Richard Ebert
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Kartoffelmarkt 2004/05: Das Stimmungstief ist überwindbar

Stimmungstief ist überwindbar - Ausblick auf den Kartoffelmarkt 2004/05

(17.09.04) – In den ersten sechs bis sieben Wochen der diesjährigen Frühkartoffelkampagne bescherten vergleichsweise große Absatzmengen und hohe Preise den Erzeugern gute Erlöse. Mittlerweile haben sich die Marktverhältnisse aber zuungunsten der Anbieter entwickelt. Die meisten Marktbeteiligten gehen für den weiteren Saisonverlauf von bedarfsübersteigendem Angebot, niedrigen Preisen und schlechten Erlösen aus. Dabei werden momentan nicht nur in Deutschland Probleme gesehen, sondern im gesamten westeuropäischen Markt.

Die Landwirte in Deutschland haben das Kartoffelareal entgegen der Empfehlung leicht um 5.500 Hektar auf 192.800 Hektar ausgedehnt. Dabei handelt es sich vor allem um Verarbeitungsrohstoff. So wuchs die Fläche in Nordrhein-Westfalen, wo im Frühbereich sehr viel mehr frittengeeignete Kartoffeln ausgepflanzt wurden, um 3.000 Hektar. Die Anbauflächenentwicklung ist jedoch nicht der Hauptgrund für die erwartete große Erntemenge 2004; vor allem sind es die gegenüber dem Vorjahr deutlich höheren Erträge.

In der ehemaligen EU-15, also ohne die zehn Beitrittsländer vom 1. Mai 2004, ist das Kartoffelareal in diesem Jahr um 20.000 Hektar auf 1,226 Millionen Hektar gewachsen. Einem um zwei bis fünf Prozent größeren Areal in Belgien, Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland stehen Flächenrückgänge in Spanien, Portugal und Italien gegenüber. Ertragsschätzungen der ZMP sehen in der 15er-Gemeinschaft eine Ernte von bis zu 45 Millionen Tonnen voraus – eine Menge, die gut bedarfsdeckend ist. Allerdings ist die Ernte noch nicht eingebracht, und es sind durchaus Überraschungen während der Zeit der Einlagerung möglich.

Angesichts der Absatzmöglichkeiten spricht durchaus einiges dafür, dass der Kartoffelmarkt im weiteren Verlauf noch einmal aus seinem derzeitigen Stimmungstief herauskommt. Im Großen und Ganzen lassen sich knapp 45 Millionen Tonnen in den 15 betrachteten EU-Staaten bis Juni 2005 unterbringen. Es werden also Angebots- und Marktdisziplin der Anbieter gefordert sein, um für bessere Erlöse zu sorgen.

Zwei Monate zusätzliche Vermarktungszeit

Während der bald umfangreich anlaufenden Ernte muss entschieden werden, welche Partien für eine Langzeitlagerung geeignet sind und ob sich das Einlagern überhaupt lohnt. Angesichts der aktuellen Lage wird wohl einiges direkt zu alternativen Verwertungen – Futter oder Biogasanlagen – fließen. Mit schwachen Qualitäten dürfte kaum jemand auf bessere Preise spekulieren.

Um den Absatz zu beleben, beginnen Lebensmitteleinzelhandel und Abpackbetriebe bereits jetzt mit Verkaufsaktionen größerer Gebinde. Auch wenn die Einkellerung bei weitem nicht mehr die Bedeutung wie in früheren Jahren hat, so werden in diesem Herbst doch sicherlich wesentlich größere Mengen untergebracht als im Vorjahr. Damals fielen Aktionen aufgrund des kleinen Angebotes weitgehend aus. Die Entlastung für den Markt ist durchaus ernst zu nehmen. So zeigt die Statistik der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) über die Einkäufe privater Haushalte, dass in den Monaten September und Oktober regelmäßig so viele Kartoffeln mehr umgesetzt werden, wie im Durchschnitt des übrigen Jahres in einem ganzen Monat zusammenkommen. Bei Speisekartoffeln dürfte es dadurch also einen "weiteren Verkaufsmonat" für die Ernte 2004 geben.

Darüber hinaus gibt es eine Verlängerung der Saison. So begann die Verarbeitung von Frittenrohstoff außerordentlich zeitig im Juni. Ein Vermarktungsvorsprung von zwei bis drei Wochen wurde während der Frühkartoffelkampagne herausgearbeitet. Nachdem im vergangenen Wirtschaftsjahr im April Lagerware rasch auslief, wird sie 2005 vermutlich noch in guter Qualität bis in den Mai vorrätig sein können. Dies wird zwar den Frühkartoffelanbietern aus dem südlichen Mittelmeerraum den Markteinstieg erschweren, es verlängert aber die hiesige Kampagne.

Alles in allem kann man also davon ausgehen, dass das Wirtschaftsjahr 2004/05 fast 14 Vermarktungsmonate umfasst, während das vorjährige allenfalls zwölf Monate lang war.

Die Analyse in Westeuropa fällt ähnlich aus, doch hat das Exportgeschäft in Richtung Süden mehr Bedeutung. Italien, Griechenland, Portugal und Spanien haben jährlich einen Zufuhrbedarf von bis zu 1,5 Millionen Tonnen. In der vorherigen Saison musste dieser situationsbedingt in größerem Umfang mit Frühkartoffelimporten gedeckt werden.

Es war in der Vergangenheit eigentlich immer so, dass Kartoffelernten mit 45 Millionen Tonnen und weniger noch recht gute Erlöse brachten und größere meist sehr niedrige. Was dieses Jahr bringt, wird sich zwar erst in vielen Monaten zeigen, die Rahmenbedingungen sind aber durchaus so, dass sich zugunsten der Anbieter doch einiges zum Positiven gestalten lässt, wenn nur alle an einem Strang ziehen.

(Quelle: http://www.zmp.de)

Geschrieben von Richard Ebert am
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