° Getreide und Ölsaaten: Kein Raum für Risiko-Prämien ?
Die US-Märkte für Getreide und Ölsaaten wiegen sich in der Gewissheit hoher neuer Ernten – Kein Raum für Risikoprämien mehr ?
(23.04.2003) Die Märkte für Getreide und Ölsaaten in den USA zeichnen sich durch eine gemeinsame Auffälligkeit aus: Die Preise weisen durchweg keine Risikoprämie für den Fall widriger Witterungs- und Wuchsbedingungen für die neuen Ernten 2003/04 auf. Dies ergibt sich zwingend aus einem Vergleich zwischen den heute herrschenden und den vor zwölf Monaten verzeichneten Notierungen unter besonderer Maßgabe der statistischen Situation. Doch wie dieser Vergleich auch zeigt, kann sich die Prämie durchaus noch bilden.
Dass sich die Märkte bislang weigern, einen angemessenen Risikoaufschlag zuzulassen, liegt zum einen an den bislang zufriedenstellend vorangehenden Anbauarbeiten für die neuen Sommerernten in den USA sowie an den insgesamt akzeptablen Wuchsbedingungen für die Winterweizenernte dort. Ferner hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass sich die Auslandsnachfrage nach Mais und Weizen aus den USA in überschaubarer Zukunft nicht beleben wird. Daran werde auch der tendenziell schwache Dollar nichts ändern, heißt es.
Ein Phänomen, das immer wieder auftaucht, ist die natürliche Neigung der US-Agrarmärkte, die heimischen Bedingungen allem anderen voranzustellen. Schon am Inhalt der Kommentare ist zu bemerken, dass der Blick über den amerikanischen Tellerrand hinaus vielleicht noch nach Kanada reicht. Der Rest der Welt bleibt vergessen, bis besondere überseeische Aspekte so ins Auge stechen, dass sie nicht mehr ignoriert werden können. Dann aber sind überraschende, ja exzessive Bewegungen auch an den US-Märkten meist an der Tagesordnung. Vieles spricht dafür, dass die bislang ziemlich einseitige Ausrichtung des Interesses auf die US-Märkte in diesem Jahr erhebliche Risiken birgt. Dies gilt besonders für Weizen, aber auch für Futtergetreide.
Zu Mais ist festzustellen, dass die Anbaufläche in den USA nach den Erkenntnissen privater Experten deutlich höher ausfallen kann, als es das Landwirtschaftsministerium in Washington in seiner am 31. März vorgelegten Flächenschätzung in Aussicht gestellt hat. Hauptursache für diese Annahme ist, dass die Preise für Dünger und Pflanzenschutzmittel nicht so stark gestiegen sind, wie es zur Mitte des Winter wegen der Hausse bei Erdgas noch befürchtet worden war. Die Ausweitung der Maisfläche geht nach Darstellung von Experten vor allem zu Lasten der Sommerweizen- und der Sojabohnenfläche.
Zu Sojabohnen bleibt anzumerken, dass der Preisdruck, der von den konkurrierenden südamerikanischen Ernten ausgeht, wenigstens bis jetzt unerwartet gering geblieben ist. Doch das kann sich ändern, wenn sich die brasilianischen Erzeuger zu verstärkten Abgaben entschließen.
Das Hauptrisiko am Terminmarkt für Sojabohnen ist unverändert in den exzessiv hohen Kaufengagements der Spekulation zu sehen. Wenn hier eine Liquidationswelle in Gang kommen sollte, können vorübergehend Preise entstehen, wie sie sich die Verarbeiter heute selbst in ihren kühnsten Träumen nicht vorzustellen vermögen.
(Quelle: Taurosweb)
Grafik: Weizen Chicago Dezember 2003
Grafik: Weizen Hannover Dezember 2003
Heute wurden die ersten 10 Kontrakte Dezember-Weizen an der WTB gehandelt. Zum Schluss des Handels waren weitere 10 Kontrakte auf Basis des Schlusspreises zu 119 Euro je Tonne gesucht.