Richard Ebert
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° Weizen: Produktionsdefizite / saisonaler Aufschwung steht bevor

Der Weizenmarkt steht vor einem Saison bedingten Aufschwung – die strukturellen Produktionsdefizite dauern an

(08.07.2003) Bei Weizen ist nun die Zeit gekommen, zu der die Notierungen an den Terminmärkten in den USA immer weniger "Erntedruck" spüren und schließlich zu einem saisonal bedingten Aufschwung ansetzen. Normalerweise hebt der Markt in Kansas City zuerst ab. Ihm folgt dann gewöhnlich der Markt in Chikago. Minneapolis spielt eine Sonderrolle. Zum einen hängt die Entwicklung dort von der Sommerernte an Hartweizen (hard red spring wheat) ab. Zum anderen ist der Markt in Minneapolis sehr eng. Er wird darüber hinaus von kommerziellen Kräften beherrscht, weil sich die Spekulation dort nur am Rande zeigt.

In diesem Jahr scheinen die Karten anders gemischt zu sein als sonst, denn während die Notierungen für Winterweizen in Kansas City unter anhaltendem Druck stehen und auf zyklischen Tiefs liegen, verweigern sich die Preise in Chikago wenigstens bis jetzt einem weiteren Rückgang. Das gängige Argument lautet, die Winterweizenernte in den USA sprenge alle Dimensionen, und dies drücke nachhaltiger als üblich auf die Preise in Kansas City.

Unter technischen Aspekten ist zu beachten, dass die spekulativen Fonds in Chikago noch unentschlossen zu sein scheinen. Nach Darstellung von Beobachtern verfügen sie über minimale Netto-Positionen auf der Kaufseite. Sie sind ausbaufähig, wenn charttechnische Signale anzeigen würden, dass der Preisdruck tatsächlich gewichen ist. Das Auftriebspotential wäre natürlich noch viel stärker, wenn die Fonds netto auf der Baisse-Seite liegen würden. Das aber werden sie zu dieser vorgerückten Jahreszeit wohl nicht mehr wagen.

Für Verarbeiter und Verbraucher von Weizen bedeutet dies, dass sie schon eingedeckt sein oder aber letzte Käufe nun sehr rasch vornehmen sollten. Der Preisdruck wird schwinden, sobald die Winterweizenernte in den USA voll eingebracht und im wesentlichen verteilt ist. Dann dürfte der Blick der Meinungsmacher in den USA auch wieder über den heimischen Tellerrand hinausgehen und die Situation am Weltmarkt zu erfassen versuchen. Und dort gibt es für sie einige Überraschungen, die ihnen unter dem Eindruck der wohl immensen eigenen Winterweizenernte verschlossen geblieben sind.

In der vergangenen Woche hat der Internationale Getreiderat neue Zahlen vorgelegt. Er schätzt die Weltproduktion von Weizen 2003/04 (Juli/Juni) jetzt auf 572 Millionen Tonnen. Ende Mai hatte er noch ein Ergebnis von 582 Millionen Tonnen angegeben. Die Produktion in der vergangenen Saison soll bei 566 Millionen Tonnen gelegen haben. Das USDA hatte die Weltproduktion im Juni noch mit knapp 562 Millionen Tonnen angegeben. Der IGC sagt für 2003/04 einen Rückgang des Weltverbrauchs an Weizen von 603 Millionen Tonnen auf 596 Millionen Tonnen voraus. Daraus ergibt sich für ihn ein Rückgang des Weltbestands von 156 Millionen Tonnen auf 133 Millionen Tonnen. Die Vorräte in den fünf führenden Exportregionen dürften in der laufenden Saison jedoch von 34 Millionen Tonnen auf 37 Millionen Tonnen wachsen. Dies spiegelt die im Vergleich zu 2002/03 deutlich erholte Produktion in diesen Regionen wider, der eine spürbare Abnahme der Erzeugung in anderen, weniger bedeutenden Ländern gegenübersteht.

Die Zahlen beweisen, dass das strukturelle Defizit am Weizenmarkt fortbesteht. Nichts deutet darauf hin, dass es sich verflüchtigt, zumal die herrschenden Preise den Erzeugern keinen Anreiz zu höherer Produktion bieten. Selbst wenn 2003/04 eine Preisexplosion ausbleiben sollte, was noch nicht ausgemacht ist, dürfte es 2004/05 auch in Verbindung mit dem geringen Angebot an Reis zum Schwur kommen. Preise, wie sie heute herrschen, dürften daher auf unabsehbare Zeit nicht wiederkehren.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

Geschrieben von Richard Ebert am
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