Fleischindustrie: Schweine für 1,6 Mrd. Euro gesucht
10 Mio. „neue“ Schlachthaken – Schweine für € 1,6 Mrd. gesucht - ISN erstellt Übersicht - Gute Aussichten für Erzeuger - Schlachtbetriebe weiten Kapazitäten aus – Wettbewerb ums Schwein wird härter
schweine.net, Damme (02.08.06) - Nach Jahren der Konsolidierung in der deutschen Schlachtbranche wird wieder kräftig investiert! Während auf der einen Seite zwei große und mehrere mittlere Schlachtunternehmen ihre vorhandenen Standorte kräftig ausbauen wollen, verfolgt auf der anderen Seite die seit drei Jahren auch auf dem deutschen Schlachtschweinemarkt aktive, niederländische Vion Food Group vorwiegend eine Unternehmensstrategie der nicht minder kapitalintensiven Betriebsschließungen. Die Niederländer haben sich in Deutschland in den vergangenen Jahren die A. Moksel AG, Buchloe, die Norddeutsche Fleischzentrale NFZ AG, Hamburg und die Südfleisch AG, München einverleibt, die sie noch verdauen müssen.
Zusammen belaufen sich allein die zurzeit bekannten Expansionspläne einiger Schlachtunternehmen auf eine jährliche Kapazität ca. 10 Mio. Schlachtschweinen. Bei dem aktuellen Preisniveau von € 1,70 je kg Schlachtgewicht entspricht dies einem Umsatz von ca. € 1,6 Mrd.! Die Steigerung beträgt 20 %, selbst wenn man das Rekordjahr 2005 mit insgesamt 48,2 Mio. in Deutschland geschlachteten Schweinen zu Grunde legt. Dem steht entgegen – wie das Statistische Bundesamt in dieser Woche mitgeteilt hat – ein Bestandsrückgang von fast 2 % auf 26,5 Mio. gehaltene Schweine in Deutschland.
So will das Unternehmen Tönnies Fleisch an allen seinen drei Standorten in Rheda-Wiedenbrück, Weißenfels und Sögel die Schlachtkapazität um zusätzliche ca. 100.000 Schlachtschweine pro Woche steigern. Als Zweiter im „Konzert der Großen“ beabsichtigt D&S Fleisch, Essen die Standortkapazität auf 80.000 Schweine je Woche zu verdoppeln. Und die Westfleisch will nach der Übernahme von Barfuss im letzten Jahr durch eine weitere Auslastung der bestehenden Kapazitäten mitwachsen. Dazu kommen noch einige weitere mittelständische Unternehmen, wie Grundkötter in Beckum, Vogler Fleisch in Steine und Ulmer Fleisch in Ulm, um nur die mit den größten zu erwartenden Zuwächsen zu nennen. Selbst die Vion Food Group geht davon aus, einige aus Unternehmenssicht zukunftsfähige Standorte wie beispielsweise Emstek und Zeven erweitern zu können. In Relation zu den Expansionsplänen fallen die Betriebsstilllegungen der Vion-Schlachtbetriebe in Kalkar, Anklam, Lübeck und demnächst Pfarrkirchen weniger ins Gewicht.
Konsequenz dieser Entwicklung ist, dass die heimische Schweineproduktion ausgeweitet werden muss, was derzeit auch moderat geschieht. Doch auch unsere Nachbarn in Dänemark mit knapp 0,5 Mio. und die Niederlande mit 2,2 Mio. in 2005 nach Deutschland importierten Schweinen profitieren von dieser Entwicklung. So haben die Dänen in den ersten Monaten 2006 ihre Importe um ca. 36 % und die Niederländer um 7 % gesteigert.
Im Saldo werden die gestiegenen Bedürfnisse der Schlachtbetriebe nicht ohne weiteres gedeckt werden können, so dass sich der Wettbewerb um die Schlachtschweine insbesondere auf dem deutschen Markt weiter verschärfen dürfte. Gute Aussichten für den Erzeuger!
(Quelle: http://www.meat-n-more.info/portal/news/news_wirtschaft.php?we_objectID=5387)
Wenn die großen Schlachtunternehmen in dem geplanten Maße ihre Schlachtzahlen erweitern, dann wird das sicherlich für viele kleinere bis mittlere Schlachthöfe das Ende bedeuten.
Das so etwas langfristig für den Erzeuger gut ist bezweifele ich stark.
Außerdem werden sicherlich nicht alle Schlachthöfe ihre Kapazitäten ohne weiteres so stark ausweiten können.
Hallo zusammen!
Einer ist schon dabei, der nicht um 100% aufstockt sondern 100% weniger macht !
Gruß Brontosaurus
Grundkötter, Beckum - 6.600 Schw./Woche ?
Hier dazu die Info von Schweine.net:
Nach reiflicher Überlegung hat die Geschäftsleitung der Firma Grundkötter Fleisch GmbH & Co. KG beschlossen, den Betrieb auf dem Beckumer Schlachthof vollständig einzustellen, berichtet die Beckumer Zeitung „Die Glocke“. 68 Mitarbeitern sei bereits gekündigt worden. Außerdem seien etwa 25 selbständige Schlachter und 20 Zerleger betroffen. Eventuell kämen noch Mitarbeiter der Veterinärbehörden hinzu.
Geschäftsführer Lothar Grundkötter nennt als Grund für die Schließung die Folgen eines Brandes, bei dem eine Elektro-Verteileranlage zerstört worden war. Der Schaden sei immens und eine Erneuerung würde den Betrieb für weitere zwei Monate stilllegen. Außerdem sei die Akzeptanz des Schlachthofes bei den Anwohnern nicht mehr gegeben. Eine ursprünglich geplante Erweiterung der Schlachtkapazitäten auf 6.600 Stück Vieh pro Woche hätte erhebliche Anwohnerproteste eingefahren.
Die Beckumer Bevölkerung ist nun sehr überrascht. Man habe sich gegen eine Verdoppelung der Schlachtkapazitäten ausgesprochen, niemals für eine Schließung des Betriebes. Auch die örtlichen Metzgereien müssten nun umdenken und ihr Fleisch anderweitig beziehen.
Die Viehhandlung Grundkötter in Ennigerloh und ein Filialbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern sind nicht von der Schließung betroffen.