Kartoffelmarktbericht 13.02.01
Kartoffelmarktbericht vom 13. Februar 2001
Die momentane Marktstimmung ist mit der Kartoffelmarkt-Verfassung von vor 12 Monaten sehr gut vergleichbar. Warum? Sowohl in diesem als auch im letzten Jahr setzten sich ab Neujahr die Tendenzen zur Preisschwäche fort. Das derzeitige Notierungsniveau in Deutschland und Holland (WTB/AEX) liegt auf Grund der Mehrmengen noch einmal zwischen Euro 0,30 und Euro 0,50 unter dem Vorjahr.
Am Kassamarkt(Großmarkt Hamburg) haben die Notierungen über alle Sortenn ab Neujahr noch einmal um rd. DM 0,50 nach unten nachgegeben.
Für Speiseware ab Hof werden nunmehr schon Angebote von DM 4,-/100kg (neue Bundesländer) genannt. Im letzten Jahr hatten wir einen unteren "Level" bei DM 5,-/100 kg recherchiert. Die Preisschwäche greift mehr oder weniger über alle deutschen Kartoffelanbaugebiete. Zum Bereich der Frühkartoffeln gibt es folgende Hinweise: Am Großmarkt gab es kleine Mengen an syrischer Ware. Zypernware verspätet sich diesmal. Erste Marokkoware wird als Schiffsankunft erwartet. Vor Weihnachten gab es schon mal LKW-Ankünfte aus Marokko (Preisbasis: DM 120,-/100kg). Ital. Ware "Bisestili" war auf dem Markt. Ägypten-Ware ist Moment noch nicht in Sicht. Im Einzelhandel ist im Moment hier und da Israel-Ware anzutreffen.
Wir möchten zur Gesamtsituation am Jahresanfang folgendes Resümee ziehen:
- die Mehrmengen drücken kräftig auf die Preise und damit zusätzlich auch auf die Stimmung
- dieser Druck ist so umfassend, dass damit auch die kleinen Korrekturen, wie z.B. etwas mehr Export nach England, Abschleusung in den Discount-Bereich usw., voll überdeckt werden
- es gibt derzeit auch keine Korrekturspekulation - weder über Frost, noch über Exporte, Kartoffelkrankheiten etc.
- die Verbrauchernachfrage nach Kartoffeln ist "unelastisch". D.h., auch bei verstärkten Billigangeboten des Einzelhandels verkonsumiert der Kunde nicht spürbar mehr. Bei Butter und Bohnenkaffee ist das Konsumverhalten dagegen noch anders.
Aus unserer regelmäßigen Marktbeobachtung möchten wir zum aktuellen Kartoffelmarkt 2 Thesen ableiten:
1.) Wenn 10% der jetzigen Kartoffelernte aus dem Verkehr gezogen worden wäre,
dann hätte dieses ein über 30% höheres Preisnivau bewirken können. Das heißt, überhöhte Ernten beschädigen das gesamte Marktgefüge.
2.) Die Relation Rohwarenpreis zu den Aufbereitungs- und Verpackungskosten wird problematischer. Wir erinnern an den "Mineralwassereffekt". Dort standen in der Vergangenheit nicht mehr die Wasserkosten - sondern nur noch die Glas- und Frachtkosten im Blickpunkt.
Zur aktuellen Situation:
In unserem letzten Bericht hatten wir bereits auf die zu beobachtende Aufspaltung des Marktes in Speise- und Verarbeitungsware hingewiesen. Die deutschen Verarbeiter (allen voran die Tiefkühlindustrie) verzeichnen derzeit günstige Umsätze (d.h.über Vorjahr). Sie bezeichnen sich insgesamt als angemessen bevorratet und können Ware einigermaßen problemlos (aus Holland z.B. zu Preisen von DM 10,-/11,-/100kg frei Haus) nachziehen.
Ein Fachmann fasste es zu der Kurzformel "laufender Rohwarenbedarf, ordentlicher Umsatz" zusammen. Es steht um die Verarbeitungskartoffel ohnehin nicht schlecht, denn die Verzehrgewohnheiten tendieren in diesem Segment immer stärker zum vorbereiteten bzw. vorverarbeiteten Produkt.
Aus dem Umfeld der neuen Anbauvertragsverhandlungen wird uns berichtet, dass Landwirte zur besseren Sicherung ihrer Absatzbasis bereit sind, sich bei langfristigen Verträgen auch stärker wirtschaftlich einzubringen(Darlehenshingaben, sonstige materielle Konzessionen etc.).
Bei der Speisekartoffel haben wir es mit mehr Unwägbarkeiten zu tun. Die Fachleute sind im Moment eher geneigt einem rückläufigen Pro-Kopf Verbrauch als einer stabilen Verzehrquote Glauben zu schenken.
Die WTB verzeichnete in den letzten Tagen einige ins Auge fallende Kontraktumsätze. Es sind aus unserer Sicht Gewinnmitnahmen. Wer zum Zeitpunkt der ersten Ernteprognose für 2000 (dieses war Ende Sept. 2000) seine Ware mit den Kontraktlaufzeiten Frühjahr 2001 absicherte, konnte in der letzten Woche z.B. bis Euro 2,-/dt Gewinn realisieren.
Wer allerdings noch zu den Zögerern bzw. Unentschlossenen gehört - dem bieten wir erst einmal den aktuellen Blick in den Einzelhandel an. Es gibt bereits Kleinpackungen (2,5kg Polybeutel) an Speisekartoffeln (HKL 1) ab DM 0,27/kg. Bei ALDI-Nord liegen die Sortenpreise zwischen 27-35 Pf/kg. In den normalen Verbraucher- bzw. Supermärkten liegen die Sortenpreise zwischen DM 0,80-1,49. D.h., die Differenz zwischen Discount und der sonst. Einzelhandelsebene ist mehr als irritierend. Diese Spreizung der Verkaufspreise gibt es bei keinem anderen Lebensmittel. Hier sind die Maßstäbe für eine normale Wertschöpfung verlorengegangen. Die durchschnittlichen Produktionskosten für 1 kg Kartoffeln liegen, so die Fachleute, bei DM 0,15. Hinzu kommen die Aufbereitungs-, Lager- u. Verpackungskosten, der Gewinn des Erzeugers und die Handelsspannen der Zwischenstufen etc. D.h. im Klartext, das Marktumfeld für Speisekartoffeln ist derzeit ruinös.
Wer den 1. Zug der warenterminlichen Absicherung verpasst hat, dem bieten wir jetzt nachfolgende Überlegung an. Der März- und April-Kontrakt notierte im letzten Jahr zwischen Januar bis Fälligkeit um rd. 1 Euro/dt schwächer. In diesem Jahr ist der Druck noch stärker. Absichern ist also immer noch sinnvoll und unabhängig davon ist der Winter noch nicht vorbei. Sprechen Sie mit uns.