Einführung des QS-Systems für Kartoffeln
Kommentar von Dietrich Baumann, 'Kartoffelwirtschaft'
Zu Zweifeln - Was siegt?
Die Stimmung war äußerlich recht ruhig zum Sächsischen Kartoffeltag in Groitzsch, aber das täuschte, denn es ging um eine heiße Sache: Einführung des QS - Systems für Kartoffeln. Ein Thema, bei dem sich derzeit Pro und Contra ständig in die Quere kommen. Wohin neigt sich das Pendel? Zum QS, zum Eurepgap, zum IFS, zum BRC? Welches ist wo besser, welches ist wo weniger gut für die Sache±? Da sind sich die Apologeten nicht einig.
Das QS-System, äußerte gar einer seiner Väter in Groitzsch, das QS komme ein Jahr zu spät. Es kam in einer Zeit, als die anderen Systeme schon da waren. So könne es durchaus passieren, dass man in nicht allzu ferner Zeit sagen müsse: Wir haben eineinhalb Jahre umsonst gearbeitet. Wir wurden überrollt.
Zu einer Feststellung gab es keine Diskussion: Sieger wird der, der beim Lebensmitteleinzelhandel beide Füße in die Tür bekommt. Das Prinzip heißt also erstmal Hoffnung. Die wird davon genährt, dass dieses QS unbestritten seinen Fokus exakt auf die Knolle richtet, es ist also reinkartoffelspezifisch. Es erfasst den ganzen Weg der Knolle, vom Acker über das Lager und den Verarbeiter bis zum Verbraucher. Daran zweifelt auch niemand und seine Väter preisen unermüdlich diesen Vorteil. Aber was nützt alles Streben, wenn das Zünglein an der Waage, der LEH, in eine andere Richtung schaut?
Wenn meine Knollen ohne das QS-Zeichen, aber unter einem anderen Güte-Symbol vom Handel abgenommen werden, dann spare ich es mir, betonte ein Landwirt im proppevollen „Groitzscher Hof“. Vielleicht wären ja verschiedene Systeme in punkto Qualitätsbeweis auch gar nicht schlecht. Denn wer glaube denn schon daran, dass sich die Großen des LEH mit ein und demselben Label schmücken wollen, wo sie sich doch sonst so gerne voneinander absetzen - nicht nur beim Preis.
Den sächsischen Kartoffelproduzenten ist es nicht bange davor, die Forderungen des QS zu erfüllen. Sie beschreiten schon längst einen geraden Weg in Richtung Qualität und gläserne Nachvollziehbarkeit des Weges. Der Start zum QS-Zeichen ist in allen Einzelschritten vorbereitet. Es kann also losgehen und es wird losgehen. Die entscheidende Frage bleibt aber: Was nützt es und wo geht es anderwärts auch noch los? Denn Sachsen und die befreundeten Nachbarländer Thüringen und Sachsen-Anhalt zusammen beackern nur ein ganz kleines Stück der bundesdeutschen Kartoffelfelder. Wenn der Lebensmitteleinzelhandel die Weichen nicht hörbar in Richtung QS stellt, dann wird der QS-Zug weit vor dem Bahnhof stehen bleiben. Aber nicht kostenlos.