Ferkel: Preissturz um weitere 3 Euro / Mäster können günstig kaufen
Der Schweinemarkt zeigt sich zu Wochenbeginn gut ausgeglichen. Für die reduzierte Schlachtwoche ist das Angebot an Schlachtschweinen ausreichend und ohne grössere Probleme zu platzieren.
Der Druck am Ferkelmarkt nimmt in dieser Woche zu. Viele Mäster sind nur unter Preiszugeständnissen bereit das umfangreiche Ferkelangebot aufzunehmen.
Nachdem in der vergangenen Woche vor allem die Preise in Süddeutschland nachgaben, sind in dieser Woche Preisabschläge bis zu 3 Euro zu erwarten.
(Quelle: VR Agrarberatung)
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Unsere Grafik zeigt den Ferkelpreis für Hohenlohe/Oberschwaben. In dieser Woche wird ein Rückgang von 3 Euro auf 36,20 für das 25 Kilo Ferkel in 100-er Gruppe erwartet. Der Ferkelpreis würde damit 30 % unter dem vor 52 Wochen notieren.
Ein Jubelfest für die Schweinemäster ?
@ Richard Ebert [#1]
Mit Ihrem Zusatz:"Ein Jubelfest für die Schweinemäster ?" wollen Sie sicherlich provozieren.
Die logische Preisveränderung bei den Ferkeln ist erst der Anfang des Ferkelpreisverfalls. Die - 3 € ersetzen gerade einen Bruchteil der Verluste in der Schweinemast.
Ich stelle im Moment ein ganz neues unternehmerisches Denken unter den Schweinemästern fest.
In einer Gesprächsrunde unter Mästern,die meist als größere Ackerbauern ihr Getreide in der Mast verwerten, kam in den letzten Tagen folgende klare Strategie heraus:
1. Angebote beim Getreidehandel für die bevorstehende Ernte einholen .
2.Ferkel gar nicht, oder verhalten einstallen.
3.Auf Grundlage aller Kostenfaktoren unternehmerisch entscheiden ob die Mast für bestimmte Zeit ganz ausgesetzt wird.
Allen ist mittlerweile klar, daß die Getreideverwertung in der Schweinemast die z.Z. schlechteste Verwertung ist.
Ferkelerzeugern, die in Zukunft ihren Bestand aufgeben wollen, kann man nur empfehlen, schon ab heute keine Sau mehr zu belegen.
Aber meist fällt die Entscheidung erst,wenn der Ferkelpreis unter 25 € gefallen ist.
Gruß Paul
Aber wo bleibt denn hier der Faire und Partnerschaftliche Umgang mit dem Ferkelerzeuger ?? Muss der jetzt die Zeche zahlen ?
In diesem Sinne
@ ina [#3]
Die Zeche der Großverdiener Schlachthof und LEH bezahlt im Moment der Mäster. Auf Dauer ist der Ferkelerzeuger Mitzahler; eben ein Partner in guten und schlechten Zeiten. Erst wenn weniger Sauen in der Produktion stehen gehen die Stückzahlen zurück.
Ich empfehle Dir die Gesetzmäßigkeiten des Schweinezyklus zu studieren. Dann wirst Du feststellen, daß in einem bestimmten Bereich der Schweinekurve sich die Machtverhältnisse drehen. Die Schweine sind dann begehrte Rohware der Schlachtindustrie.
Glaub mir, bisher waren wir auch in solchen Zeiten Partner der Schlachtindustrie.
In Zukunft wird das anders sein. Wer wie Tönnies oder D&S den europäischen Markt abgrast, nur um im eigenen Land die Einkaufspreise zu drücken, der darf dann nicht mehr mit Verständnis rechnen.
In meinem obigen Beitrag wollte ich darauf aufmerksam machen, daß Schweinemäster, wenn sie gleichzeitig Getreide erzeugen, auch Alternativen zur unattraktiven Mast haben.
Gruß Paul
@ paul [#2]
Zitat: 'Mit Ihrem Zusatz: "Ein Jubelfest für die Schweinemäster ?" wollen Sie sicherlich provozieren.'
Ja, ich wollte Antworten auf die Frage, wie die Schweinemäster reagieren, NACHDEM der Ferkelpreis immer weiter absackt und bereits 30 % unter Vorjahr notiert.
Normalerweise sollte dann 'billig' gekauft werden. Sie aber schreiben: 'Ferkel gar nicht oder verhalten einstallen'.
Die folgende Grafik zeigt, dass jetzt einzustallende Mai Ferkel im Verhältnis zum Preis der gemästeten September Schweine günstig wie selten zuvor gekauft werden können.
Günstigere Ferkel sind ein Aspekt, Gesamtkosten der Mast entscheiden aber über das Verhalten der unternehmerisch denkenden Mäster.
Bei 12 - 15 € höheren Futterkosten ist eine Mast auch mit niedrigeren Ferkelkosten nur bedingt lohnend.
Gruß Paul
@ Herrn Ebert
30% günstiger wie im Vorjahr; wo bitte schön?
Einstallpreis Mai 2006 bei 30 kg guter Qualität; Grossgruppen bei frei Stall rund 61 Euro; heute knappe 55 Euro.
Die Ferkelnotierung spiegelt doch nicht im geringsten den Gesamtmarkt wieder. Demnach dürften die Ferkel nur knappe 46 Euro frei Stall kosten; sprich ein Grundpreis von 29,90 Euro.
Aber; und das ist das "komische"; wir sind nun so weit dass erstmals das Füttern teurer ist wie das Ferkel. Willkommen in der Hähnchenmast; und dort rechnet man in ct-Beträgen.
In dem SInne
MFG
Mühlenbach
@ Muehlenbach [#7] und alle anderen
Kassapreis Hohenlohe/Oberschwaben, siehe Grafik in Beitrag [#1].
Ich versuche die Marktgegebenheiten und das Marktverhalten Einzelner zu verstehen. Vielleicht helfen Sie mir bei folgender Frage:
Wie tief muss der Ferkelpreis, Basis RMX Ferkel Index oder Basis Hohenlohe/Oberschwaben denn noch fallen, damit die Schweinemäster bei den derzeitigen Schweine- und Futtermittelpreisen im Schnitt Gewinne in der Grössenordnung erzielen, um die Mast rentabel zu machen.
Für Gewinne der Mäster ist doch neben Futtermitteln, Energie und den anderen Kosten sowohl der Einkaufspreis der Ferkel als auch der Verkaufspreis der Schweine entscheidend. Und der Schweinepreis ist derzeit nach oben 'gedeckelt'.
Ein 92 kg Schwein bringt heute ca. 125,- € im Verkauf.
Die Futterkosten liegen bei knapp 60,- €/dt. Sonst. Kosten (Strom Heizung Wasser Tierarzt etc.) liegen zus. bei etwa 10,- €. Lohnansatz liegt bei ca. 5,- €. Die Festkosten betragen ca. 25-30,- €
Demnach dürfte das 28 kg Ferkel max. 25,- € incl. Mwst. frei Hof kosten, dabei sind Verluste noch gar nicht eingerechnet.
mfg p-p
Ich glaube schon das Herr Ebert die Kosten der Mast kennt!!!
@ Porc-Profi [#9] und alle anderen
Vielen Dank. Meine Frage war jedoch, wie hoch der RMX Ferkelindex, auf den die Futures gehandelt werden, notieren muss, also bezogen auf ein 25 kg Ferkel und wenn ich das richtig sehe ohne die diversen Aufschläge.
Können Sie mir die Frage beantworten ?
@ Paule [#10]
Die Kosten der Mast kenne ich nicht. Ich bin Banker und Börsianer und habe mit Mast noch nie etwas zu tun gehabt.
@ Richard Ebert
12 bis 15 Euro wäre im Moment die Notierung für den Ferkelindex.
Schönes Pfingstwochenende allen.
Gruß P - P
@ Porc-Profi [#12]
Warum werden für Mai-Ferkel an der RMX mehr als 35 Euro geboten, wenn nach Ihrer Meinung nur 12 bis 15 Euro gerechtfertigt wären ?
Wenn ich es richtig interpretiere, kosten 28 kg Ferkel rund 10 Euro Aufschlag auf den Ferkel Index, also etwa 46 Euro, obwohl sie nach Ihrer Meinung nur 25 Euro kosten dürften.
Das bedeutet, bereits im Einkauf werden Verluste von rund 20 Euro je Ferkel in Kauf genommen ? Warum ? Werden Sie dazu gezwungen ?
Man kann die Frage auch anders stellen: Warum steigt der Schweinepreis nicht obwohl die Marktlage das hergibt? Oder warum kaufen wir nicht massenhaft den günstigen Weizen an der Börse; der Abgabepreis an den Endverbarucher ist höher - Theorie und Praxis.
Aber wir werden nicht mehr lange dazu gezwungen. Der Erzeuger bekommt schon lange nicht den Preis, den sich der Handel nimmt.
Ferkel werden massenhaft angeboten; besonders "Fegeferkel" kann man schon für 35 Euro frei Stall bei 30 kg bekommen; mit all den Nachteilen.
Sauenhalter treten verstärkt auf dem Pachtmarkt auf in der Hoffnung noch irgendwas retten zu können.
Viele Bauern sind am Ende; das Geld ist weg; auch grade mit dem Umstand dass der Acker das Kapital nun am stärksten aufgebraucht hat.
Besserung beim Einstallen wird es erst geben wenn die neue Ernte in Sicht ist;d.h. mit besten Falle ab Anfang Juli.
Es kommt auch kein Druck auf wegen dem Phänomen Wirtschaftsjahrende; es sind keine Gewinne auszumachen; deshalb kommt der Ferkelmarkt bis mitte Juni mächtig unter Druck.
In dem Sinne
MFG
Mühlenbach
@ Muehlenbach [#14]
'Warum steigt der Schweinepreis nicht obwohl die Marktlage das hergibt?'
Auf die Gefahr, mich bei Ihnen oder anderen Mästern unbeliebt zu machen: Die Marktlage gibt es eben NICHT her. 'MARKT'-Lage ist das, was am Markt bezahlt wird, im Sinne von frei vereinbarten Preisen zwischen Verkäufer und Käufer, und nicht das, was den Wunschträumen (Preisvorstellungen) beider Parteien entspricht.
Eine Marktlage ist auch nicht per Definition gut oder schlecht. Nehmen wir den Ferkelpreis: Wenn der Preis sehr tief ist, meinen die Mäster, er sei gut und die Ferkelerzeuger, er sei schlecht. Andersrum, wenn der Ferkelpreis hoch ist.
In der Marktwirtschaft haben beide Vertragspartner das Recht, sich auf der Gegenseite den Handelspartner mit den für sie günstigsten Konditionen herauszusuchen.
Ist dies nicht der Fall, haben wir keinen freien Markt. Inwieweit wir einen Markt mit echter Preisbildung haben, wenn über 'Vermarkter' verkauft wird, kann ich nicht beurteilen, aber diese werden ja von den Mästern selbst beauftragt.
Ich bitte ausdrücklich mir zu widersprechen !
Gruss, Richard Ebert
Das war auch nur ein wenig Ironisch gemeint.....
In dem Sinne
MFG
Mühlenbach
Die niederländische Ferkelnotierung hat die NVV für die 22. KW 2007 auf 35,00 Euro festgesetzt. Das ist minus 4 Euro gegenüber der Vorwoche. Diese Notierung gilt inkl. Mehrwertsteuer und bezieht sich auf eine 140er Verkaufspartie, 25 kg und mittlere Qualität (Quelle:ISN)
Gruß Paul