Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

° Weizen: Explosive Situation wie selten zuvor !

Der Weizenmarkt steht technisch auf der Klippe – fundamentale Situation aber so explosiv wie selten zuvor

(23.05.2003) Weizen macht nach dem, was vor gut zwei Wochen begann und wie ein Früh- oder Fehlstart aussah, eine Korrektur durch. Bislang ist sie noch sehr milde verlaufen.

Charttechnisch sieht es so aus, als wäre das Getreide von der Höhenkrankheit befallen worden. In Chikago könnte der Juli-Kontrakt im Zuge der Korrektur auf mindestens 3,15 $ je Bushel zurückfallen. Manche würden sich aber auch nicht wundern, wenn die Notierungen zum Ausgangspunkt ihres explosiven Aufschwungs zurückkehren sollten.

Viel hängt jetzt davon ab, ob die Fonds, die innerhalb von gut zwei Wochen ihre Netto-Baissepositionen aufgaben und netto beachtliche Kaufengagements aufgebaut haben, ihre Käufe fortsetzen. Geschähe dies in größerem Umfang, würde die Korrektur unter- oder sogar abgebrochen. Das dicke Ende für die Fonds käme dann eher später als früher, aber von einem wesentlich höheren Preisniveau aus.

Wenn die Fonds jetzt jedoch zu der Erkenntnis gelangen sollten, dass die Hausse-Seite fürs erste ausgereizt ist, könnten sie zu liquideren beginnen. In diesem Fall wären die Marke von 3,15 $ nur das erste Ziel und ein Test der im März und April verzeichneten zyklischen Tiefs nicht auszuschließen.

Was wir von der fundamentalen Lage am Weizenmarkt halten, haben wir über Wochen und Monate hinweg immer wieder dargelegt: Sie ist und bleibt wegen der Produktionsdefizite und der schrumpfenden Vorräte explosiv. Frühestens die Saison 2004/05 (Juli/Juni) kann mit erheblicher Mehrproduktion Entlastung bringen. Aber das ist alles andere als sicher.

Doch selbst wenn sich die fundamentalen Bedingungen noch so hausseträchtig darbieten, es gibt immer wieder Phasen, in denen sie vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Dafür sorgen rein technische Einflüsse wie die oben geschilderten und vorgezeichnete saisonale Tendenzen. Letztere sprechen bis mindestens Ende Juni für Preisdruck.

Dies liegt daran, dass zwischen Mitte Mai und Ende Juni die Winterweizenernte in den USA eingebracht und weitgehend vermarktet wird. In dieser Zeit herrscht der übliche "Erntedruck", der danach aber nachzulassen beginnt. Übersteigt dieser Druck die Bereitschaft der Fonds, die Kaufengagements weiter auszubauen, kann ein massiver Preiseinbruch entstehen. Mit Betonung auf "kann". Dann wäre aber auch der Punkt erreicht, an dem sich Verarbeitern oder Verbrauchern wohl die letzte Gelegenheit bietet, ihren Bedarf für die nächsten zwölf Monate mindestens im Preis zu sichern.

(Quelle: Arnd Hildebrandt / Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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