Richard Ebert
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° Getreide und Ölsaaten: Die Post ist abgegangen

Bei Getreide und Ölsaaten ist die Post abgegangen – Prognosen über zeitliches Ende und Ausdehnung der Hausse unmöglich – Saisonale Preismuster sind kein unverrückbares Gesetz

(22.03.2004) In Chikago und an allen Orten in der Welt, an denen Getreide und Ölsaaten wenigstens relativ frei gehandelt werden, sind die Bullen los. Weizen, Mais und Sojabohnen warten mit beschleunigten Preissteigerungen auf. Dies ist gewöhnlich eine Phase, in der Rationales in den Hintergrund gedrängt wird und Emotionen die Kontrolle über die Märkte erlangen. Daher vermag niemand zu sagen, wann und auf welchem Niveau dieser Spuk endet. Spuk insofern, als die Spekulation nun auf breiter Front Morgenluft wittert.

Es ist zu erwarten, dass die Hausse an den Agrarmärkten in den nächsten Tagen ihren Weg in die Schlagzeilen wenigstens der Medien in den USA findet. Dann, so sagt uns die Erfahrung aus früheren Jahren mit ähnlichen Konstellationen wie jetzt, versammelt sich die Spekulation erst richtig an diesen Märkten. Dann geht das Preisgeschehen auch nicht mehr so sehr auf das Konto der Termin- und der Hedge-Fonds, sondern Joe und Kathy werden sich auf eigene Faust versuchen.

Damit kein Irrtum aufkommt: Die Hausse ist in allen drei Fällen gerechtfertigt. Sie dient dem ökonomischen Ziel, die Nachfrage zu dämpfen und zu höherer Produktion anzureizen. Doch die Märkte müssen vor ihrem jeweiligen fundamentalen Hintergrund auch eine Prämie in den Preis einbauen, um den Risiken Genüge zu tun, vor denen die jetzt heranwachsenden oder noch auszubringenden neuen Ernten auf der nördlichen Halbkugel stehen.

Nicht zuletzt hat besonders in den USA der Wettbewerb besonders zwischen Mais und Sojabohnen im die Fläche für die jeweils neuen Ernten begonnen. Sie wird zunächst über den Preis und später über die Witterungsbedingungen entschieden.

Niemand sollte Zeit damit verschwenden, in diesen Tagen nach den passenden Nachrichten zu den jeweiligen Preisbewegungen zu suchen. Es muss sie nicht geben. Entscheidend ist das große Bild, das wir an dieser Stelle immer wieder beschrieben haben (siehe ARCHIV).

Mais und Weizen sind statistisch extrem knapp. Wenn man die Nachrichten aus Südamerika vernimmt, kann man durchaus argumentieren, dass nun auch Sojabohnen nicht nur in den USA sehr knapp zu werden drohen.

Grundsätzlich ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu vermuten, dass sich die Preissteigerungen bei Mais und Sojabohnen fortsetzen, bis die Anbauarbeiten im Mittelwesten der USA ihren Gipfel erreichen oder sogar überschritten haben. Beide Märkte werden mehr und mehr zu Wettermärkten, die sich, mitunter täglich wechselnd, an den jeweils vorhergesagten Witterungs- und Bodenbedingungen orientieren.

Wenn die Anbauphase schlecht verlaufen sollte, können sich die Preissteigerungen bei Mais und Sojabohnen über den Mai bis in den Juni hinein fortsetzen. Sollte bis Ende April alles gut verlaufen, könnte die Tendenz dann kippen. Häufig sind im Zeitraum April/Juni die höchsten Preise einer Saison verzeichnet worden.

Bei Weizen läuft es grundsätzlich anders. Hier fallen die Preise gewöhnlich während des Frühjahrs bis in den Juli hinein. Die Winterweizenernte in den USA, die in der Regel zwischen zwei Drittel und drei Viertel der gesamten Produktion eines Jahres dort ausmachen, ist im April meist aus dem Schneider.

Von Mitte Mai an beginnen im Süden des Südwestens die Erntearbeiten, um rasch nach Norden hin voranzuschreiten. Dies erzeugt den saisonal üblich Ernte- oder Hedge-Druck, der, je nach Umfang der Produktion, im Juni und Juli, bisweilen aber auch erst im August, schwindet und einer bis weit in den Herbst hineinreichenden Erholung weicht.

Diese ausgeprägten saisonalen Muster können durch Sondereinflüsse verzerrt, verzögert oder ganz aufgehoben werden. Zweifellos ist Knappheit ein Sonderfaktor, auch wenn sie, wie in den gegenwärtigen Phase, erst sehr spät angemessen wahrgenommen wird.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

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Richard Ebert
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paul
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Alle die mit Fleischerzeugung und Fleischvermarktung zu tun haben, werden in nächster Zeit ganz neu kalkulieren müssen. Die o.a. Preisentwicklung der Futtermittel wird sich weltweit auf die Bewertung der Fleischerzeugung enorm niederschlagen.

Die Futterkosten für die Erzeugung von Fleisch haben sich innerhalb eines Jahres um 30 bis 40 % erhöht. Die Verknappung und Verteuerung der Futtermittel wird gerade in den schwächeren Ländern zu Produktionsrückgängen führen. Die Produktionsexpansion in Brasilien kommt bereits zum Stillstand, Polen, Russland und China melden Futterknappheit und haben Schwierigkeiten die vorhandene Tierzahl mit den Getreidevorräten bis zur nächsten Ernte durchzufüttern. Dazu muß Soja zu einem fast 100 % höherem Preis eingeführt werden. Auch in Westuropa sind die Futterkosten für z.b. ein Mastschwein von 45 € auf jetzt 65 € angestiegen.

Wer erwartet, daß der Schweinepreis wieder auf Werte von 1,20 €/kg zurückfällt, hat sich noch nicht mit der derzeitigen Produktionsituation beschäftigt. Die Folge wäre ein Massenbankrott der europäischen Schweinemast mit Produktionsrückgängen weit in die nächsten Jahre hinein.

Ich halte es für wichtig, daß diese Gesamtproblematik auch den Einkäufern des LEH und auch dem Verbraucher klargemacht wird.

Wie die Verknappung fortschreitet ist an Fleischbewertung der US Börse nachzulesen.

Gruß Paul

Richard Ebert
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Vergleichen Sie bitte die Weizenpreise Chicago und die in Hannover:

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paul
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Wenn man vergleicht, muss man auch die gleichen Monate vergleichen, Mai Chicago zu Mai Hannover: Mai in Hannover heute 1,55.

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