Richard Ebert
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° Sojabohnen, der neue Schocker: Wie ernst ist die Lage wirklich ?

Ein neuer Schocker am Markt für Sojabohnen – Wie ernst ist die Lage wirklich ?

(13.10.2003) Mit Blick auf Sojabohnen ist in den vergangenen Wochen gleich mehrfach der Begriff "Schocker" aufgetaucht. Wie sich am Freitag anhand des neuen monatlichen "Ernteberichts" des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) herausgestellt hat, geschah dies nicht zu Unrecht.

Vorab jedoch eine Feststellung: Bei der Knappheit an Sojabohnen handelt es sich bis auf weiteres nur um ein amerikanisches Problem! Statistisch berührt es den Weltmarkt für Ölsaaten nur wenig.

Bei Sojabohnen "internationalisiert" es sich zwar, doch bleibt es auch hier im Kern zunächst ein amerikanischen Problem. Von akuter Knappheit zu sprechen, wäre aus heutiger Sicht eine maßlose Übertreibung.

Grundsätzlich bleibt aber auch festzustellen, dass die Verarbeiter beziehungsweise Verbraucher von Sojabohnen sowie Sojaöl und Sojaschrot in den USA zusehen müssen, ihren Bedarf bis zum Frühjahr 2004 zu decken.

Die Preise für diese Erzeugnisse werden nach Lage der Dinge weiter steigen. Auf der fundamentalen Seite ist dies unter mittel- bis längerfristigen Aspekten nicht nur gerechtfertigt, sondern auch dringend erforderlich, um die Nachfrage zu dämpfen und zugleich Anreize zu höherer Produktion zu geben.

Auf der technischen Seite, und das sollte nie unterschätzt werden, wird die Spekulation am Terminmarkt in Chikago mehr noch als bisher auf Hausse setzen und sich somit verstärkt engagieren. Dabei sind die Kaufengagements besonders der Fonds heute bereits extrem hoch. Dies bietet aber auch eine Chance für die Verarbeiter, denn früher oder später werden Gewinnmitnahmen einsetzen, die in der gegenwärtigen Situation massive Preiseinbrüche in Gang setzen können. Dies wären dann Kaufgelegenheiten.

Natürlich zieht die Hausse des Soja-Komplexes auch die anderen Ölsaaten sowie die konkurrierenden pflanzlichen Öle und Schrote mit. Die internationalen und die regionalen Preisstrukturen werden sich je nach Verfügbarkeit und Bedarf wohl erheblich verändern. So ist so gut wie sicher, dass in den USA die Nachfrage nach kanadischem Raps (Canola) spürbar zunimmt, um die Versorgung mit Speiseölen zu sichern. Die in den USA benötigten Canola-Mengen werden daher anderen überseeischen Interessen nicht zur Verfügung stehen.

Nicht zu vergessen sind dabei die haussierenden Frachtraten. Mangelnder Frachtraum kann die Verschiffung vor allem von Trockengütern derart verteuern, dass alle historischen Preisstrukturen durcheinandergeraten.

Die Preissteigerungen bei Sojabohnen haben früh genug eingesetzt, um die Anbaupläne der südamerikanischen Erzeuger noch beeinflussen zu können. Sie werden nach Lage der Dinge alles daransetzen, um die Fläche so weit wie möglich zu erhöhen. Dies geht zu Lasten unter anderem von Mais.

Wenn die neuen südamerikanischen Sojaernten zufriedenstellend heranwachsen, dürfte sich die Versorgungslage bereits von März an entspannen. Sollten sich in Südamerika jedoch ernsthaftere Probleme einstellen, wäre bei Ölsaaten im allgemeinen und bei Sojabohnen im besonderen der Teufel los.

In diesem Zusammenhang sollte beachtet werden, dass es in Südamerika bei der Erzeugung von Sojabohnen seit vielen Jahren keine nennenswerte Zwischenfälle mehr gegeben hat. Damit könnten der Sinn für die Gefahren, denen die Ernten dort ausgesetzt sind, entschärft und Sorglosigkeit entstanden sein. Der wirkliche Schocker wäre daher vorgezeichnet, wenn sich die südamerikanischen Ernten nicht reibungslos entwickeln sollten.

Doch nun kurz zu den Statistiken des USDA. Es sagt voraus, dass die Weltproduktion der wichtigsten Ölsaaten 2003/04 (Oktober/September) gegenüber der vergangenen Saison von 328,94 Millionen Tonnen auf 346,75 Millionen Tonnen steigt. Im September war für die laufende Saison eine Erzeugung von 345,71 Millionen Tonnen angekündigt worden. Der Weltbestand an Ölsaaten soll im laufenden Rechnungsjahr von 41,05 Millionen Tonnen auf 39,78 Millionen Tonnen schrumpfen. Im September war noch ein Überhang von 38,05 Millionen Tonnen zur kommenden Saison hin vorausgesagt worden. Zu Erinnerung: Ende 2001/02 belief sich der Weltbestand an Ölsaaten auf nur 36,85 Millionen Tonnen.

Fazit für Ölsaaten im allgemeinen: Der "Soja-Schocker" des USDA geht am Weltmarkt für Ölsaaten so gut wie spurlos vorüber.

Bei Sojabohnen selbst ergibt nach den Erkenntnissen des USDA folgendes Bild: Die Weltproduktion an dieser wichtigsten Ölsaat soll 2003/04 gegenüber der vergangenen Saison von 196,36 Millionen Tonnen auf den Rekord von 200,15 Millionen Tonnen zunehmen. Im September war noch ein Ertrag von 201,07 Millionen Tonnen vorausgesagt worden. Der Weltvorrat sinkt 2003/04 nach Angaben des USDA von 37,29 Millionen Tonnen auf 36 Millionen Tonnen. Im September war noch eine Rückgang von 35,26 Millionen Tonnen auf 34,77 Millionen Tonnen vorausgesagt worden.

Fazit für den Sojabohnen-Weltmarkt: Der "Soja-Schocker" ist ein rein amerikanisches Problem. Die statistische Situation bessert sich nach den heutigen Erkenntnissen 2003/04 sogar!

In den USA wird es in der Tat kritisch, doch das USDA hat auf wundersame Weise rund 1 Million Tonnen Sojabohnen "gefunden", die die Bilanz nicht so dramatisch aussehen lassen. Die US-Produktion sinkt 2003/04 gegenüber der vergangenen Saison von 74,83 Millionen Tonnen auf 67,18 Millionen Tonnen. Im September wurde die neue Ernte noch auf 71,92 Millionen Tonnen geschätzt. Der Sojabohnenvorrat in den USA soll in der laufenden Saison von 4,61 Millionen Tonnen auf 3,53 Millionen Tonnen schrumpfen. Im September wurde noch ein Rückgang von 3,81 Millionen Tonnen auf 3,53 Millionen Tonnen vorausgesagt.

Wirklich dramatisch ist an diesen Zahlen nichts. Nur die absolute Höhe des Überhangs zur kommenden Saison hin zeigt, dass amerikanische Sojabohnen im Herbst 2004 äußerst knapp werden. Mit den dann vorhandenen Mengen können die Pipelines nicht hinreichend gefüllt bleiben. Doch der US-Markt ist nicht isoliert. Der Preis steuert die Versorgung. Steigt er nur weit genug, setzt über Rationierungseffekte der Ausgleich ein.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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Roland
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Das frage ich mich die ganze Zeit auch schon.

Die Südamerikanische Ernte hatte 2003 um 35% grösseren Ertrag als die letzte Rekordernte! Warum kauft China nicht in Brasilien/Argentinien, die zu den grössten Sojabohnenproduzenten geworden sind. Wieso schlägt das Überangebot von der südlichen Halbkugel nicht auf den Weltmarktpreis durch?

Repräsentieren die COBT Futures wirklich nur den US Markt? Irgendwie passt das nicht, oder müssen aus irgendwelchen Grüden die Bohnen in den USA gekauft werden? Die Aufwertung des Reals gegenüber dem US $ kann in Anbetracht der Preissteigerung bei den Bohnen keine Erklärung sein.

ladowa

Hallo,

ich wage eine Prognose, der Preiseinbruch ist nicht mehr allzu weitentfernt.

Gründe: Am Terminmarkt gehen die Profis zunehmend short! Die Zahl der Nettoshortpositionen der Commercial´s hat sich in vier Wochen verdreifacht! Gleichzeitig ging die Zahl der bullish eingestellten Profis von 46% auf 40% zurück.

Das OpenInterest stieg im gleichen Zeitraum um 48.257 Kontrakte, um 20%. Am Optionsmarkt wird für den Januarkontrakt kein Aufschlag mehr gezahlt.

Mal schaun ob ich recht habe.

gruß berny

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