp 3,63 Millionen Tonnen Sommergerste geerntet wurden – rund eine Million Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Zwar waren das nicht alles Braugerstensorten, die hier geerntet wurden, doch zusammen mit der qualitätsfördernden Witterung führte das dazu, dass im laufenden Wirtschaftsjahr dem Markt von deutschen Landwirten mehr als zwei Millionen Tonnen Braugerste zur Verfügung gestellt werden können. Das wären rund 500.000 Tonnen mehr als im Vorjahr und ein deutlicher Angebotsüberschuss.

Schwache Partien wandern in den Futtertrog

Diese Betrachtungsweise hat sich erst in den letzten Wochen geändert, und zwar aufgrund des deutlichen Anstieges der Futtergerstenpreise. Das lässt sich auch an den Preismeldungen aus den Bundesländern ablesen. Hier wird in einigen Regionen inzwischen die Futtergerste nicht nur auf einem ähnlichen Preisniveau wie die Braugerste gehandelt, sondern in Einzelfällen auch deutlich darüber. Das hat dazu geführt, dass insbesondere schwache Braugerstenpartien zunehmend in den Futtertrog fließen.

Dies ist im Übrigen nicht nur bei uns der Fall, sondern auch in anderen EU-Ländern, die traditionell Ware nach Deutschland verkaufen. Insofern wird auch dort das Angebot, welches EU-weit mit einer Ernte von gut 25 Millionen Tonnen Sommergerste um etwa zwei Millionen Tonnen über der Vorjahresernte lag und damit das Braugerstenangebot stark steigen ließ, eingeschränkt. Wenn die Mälzer also nicht vom Rohstoff abgeschnitten werden wollen, müssen sie nun tiefer in die Tasche greifen.

Ein weiterer stabilisierender Faktor am Braugerstenmarkt ist der Umstand, dass die Exporteure von Braugerste und Malz ihre Aussichten am Weltmarkt offensichtlich etwas positiver sehen. Allerdings sollten die Anbieter auch in den nächsten Wochen und Monaten keine Wunderdinge am Braugerstenmarkt erwarten. Denn nach wie vor steht ein relativ großes Angebot an malzfähiger Ware zur Verfügung, so dass die Mälzereien wohl kaum um ihre Rohstoffversorgung bangen müssen. Zwar wird vereinzelt spekuliert, ob nicht zu Beginn des Jahres 2004 noch Lücken in den Büchern einiger Unternehmer bestehen, doch eine breite Basis hat diese Auffassung nicht. Insofern dürfte auch weiterhin der Aufschwung der Braugerstenpreise in erster Linie durch die Entwicklungen am Futtermittelmarkt getragen werden.

(Quelle: ZMP Berlin, http://www.zmp.de)

Geschrieben von Richard Ebert am
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