Richard Ebert
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Getreide: Exporthektik und Preishausse schwächt sich ab

Getreide: Globale Nachfragehektik und Preishausse abgeschwächt - Österreichische Kassamarktpreise zogen aber neuerlich an - Maiskampagne startet schleppend

aiz.info, Wien (24.09.10) - Am Weltmarkt gaben die Notierungen für Weizen und Mais diese Woche spürbar nach, nachdem sich die hitzige Einkaufstätigkeit der von Importen abhängigen Länder abgekühlt hat.

Die europäischen Terminmärkte standen außerdem unter Druck eines gegenüber dem US-Dollar auf ein Fünf-Monate-Hoch gestärkten Euro, worunter die Wettbewerbsfähigkeit europäischen Getreides im Export leidet. Der heimische Kassamarkt profitierte bis zum Beginn dieser Woche von der fast hektischen Nachfrage in Europa nach Aufmischweizen rot-weiß-roter Provenienz, ehe das Geschehen im weiteren Wochenverlauf entsprechend der internationalen Beruhigung auch hierzulande zum Erliegen kam. Das Inlandsgeschäft mit Mahlweizen tröpfelte ohnehin schon zuvor nur in dünnem Fluss dahin, weil die Mühlen die jüngste Preishausse als Blase sehen und deren Platzen abwarten wollen. Jedenfalls notierte die Börse für Landwirtschaftliche Produkte in Wien am Mittwoch dieser Woche aufgrund der zuvorgegangenen hektischen Nachfrage alle Brotweizenqualitäten sowie Futterweizen und -gerste als auch Sojabohnen inländischen Anbaus und Ölsaaten neuerlich höher, während nur der an sich rare Mahlroggen gleich blieb.

Damit setzte sich der physische Markt in Österreich mit Notierungen von knapp EUR 230,- pro t für den einfachen Mahlweizen bis EUR 250,- pro t für Premiumweizen noch weiter vom Futuresmarkt an der Pariser Euronext ab. Der europäische Weizenfutures an der Euronext musste für den Liefertermin November 2010 von einer nahe dem Kontrakthoch am vorigen Freitag erreichten Preisspitze mit einem Schlusskurs von EUR 233,75 pro t im Laufe der Woche bis Donnerstag EUR 10,- abgeben. An der US-Leitbörse Chicago Board of Trade (CBOT) schwächte sich der Weizenfutures zum Fronttermin Dezember 2010 vom vorigen Freitag bis Donnerstag dieser Woche um USD 15,43 (EUR 11,58) auf USD 256,18 (EUR 192,28) und somit unter die psychologisch wichtige Marke von USD 7,- (EUR 5,25) pro bushel (27,2155 kg) ab.

Österreichische Maiskampagne startet schleppend

Die heimische Nassmaiskampagne startet laut Experten nur schleppend. Verarbeiter sollen schon größere Mengen aus dem EU-Ausland herbeigeschafft haben und versuchen, sich mit Lockangeboten an die Landwirte Zugriff auf die knappe heimische Ware sichern zu können. Dem Vernehmen nach sollen die Erträge regional stark unterschiedlich sein, Zahlen von 8 bis 16 t pro ha sind zu hören. Experten sehen beim Mais - ebenso wie bei der Haupternte von Getreide im Sommer - die Ertragslage auf schweren Böden schlechter als auf den ansonst ertragsschwächeren leichten Böden. Als Ursache wird genannt, "dass der Regen dem Mais die Luft weggenommen hat".

Internationale Märkte: Abschwächung der Nachfrage - und Exporthektik

Als preisdämpfend für die internationalen Märkte wirkte diese Woche die deutliche Abschwächung der Exporthektik. Die USA meldeten für die abgelaufene Beobachtungswoche Exporte von lediglich 459.800 t Weizen. Dies lag am unteren Ende der Erwartungen des Marktes, die sich zwischen 700.000 und 1,4 Mio. t bewegten. Am Höhepunkt des Exportbusiness, als im August Russland seinen Exportstopp bekannt gab, erreichten die US-Exporte noch wöchentliche Werte über einer Million Tonnen. US-Händler werden mit der Aussage zitiert, "wir haben unser bestes Exportgeschäft und möglicherweise unsere besten Preise in diesem Jahr gesehen".

Die EU-Kommission gab bekannt, in der Woche bis 21.09.2010 Exportlizenzen für 527.000 t Weizen ausgegeben zu haben. Damit summiert sich der Weizenexport der EU im seit 01.07. laufenden Wirtschaftsjahr 2010/11 auf 5,32 Mio. t. Das ist um ein Viertel mehr als im Vergleichszeitraum 2009/10. Insgesamt beziffert die Kommission die 2010/11 für alle Getreidearten erteilten Exportlizenzen auf 7,2
Mio. t (2009/10: 5,16 Mio. t), wobei über die Woche 695.000 t hinzukamen.

Entsprechend der guten Exportkonjunktur beurteilten Händler an der Pariser Euronext weniger besorgt als in den USA. Sie sehen darin eher eine technische Abschwächung in Folge von gegen ein Quartalsende hin üblichen Gewinnmitnahmen. "Die fundamentalen Marktdaten haben sich nicht geändert. Die Leute haben nicht binnen 48 Stunden mehr Weizen oder Mais angebaut", so ein Händler. Branchenkreise rechen auch damit, dass der leichte Durchhänger bei den Preisen Importeure bald wieder auf den Plan des Weltmarktes treten und eine neue Runde frischer Nachfrage einläuten lasse. Tatsächlich reagierte auch der französische Kassamarkt bisher nicht auf das Nachgeben der Preise.

"Käufer versuchten die niedrigeren Futureskäufe einzupreisen, aber Verkäufer waren unwillig darauf einzusteigen, nachdem sie zuvor schon heftige Verkäufe verbuchen konnten", so Reuters in einem Marktkommentar.

Unveränderte fundamentale Marktdaten: IGC bestätigt negative globale Versorgungsbilanzen

Der gestern, Donnerstag, in London veröffentliche September-Getreidemarktbericht des Internationalen Getreiderates IGC bestätigt das Bild unveränderter fundamentaler Marktdaten mit einer negativen globalen Versorgungsbilanz sowohl bei Weizen als auch Mais sowie anderem Futtergetreide. Demnach setzt der IGC unverändert gegenüber seiner August-Prognose die Weltweizenproduktion 2010/11 mit 644 Mio. t und den Verbrauch mit 657 Mio. t an. Damit fällt die Bilanz mit 13 Mio. t negativ aus. Aufgrund von Rundungsdifferenzen sieht der Getreiderat am Ende der Saison gegenüber dem August um 1 Mio. t reduzierte Weizenvorräte von 183 Mio. t. Dies entspricht immer noch knapp 28% des globalen Jahresverbrauchs und gilt daher am Markt als komfortabel und sollte eher als bearishes anstatt als bullishes Signal interpretiert werden.

Die Maisbilanz 2010/11 fällt laut IGC bei einer im Monatsabstand um 5 Mio. t nach unten revidierten Produktion von 824 Mio. t - die immer noch ein Rekordergebnis darstellt - und einem unverändert und ebenfalls auf Rekordhoch geschätzten Verbrauch von 837 Mio. t mit 12 Mio. t negativ aus. Die Endlager werden damit im zweiten aufeinanderfolgenden Wirtschaftsjahr auf 131 Mio. t abschmelzen. "Dem weltweiten Futterverbrauch wird eine Zunahme um 6 Mio. t auf 485 Mio. t vorausgesagt. Vergleichsweise höhere Preise von Futterweizen und
Gerste dürften einiges an Nachfrage auf Importmais umlenken", analysiert der IGC den globalen Maismarkt.

Im Weltgetreidehandel ändern sich 2010/11 die Warenströme. Die Lieferungen von Weizen und Futtergetreide aus den Getreideexport-Tigerstaaten Russland, Ukraine und Kasachstan werden demnach gegenüber 2009/10 um 27 Mio. t einbrechen, wobei rund die Hälfte dieses Ausfalls von Exporteuren in den USA kompensiert werde.

Die gesamte Getreidebilanz 2010/11 (ohne Reis) weist eine Produktion von 1.741 Mio. t (2009/10: 1.787 Mio. t) und einen Verbrauch von 1.780 Mio. t (2009/10: 1.766 Mio. t) aus. Der Saldo ist mit 39 Mio. t negativ und der Welt werden nach dem Ablauf der Saison Getreidereserven von 353 Mio. t oder nicht ganz 20% oder im Ausmaß des Bedarfes von 72 Tagen zur Verfügung stehen. Endlagerbestände unter 20% werden von den Märkten als Zeichen für Preissteigerung interpretiert.

(Quelle: http://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20100924_OTS0243/getreide-globale-nachfragehektik-und-preishausse-abgeschwaecht)

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Geschrieben von Richard Ebert am
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