Kartoffeln: Futurebörsen orientiert sich neu

WTB Hannover baut Angebot aus – Euronext Amsterdam nur noch mit drei Agrarbrokern – Liffe London zukünftig ohne Kartoffelkontrakt

An den europäischen Futurebörsen bewegt sich einiges in Sachen Kartoffeln. Während die WTB in Hannover ihr Service-Angebot an die Kartoffelbranche ausweitet und damit in die Offensive geht, schränken die Dienstleister an der Euronext in Amsterdam und insbesondere die Liffe in London ihre Leistungen in Sachen Kartoffeln immer mehr ein. In Amsterdam sind es nur noch drei Broker-Unternehmen, die den Frittenkontrakt zum Handel anbieten. Dem vernehmen nach hat die Liffe in London vor, keinen neuen Kontrakt für die nächste Ernte zu etablieren.

Der Konzentrationsprozeß in der Wirtschaft geht auch an der Kartoffelbranche nicht vorbei. Die maßgeblichen europäischen Kartoffelverarbeiter kann man an einer Hand abzählen und im deutschen Packsektor für Speisekartoffeln dominieren auch nur wenige Unternehmen den Markt. Die „big player“ in der Verarbeitungsbranche managen ihr Preis- und Beschaffungsrisko maßgeblich über Anbau- und Lieferverträge, die meistenfalls mit festen Preisabsprachen verbunden sind. Selbst im Speisekartoffelmarkt, schreitet der Trend zu langfristigen Vertragsbindungen voran. Hier ist es allerdings schwieriger, sich weit vor dem Eigentumsübergang auf feste Preise zu einigen. Es geht hier maßgeblich um Absatz- und Beschaffungsrisiken, die vertraglich geregelt werden.

Um all diese Sicherungsbedürfnisse zu befriedigen, weitet die WTB in Hannover ab dem 10.05.2002 ihr Angebot der Kartoffelkontrakte auf Veredelungskartoffeln aus. Der neue Kontrakt sieht ausdrücklich keine physische Lieferung vor und wird am letzten Handelstag zum „WTB Potato Index für Veredelungskartoffeln“ abgerechnet. Mit den erprobten efp-Verträgen jedoch, in denen ein Bezug zum Börsenpreis vereinbart werden, wird ausdrücklich die im Kassamarkt übliche Bindung zum Vertragspartner unterstützt. Dadurch, dass der den Kassaverträgen zugrunde liegende Börsenkontrakt täglich handelbar ist, verbleibt beiden Parteien unabhängig voneinander die Flexibilität der Preisfindung bis zur konkreten Vertragserfüllung erhalten. So können sich die „Wunschpartner“ ohne Stress, weil unabhängig von dem immerwährenden Reibungspunkt Preis alle sachlichen und logistischen Vertragsbestandteile miteinander verhandeln und im efp-Vertrag festlegen. Mit der zwingenden Verknüpfung aus Börsen- und Kassageschäften unterscheidet sich das nun komplettierte Angebot der WTB wesentlich von dem der anderen Kartoffelbörsen Europas. Nicht nur die Risiken im Kassageschäft (Preis- und Erfüllungsgarantie), sondern auch die des Börsengeschäfts (Basis- und Glattstellungsrisiko) werden ohne wenn- und aber festgezurrt. Das erhöht für beide Parteien die Planungssicherheit.

Mit der zunehmenden Konzentration der Käuferseite und der damit einher gehenden Zunahme von (Festpreis-) Verträgen entfiel für viele in den letzten Jahren die Notwendigkeit der einfachen Preissicherung über die Börse. Der Handel im holländischen Bintje-Kontrakt wurde zuletzt immer öfter zur Spielwiese von Spekulanten. Die von ihnen provozierten Preisschwankungen führten schon des öfteren zum Vertrauensverlust der Hedger. Wegen der daraus resultierenden schwindenden Akzeptanz der Euronext im Handel mit Agrarfutures sehen von den zehn Börsenmitgliedern der ehemaligen AEX, zurzeit nur noch drei ihre Zukunft in diesem Betätigungsfeld.

Als Alternative zur Börsenabsicherung entwickelte die Kartoffelbranche in den letzten Jahren ihr Risikomanagement über Festpreisverträge. Angesichts der Marktmacht der Käufer mißfällt den Erzeugern jedoch, dass ihnen eine wirkliche Mitsprache in der Vertragsgestaltung nicht möglich ist. Sie wollen zumindest die Flexibilität in der Preisfestlegung und dennoch die Abnahmesicherheit, was beides durch den efp-Vertrag erreicht wird.

Um diese sehr gegensätzlichen Bedürfnisse der Marktteilnehmer zu befriedigen, hat sich die WTB Hannover mit Unterstützung aus der Branche die jüngste Erweiterung der Dienstleistungen für die Kartoffelbranche vorgenommen. Um hierzulande das Vertrauen in einen täglichen fairen Börsenpreis zu erhalten, wird angestrebt, mit der wöchentlichen Veröffentlichung des WTB-Referenzpreises eine sehr viel engere Bindung an den prompten Kassapreis zu halten. Die ständige Frage; wie würde abgerechnet, wenn heute letzter Handelstag wäre, soll überzogenen Spekulationen Einhalt gebieten.

Der Ansatz mittels efp, faire Vertragspartnerschaften zu stabilisieren, hat Charme. Dieses Modell ist eben deshalb an den großen Börsen der Welt gängiger Standard. Zu hoffen bleibt, dass auch die WTB Hannover damit einen nachhaltigen Erfolg verbuchen kann.

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Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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