Erster ZMP-Settlement-Preis für Veredelungskartoffeln bei 4,3 €/dt
Bereits am Montag der zurückliegenden Woche veröffentlichte das holländische Zentralbüro für Statistik (CBS) die erste offizielle Schätzung für die holländische Kartoffelernte. Anders als bei unseren Statistiken enthalten die Nennungen keine Stärkekartoffeln. Mit 5,1 Mio. Tonnen liegt die dortige Kartoffelernte um 3 % höher als in 2001. Die Hektarerträge auf Sandböden und von Pflanzkartoffeln fielen kleiner aus, um so höher waren die Erträge auf den schweren Kleyböden. Da immerhin auf 30% der Flächen ertragsschwächere Pflanzkartoffeln wachsen, wird deutlich, dass die Konsumkartoffeln überdurchschnittliche Erträge ausweisen. Hierbei ist der Anteil an 50mm+ Knollen besonders hoch. Der daraus gewonnene Frittenrohstoff steht also in sehr großem Umfang zu Verfügung.
Das erklärt auch die anhaltend desolate Marktlage bei Verarbeitungsrohstoff, was sich auch in der ersten Preismeldung für Frittenrohstoff ausdrückt, die von der ZMP am 20.09. veröffentlicht wurde. Darin sind bisher die Notierungen aus Frankreich, Belgien und Deutschland eingeflossen. Der ermittelte Preis liegt bei 4,32 €/dt für volle Züge ab Verladestation.
Die ZMP wird ab sofort einmal wöchentlich – jeweils am Donnerstag - diesen Preis ermitteln und der WTB Hannover als Settlementpreis für den Kontrakt auf Veredelungskartoffeln vorschlagen. Zu dieser Notierung werden also nach dem letzten Handelstag die dann noch offenen Terminkontrakte abgerechnet. Ein physische Lieferung über die Börse ist für diesen Kontrakt also nicht vorgesehen, vielmehr kann hierfür privatrechtlich der EFP-Vertrag genutzt werden. Es wird durch die neutrale Preiserhebung von vier verschiedenen Preiskommissionen in Holland, Belgien, Frankreich und Deutschland sichergestellt, dass die ermittelten Preise nicht manipulierbar sind und dem Preisniveau entsprechen, das tatsächlich am Kassamarkt vorherrscht.
Durch den EFP-Vertrag wird zunächst einmal die Abnahme- und Liefergarantie für die Vertragspartner vereinbart. Bis zur körperlichen Vertragserfüllung haben beide Parteien Zeit, ihren idealen Preis an der Börse zu sichern. Wer also seinen Frittenrohstoff noch nicht verkauft hat, hat zurzeit die Möglichkeit, sich an der Börse cirka sieben Euro/dt zu sichern, während der Kassapreis derzeit bei 4,3 €/dt liegt.
Verarbeitungsrohstoff, für den bislang noch kein Absatz sicher ist, scheint bei den Verarbeitern schwer zu platzieren zu sein. In den Zentren der Verarbeitungsindustrie in Belgien, Niederlande und Großbritannien spricht man sogar schon von „alarmierden“ Umständen (Potato call), zumal nun zum Ende der Haupternte deutlich wird, dass Lagerraum für Rohstoff knapp wird.
Gemessen dran sind deutsche Speisekartoffelerzeuger noch gut dran, denn mit Hilfe der Teilbevorratungen, die zurzeit durch den LEH beworben werden, ist der Absatz relativ zügig. Dennoch beklagen Versender, dass die Erlöse nicht befriedigen, denn nur mit sehr guten Hektarertägen rechnen sich für Landwirte lediglich kleine Deckungsbeiträge. Da die Haupternte vielerorts kurz vor dem Abschluß steht und zumindest in Niedersachsen Lagerräume noch ausreichend vorhanden sind, ist die Abgabedisziplin in den Versandregionen gut genug, um die Preise nicht noch weiter unter Druck zu setzen. Ob im weiteren Marktverlauf ein Lagernutzen zu erwirtschaften ist, muss sich jedoch noch herausstellen.
Wer angesichts der europäischen Rahmenbedingungen skeptisch ist, sollte sich die nötigen Reports an der WTB absichern, denn die Frühjahrmonate notieren immerhin einen Euro höher als der prompte Markt, der sich offenbar immer noch nach unten korrigiert.
Die jeweils einmal wöchentlich ermittelten Kassapreise für beide an der WTB gehandelten Kartoffelkontrakte finden Sie ab sofort auf der Seite der Echtzeitkurse, aber auch auf der Seite mit den Schlusskursen ab 18 Uhr.