Kartoffeln: WTB startet Kontrakte auf die neue Ernte
WTB bereitet den Speisekartoffelfuture auf den bar-Ausgleich durch cash-Settlement vor / Lieferungen jedoch über „efp“ möglich.
Am Freitag, den 07.02. startet die Warenterminbörse Hannover (WTB) den Handel mit Speisekartoffel-Kontrakten der Ernte 2003. Im Sortenkorb für die neuen Laufzeiten werden aller Voraussichtnach die Sorten Solara, Secura, Satina und Quarta als lieferbare Sorten sein. Parallel dazu bereitet sich die Hannoveraner Börse in Zusammenarbeit mit der ZMP Bonn auf das sogenannte cash-settlement vor.
Den Vorteil eines Kartoffelfutures an der WTB Hannover haben deutsche Kartoffelbauern auch in der zurückliegenden Vermarktungssaison zu schätzen gelernt. Die stetig fallenden Preise am effektiven Kartoffelmarkt konnten den Haltern von Verkaufspositionen nichts anhaben. Der im Kassamarkt entstandene Schaden wurde durch Börsengewinne vollends kompensiert. Für sie hat sich die Produktion von Speisekartoffeln trotz aller Verwerfungen am Markt auch in dieser Saison gelohnt. Um nun auch die Landwirte für den Handel an der Börse zu gewinnen, die sich noch nicht trauten das Instrument Börse zur Preisfestschreibung zu nutzen, soll schon bald die körperliche Erfüllung über die Börse ausgeschlossen werden. Es wurde nämlich immer wieder die Befürchtung geäußert, zur Lieferung verpflichtet zu werden und dann nicht mehr seinen Wunsch-Handelspartner bedienen zu können.
Statt einer Lieferung wird nach den neuen Regeln zu dem von der ZMP ermittelte „Settlementpreis“ abgerechnet, wenn bis zum letzten Handelstag einer jeden Fälligkeit die Börsenposition noch nicht glattgestellt wurde. Der Preis wird ab sofort jede Woche von der ZMP durch Befragung von Versand- und Empfangshändlern in Deutschland erhoben und veröffentlicht. Bereits nach den ersten beiden Erhebungen zeichnet sich eine hohe Akzeptanz dieses Preises in der Kartoffelbranche ab. Der am 22.01.03 erhobene Preis lag für die Sorten des WTB Sortenkorbs ab Versandstation bei 6,4€/dt und verringerte sich in der Folgewoche um 20 cts. auf 6,2€/dt.
Wer zukünftig dennoch seinen Kartoffelpreis verbindlich an den Börsenpreis binden will, wird sich dem Prämien-vertragsmodell „efp“ bedienen. Umfangreiche Informationen zu diesem Vertragsmodell finden Sie im Internet unter: http://www.hansa-terminhandel.de/db/main.cfm?MID=1262
Bereits die WTB-Kontrakte auf Veredelungskartoffeln und der Kontrakt auf London-Potatoes sowie auch der Amsterdamer Kontrakt auf Frittenrohstoff werden allesamt mittels bar-Ausgleich beendet. Das System hat sich für alle Kartoffelkontrakte als vorteilhaft herausgestellt. Es erleichtert den Börsenhandel bis zum letzten Tag vor der Fälligkeit und lässt auch den Spekulanten die Möglichkeit, ohne Scheu in Kartoffeln zu investieren. Faire Preise garantieren die Börse und die ZMP.
Wenn am Ende der kommenden Woche alle Kartoffelfutures an den Börsenplätzen Hannover und Amsterdam eingeführt sind, beginnt für viele Kartoffelerzeuger die nächste Saison. Die ersten Kurse geben den Bauern eine letzte, wichtige Entscheidungshilfe für ihre Anbauplanung in diesem Jahr. Wegen der zurzeit absolut unbefriedigenden aber nicht untypischen Preisentwicklung denken in Europa viele Kartoffelerzeuger über die Aufgabe dieses Betriebszweiges nach. Das macht denjenigen, die dabei bleiben wollen Hoffnung auf eine bessere Saison 2003/04 und wird an der Börse möglicherweise schon bald gute Einstiegsmöglichkeiten für Verkäufer bringen.
Wer ehrlich mit sich selber ist, erkennt schnell, dass lukrative Alternativen im Ackerbau rar sind. Wer aber weiterhin Kartoffeln anbauen will, braucht mehr Sicherheit und das am besten in verbindlicher Absprache mit seinem Wunschpartner. Dann ist nämlich auch die Abnahme in festen Zeiträumen bei höchstmöglicher Flexibilität in der Preisfixierung gesichert. Die ersten efp-Verträge werden in diesen Tagen geschrieben. Verhandlungsgegenstand sind dabei die Menge, Sorte, Qualität, Termine und die Zu- bzw. Abschlag zum Börsenpreis.