° Weizen: Die Hausse-Bedingungen bessern sich täglich
Die Startbedingungen für eine Weizen-Hausse bessern sich von Tag zu Tag
(25.06.2003) Weizen befindet sich an den amerikanischen Märkten in einer Stabilisierungsphase. Sie verläuft wenig spektakulär, wenn man den Umfang vor allem der dort jetzt hereinkommenden Winterweizenernte betrachtet. Wenn nicht alle Regeln auf den Kopf gestellt worden sind, ist diese Stabilisierungsphase der Vorläufer eines saisonal bedingten Preisaufschwungs. Üblicherweise beginnt er in Kansas City, wenn der wegen des Einbringens der neuen Ernte herrschende Preisdruck abnimmt. Der Markt in Chikago, den die Spekulation eindeutig bevorzugt, folgt etwas später.
Wenn zu dieser Zeit schon aus saisonalen Gründen für Händler, Exporteure und Verarbeiter Anlass besteht, alle auf sinkende Preise gerichtete Operationen einzustellen und sich auf anziehende Notierungen vorzubereiten, so ist dies im Jahr 2003 geradezu ein Muss. Obgleich bei weitem noch nicht zuverlässig vorausgesagt werden kann, wie die Weltproduktion 2003/04 (Juli/Juni) letztlich ausfällt, besteht doch hinreichend Grund zu der Annahme, dass Weizen so knapp wird wie seit vielen Jahren nicht mehr. An Qualitätsweizen dürfte sogar ein Mangel entstehen, wie er seit Jahrzehnten nicht mehr verzeichnet wurde.
Immer wieder muss daran erinnert werden, dass 1996 in Chikago Rekordpreise von 7,20 Dollar je Bushel erreicht wurden, als die Versorgung mit Qualitätsweizen ungleich besser war, als sie 2003/04 sein dürfte. Heute liegen die Notierungen um weit mehr als die Hälfte unter damaligen Niveau. Seinerzeit herrschte auch keine Knappheit an Reis, wie sie 2003/04 zu erwarten ist. Und nicht zuletzt war seinerzeit die Versorgung der Welt mit Futtergetreide weitaus besser, als sie 2003/04 (Oktober/September) unter den derzeit überschaubaren Bedingungen werden kann.
Ein weiterer Aspekt gewinnt längerfristig immer mehr Gewicht: Die heute herrschenden Weizenpreise bieten keinem ökonomisch wirtschaftenden Erzeuger in der Welt Anreize, die Produktion höchstmöglich zu steigern. Doch nur eine höchstmögliche Zunahme der Erzeugung kann den Weizenmarkt aus seiner bedrohlichen Serie von Produktionsdefiziten herausführen und letztlich Preise rechtfertigen, wie sie heute herrschen.
Der Weizenmarkt kann sich dieser Erkenntnis nicht länger verschließen. Schon in den nächsten zwei bis drei Monaten fällen die amerikanischen Farmer Entscheidungen über die Anbaufläche für Winterweizen, der der Saison 2004/05 zugerechnet wird. Damit fallen die ersten Würfel für die Versorgung im übernächsten Rechnungsjahr. Im Spätsommer und im Herbst sollten sich die Preise auf einem wesentlich höheren Niveau bewegen als dem heutigen.
Neben den nun mehr und mehr für anziehende Preise sprechenden saisonalen Einflüssen ist von großer Bedeutung, dass die spekulativen Fonds offenkundig kapitulieren. Sie haben ihre Netto-Kaufpositionen besonders in Chikago nach ihrem grandiosen, aber voraussehbaren Fehlstart im April und Mai weitgehend abgebaut. Diese Positionen stellen inzwischen keine technische Belastung des Marktes mehr dar. Vielmehr besteht Raum für einen beträchtlichen Wiederaufbau von spekulativen Kaufengagements. Das kann sehr rasch geschehen und die Notierungen schon in den nächsten Wochen steil nach oben treiben.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)