° Sojabohnen: Dem Markt droht eine massive Verkaufswelle
(28.04.2003) Sojabohnen werden ganz offenkundig nur noch von der Zurückhaltung der südamerikanischen Verkäufer vor einem steilen Preiseinbruch bewahrt. Dies ist seit längerem bekannt, aber noch immer wert, beachtet zu werden. Sobald mehr Ware aus Südamerika auf den Markt gelangt, erwächst den US-Anbietern massive Konkurrenz. Und das wird dann wohl eine Welle von Liquidationen in Chikago auslösen. Dort halten die spekulativen Fonds nämlich seit geraumer Zeit Kaufengagements in letztlich untragbarem Umfang.
Die brasilianischen Erzeuger halten weiterhin in großem Umfang Ware aus ihrer neuen Ernte zurück. Sie wird trotz Abstrichen wegen des Befalls mit "Rust" noch immer auf 50 bis 50,5 Millionen Tonnen geschätzt. Händler berichten aus Sao Paulo, die Farmer verkauften nur so viel, dass sie ihre Kosten decken könnten. Dieser Punkt sei inzwischen wohl erreicht. Sie warteten auf eine Erholung des Binnenpreises, der wegen des gegenüber dem US-Dollar erstarkten Real unter Druck liege.
Refco sagt voraus, dass eine Korrektur des Real auf seine jüngste Stärke hin massive Verkäufe der brasilianischen Erzeuger in Gang bringt. Dann dürften Sojabohnen aus der Rekordernte des Landes massiv auf den Weltmarkt drängen.
Doch auch die argentinischen Farmer halten sich bei Verkäufen aus ihrer neuen Ernte zurück. Hier liegt das Motiv nach Darstellung von Händlern in der allgemeinen wirtschaftlichen Ungewissheit, in der es ratsam erscheine, fungible Sachwerte so lange wie möglich zu halten, wenn nicht unmittelbar Bargeld benötigt werde. Es kursieren Schätzungen, nach denen die argentinischen Farmer noch immer rund 25 Millionen Tonnen aus ihrer auf bis zu 36 Millionen Tonnen geschätzten Ernte kontrollierten.
Zu den bemerkenswerten Nachrichten der jüngsten Zeit zählt, dass das kanadische Statistische Amt (StatCan) anhand einer ersten Umfrage unter 12 200 Erzeugern eine Ausweitung der Anbaufläche für Raps (Canola) in Kanada gegenüber dem vergangenen Jahr um 13,8 Prozent auf 10,942 Millionen Acres erwartet. Auch die Fläche für Flachs soll zunehmen, und zwar um 6,7 Prozent auf 1,825 Millionen Acres. Dagegen wird ein Rückgang der Sojabohnenfläche um 6,2 Prozent auf 2,389 Millionen Acres angekündigt.
StatCan bestätigt Befürchtungen, nach denen die Bedingungen für den Anbau der neuen Ernten und für die frühe Wuchsphase in einigen Gebieten des Landes im März alles andere als ideal gewesen seien. In den Provinzen Alberta und Saskatchewan bestehe die Gefahr, dass die in den beiden vergangenen Jahren verzeichnete Trockenheit auf 2003 andauert. Ferner herrsche wie 2002 Besorgnis über die Verfügbarkeit und die Qualität von Saatgut. Darüber hinaus seien die Kosten der Farmer für den Input gestiegen. Schließlich werde die Gefahr von Insektenbefall für die neuen Ernten in einigen Teilen des Landes in diesem Jahr sehr hoch eingeschätzt. StatCan erklärt aber auch, die Bodenfeuchtigkeit habe sich nach der Schneeschmelze in den westlichen Regionen des Landes seit dem 31. März deutlich erhöht.
(Quelle: Taurosweb)
Grafik: Sojabohnen Juli 2003 in Chicago
In den aktuellen DLG-Mitteilungen steht ein ähnlicher Bericht mit der selben Markteinschätzung!