Richard Ebert
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° Die Weizenpreise müssen explodieren

Die Weizenpreise müssten explodieren - wenn das USDA richtig liegt

(13.08.2003) Der Erntebericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) vom 12. August ist schon eine Sensation. Aber dort, wo die Zahlen so richtig hätten "einschlagen" müssen, rührte sich nur wenig. Vorerst. Gemeint ist Weizen.

Vorab muss jedoch eines hervorgehoben werden: Der für die Ernteberichte (crop reports) verantwortliche Direktor des USDA ist nach einer Amtszeit von zwanzig Jahren in den Ruhestand getreten. Er galt in Fachkreisen als recht "mutig", neigte also, wenn es um Entscheidungen ging, eher zu einer optimistischen Darstellung der Versorgungslage. Seinen Nachfolger bezeichnen Kenner der Szene als "konservativ", also eher zu einer pessimistischen Einschätzung der Verhältnisse tendierend.

Bei Weizen stellt sich die Situation nach dem Stand vom 1. August wie folgt dar: Das USDA hat seine Schätzung der Weltproduktion 2003/04 (Juli/Juni) gegenüber dem vergangenen Monat von 560,3 Millionen Tonnen auf 549,35 Millionen Tonnen zurückgenommen. 2002/03 sollen 563,04 Millionen Tonnen erzeugt worden sein. Zugleich hat das Ministerium aber auch seine Prognose für den Weltverbrauch in der laufenden Saison gegenüber Juli weiter gesenkt, und zwar von 584,12 Millionen Tonnen auf 582,87 Millionen Tonnen. 2002/03 sollen noch 596,13 Millionen Tonnen verbraucht worden sein. Dies alles schlägt darin nieder, dass der Weltbestand an Weizen 2003/04 von 164,07 Millionen Tonnen auf 130,55 Millionen Tonnen schrumpfen soll.

In diesen Zahlen ist der seit August in großen Teilen West- und Mitteleuropas eingetretene weitere Verfall der Ernten noch nicht enthalten. Zweifel bestehen ferner an der ausgewiesenen Höhe der australischen Ernte. Sie könnte nach dem Urteil von Experten durchaus um 2 bis 3 Millionen Tonnen unter der Prognose des USDA von 23 Millionen Tonnen liegen, heißt es. Auch die kanadische Ernte könnte noch zu hoch angesetzt sein. Dagegen sprechen jüngste Berichte aus Moskau für einen höheren Ertrag der russischen Ernte, die das USDA noch mit 34 Millionen Tonnen ausweist. Sie könnte gut 36 Millionen Tonnen erbringen, heißt es.

Nicht vergessen werden darf in dieser Situation am Weizenmarkt, dass der Reismarkt unterversorgt bleibt, auch wenn sich die statistische Lage etwas entspannt hat.

Wir haben nie verstehen können, wie das USDA seine Verbrauchsprognose für Weizen so drastisch wie dargelegt senken konnte. Eindeutig geht es von einer stark verringerten Nachfrage nach Futterweizen aus. Wenn man jedoch seine Prognosen für Futtergetreide im allgemeinen und für Mais im besonderen betrachtet, müssen erhebliche Zweifel daran aufkommen, dass der Bedarf an Futterweizen so drastisch zurückgeht, wie es das Ministerium annimmt.

Zur Preisentwicklung vor allem an den Weizenmärkten in den USDA ist zunächst einmal festzuhalten, dass die spekulativen Fonds in den vergangenen Wochen umfangreiche Kaufengagements aufgebaut haben. Dies bedeutet per definitionem potentiellen Verkaufsdruck. In der Tat können die verblüffend milden Preissteigerungen auf den extrem hausseträchtigen USDA-Bericht hin damit erklärt werden, dass die Fonds zu Gewinnmitnahmen neigten. Doch wenn deren Nachfrage wieder aufleben sollte, könnten die Preise mühelos weiter steigen.

Zudem ist zu vermuten, dass Importeure besonders von Qualitätsweizen angesichts der neuen Zahlen nun sehr nervös werden. Wenn sich dies in spürbar zunehmenden Buchungen bei US-Exporteuren niederschlagen sollte, wäre erst der wahre Preisschub zu erwarten. Immer wieder muss an Anfang 1996 erinnert werden. Damals war die Versorgungslage statistisch und tatsächlich ungleich besser, als sie sich 2003/04 zu gestalten droht. Dennoch wurden seinerzeit in Chikago Rekordpreise um 7,20 Dollar je Bushel verzeichnet.

Doch selbst wenn es 2003/04 noch einmal ohne eine regelrechte Preisexplosion abgehen sollte, würde das Problem nur in die kommende Saison verschoben. Niemand kann nämlich realistischerweise annehmen, dass die Weltproduktion dann um gut 30 Millionen Tonnen steigen kann, um das fünfte Produktionsdefizit in ununterbrochener Folge und einen weiteren Abbau des Weltbestands zu verhindern.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

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