Kartoffeln: Internationale Herbstbörse 2009
Agarheute.com / pd, Berlin (26.09.09) - Die 58. Internationale Kartoffel-Herbstbörse am 23. September, zu der der Deutsche Kartoffelhandelsverband e.V. eingeladen hatte, fand eine gute Resonanz.
Rund 250 Gäste aus sechs europäischen Staaten diskutierten angeregt mit den 36 Ausstellern in 29 Ständen auf dem Marktplatz aktuelle Entwicklungen in der Branche. Herr Staatssekretär Ripke vom Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung überbrachte die Grüße des niedersächsischen Landwirtschaftsministers Ehlen.
In seinem Grußwort informierte Ripke über einige für die Kartoffelbranche wichtige Entscheidungen der Agrarministerkonferenz aus der letzten Sitzung und führte unter anderem aus, dass es bei der Entscheidung, die Handelsklassenverordnung erst zum ersten Juli 2011 aufzuheben, bleibt. Mit besonderer Aufmerksamkeit wurde wie in jedem Jahr die Verkündung der offiziellen Ernteschätzung des Bund/Länder-Sachverständigenausschusses für die besondere Ernteund Qualitätsermittlung durch MinDir. Dr. Kuhlmann vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz verfolgt.
Offizielle Ernteschätzung
Mit vorläufig 11,62 Millionen Tonnen wird die Ernte um 2,2 Prozent über dem Vorjahr liegen und das langjährige Mittel (2003 bis 2008) um 3,1 Prozent übersteigen. Kartoffeln wurden insgesamt auf 263.700 ha angebaut – ein Plus von 1,5 Prozent zum Vorjahr. Dabei wuchs die Fläche für Industrieware um rund 7 Prozent zu Lasten der Speisekartoffelfläche. Der Ertrag für Kartoffeln insgesamt stieg von 437,6 dt/ha im Jahr 2008 auf voraussichtlich 441 dt/ha im Jahr 2009.
Speisekartoffeln
Speisefrühkartoffeln wurden auf rund 14.300 ha angebaut, diese Zahl ist allerdings aufgrund der nicht eindeutigen Abgrenzung der Reifegrupppen mit Unsicherheit behaftet. Die Erträge stiegen im Vergleich zu 2008 um 10,4 Prozent auf 349 dt/ha. Mittelfrühe und späte Kartoffeln stehen auf rund 249.400 Hektar, eine Zunahme von 1,7 Prozent zum Vorjahr. Die Erträge weisen hier eine Spanne von 350 dt/ha in Baden-Württemberg bis 466 dt/ha in Niedersachsen auf (im Mittel 446 dt/ha).
Pflanzkartoffeln
Es wird mit einer qualitativ und quantitativ guten Ernte gerechnet. Die Kalibrierungen sind gut, die Feldanerkennungsraten mit wenigen Ausnahmen hoch. Die Ergebnisse der Virustestung liegen noch nicht vor. Daher können zu Aberkennungsraten noch keine Angaben gemacht werden.
Industrieware
Die Anbaufläche für Industrieware wurde um rund 7 Prozent ausgeweitet. Die Industrie erwartet eine hohe Ausbeute, da die Knollen ein hohes Unterwassergewicht haben. Damit dürfte die Verarbeitungsindustrie gut versorgt sein.
Qualitätsware aus heimischem Anbau gefordert
Damit steht 2009 eine ausreichende Ernte zur Vermarktung an, die zunächst jedoch in guter Qualität geerntet und gelagert werden muss. Die derzeit ermittelten Erzeugerpreise von im Mittel 9,63 Euro/dt werden perspektivisch steigen und im zweistelligen Bereich erwartet. Mit der konsequenten Umsetzung des Festschaligkeitsprogramms sowie den bereits getätigten Investitionen in Kistenkühllagerhäuser und dem weiteren Ausbau solcher Lagerkapazitäten schafft die deutsche Kartoffelwirtschaft die Voraussetzungen, der Forderung der Verbraucher nach schmackhafter Qualitätsware aus heimischem Anbau fast ganzjährig nachzukommen. Dieser Forderung der Verbraucher sollte sich auch der mit dem Import befasste Handel stellen und sie hinsichtlich seiner Importstrategien bei Kartoffeln berücksichtigen.
Das ist aber nur die halbe Wahrheit.
Martin Umhau, Vorsitzender der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika), hat auf der gleichen Veranstaltung gesagt, daß nach Umfragen aus den Regionen mit einer Absortierung von mindestens 20% zu rechnen ist.
Angesichts dieser hohen Zahl halte ich den aktuellen Kurs, der an der Börse gehandelt wird, für völlig unterzogen. Ich halte Kurse für April 2010 um die 20 Euro oder mehr für durchaus möglich.
Oder was meinen die anderen Börsenteilnehmer dazu?
Der Preis von derzeit 10 euro dz. Speisekartoffeln erscheint relativ stabil und wird sich auch im Herbst weiterhin behaupten. So will es jede Handelsgruppe.
Im November oder Anfang Dezember wird der Preis wie vorgesehen voraussichtlich um 2 Euro je dz. angehoben.
Danach gehen die Spekulationen im Speisebereich los.
20 Euro werden meines Erachtens niemals erzielt.
Ich könnte mir vorstellen, dass für gut Deutsche Ware im April/Mai 2010 16,-- Euro/dz bezahlt werden.
Ich schreibe nur über Speiseware in erstklassiger Qualität.
Gruss HD
@ Schweinchendick [#2]
Nach meiner Meinung ist die Wahrscheinlichkeit steigender Kurse größer als die fallender Kurse am Terminmarkt per April 2010. Dem zu Folge bin ich mit einem Kontrakt auf der Longseite im Markt, allerdings mit einem Kursziel von derzeit nur 14 bis 15 Euro.
Eines hat die Vergangenheit für Kartoffeln gezeigt: In fast jedem Jahr gibt es Preisbewegungen - in beide Richtungen - die sich vorher kaum jemand vorstellen konnte.
@ alle
Es wäre schön, wenn hier im Forum mehr zum Kartoffelmarkt berichtet und diskutiert würde. Es müssen ja nicht immer lange Texte sein.
Am Terminmarkt wurde heute der Kartoffelkontrakt April 2011 lebhaft gehandelt. Hier die beiden April-Fälligkeiten im Vergleich:
@ Richard Ebert [#4]
Es fällt auf, dass die wenigen Kommentare hier sehr nüchtern und sachlich eingestellt werden, im Gegensatz zum Schweinemarkt.
Betrachtet man den aktuellen Kassamarkt, so ist nicht viel los, ich selber traue dem Braten nicht so recht, dafür war die Ernte dann doch insgesamt zu gut.
Gilt natürlich nur für beregnete Flächen.
@ HD
"Ich könnte mir vorstellen, dass für gut Deutsche Ware im April/Mai 2010 16,-- Euro/dz bezahlt werden."
Und genau das meine ich. An der Börse werden nämlich (was viele nicht berechnen) nur Kartoffeln in 1a Börsenqualität gehandelt und nicht irgend welche zweifelhaften Partien.