° Weizen: Es braut sich einiges zusammen
Die Märkte für Getreide und Ölsaaten ignorieren den USDA-Bericht – Doch im Hintergrund braut sich einiges zusammen
(11.04.2003) Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte in seinem am Donnerstag vorgelegten neuen Erntebericht einige kleine Überraschungen zu Gunsten der Haussiers parat, doch die Märkte waren nicht gewillt, sie zur Kenntnis zu nehmen. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich nämlich inzwischen ganz auf die neuen Ernten 2003, und hier vor allem auf die Witterungs- und Wuchsbedingungen für die nun weiter wachsenden Winter- und die neuen Sommerernten.
Doch die Zahlen für die jeweiligen Erntejahre 2002/03 bilden die Basis, mit der die einzelnen Agrarprodukte in die neue Saison gehen. Beachtenswert ist vor allem die Weltstatistik für Weizen, die zu diesem späten Zeitpunkt der alten Saison doch noch einmal erheblich verändert wurde. Die Weltproduktion 2002/03 (Juli/Juni) weist das Ministerium jetzt mit nur 564,28 Millionen Tonnen aus. Im März waren es noch 566,93 Millionen Tonnen. Dies ist letztlich auch der Grund für die Prognose, dass der Weltvorrat von 198,72 Millionen Tonnen auf 167,46 Millionen Tonnen schrumpfen soll. Im März wurde noch ein Überhang zur kommenden Saison hin von 172,83 Millionen Tonnen ausgewiesen. Bei Weizen ist inzwischen ein Plus oder ein Minus von 1 Million Tonnen von Gewicht.
Was häufig vergessen wird, ist die Situation am Markt für Reis. Dieses bedeutende Nahrungsgetreide droht nun wirklich extrem knapp zu werden. Daher verschiebt sich die Nachfrage zwangsläufig auch zu Gunsten von Weizen. Der zusätzliche Bedarf an Weizen lässt sich zu diesem Zeitpunkt kaum quantifizieren, doch sollte sich niemand überrascht zeigen, wenn der Weizenverbrauch in später folgenden Statistiken „überraschend“ hoch ausgewiesen werden sollte.
Zum rein amerikanischen Weizenmarkt stellt das USDA fest, dass der Überhang von 21,15 Millionen Tonnen auf 12,1 Millionen Tonnen sinken dürfte. Im März wurde noch ein Endbestand von 12,64 Millionen Tonnen angekündigt. Dies Veränderung ist insofern von Bedeutung, als mit einem höheren Überhang gerechnet wurde.
Bei Futtergetreide im allgemeinen und bei Mais im besonderen hat das USDA statistisch nicht viel verändert. Fest steht jedoch, dass der Start in die neue Saison mit extrem geringen Vorräten beginnt. Dies gilt besonders für Mais. Hier darf zunächst auf Sicht von gut vier Wochen und dann vor allem während der Bestäubungsphase im Juli nichts schief gehen, wenn dieser Markt nicht explodieren soll. Doch es muss stets bedacht werden, dass sich bei Futtergetreide im Gegensatz zu Weizen und Ölsaaten im Falle ernster Versorgungsschwierigkeiten noch einige Schlupflöcher öffnen können, über die das Schlimmste zu verhindern wäre.
Bei Sojabohnen hat sich in der Statistik des USDA zwar nicht viel verändert, doch ist zu bezweifeln, dass die Zahlen des USDA der Wirklichkeit für 2002/03 (Oktober/September) sehr nahe kommen. Vielmehr spricht manches dafür, dass die Nachfrage noch zu gering angesetzt ist und dass der Weltüberhang zur kommenden Saison hin spürbar geringer ausfällt, als es das Ministerium noch annimmt. Doch der Endbestand in den USA, der jetzt gegenüber März von 4,34 Millionen Tonnen auf 3,94 Millionen Tonnen zurückgenommen wurde, bewegt sich rechnerisch bereits unter dem Minimum, das erforderlich ist, um die Versorgungssysteme (Pipelines) voll funktionsfähig zu erhalten. Sojabohnen könnten bei widrigen Wuchsbedingungen daher der Kandidat unter den „Grains“ sein, der mit massiven Preissteigerungen zu überraschen in der Lage ist.
(Quelle: Taurosweb)
Grafik: Mais Chicago Juli 2003 auf Tagesbasis