Kleinere Kartoffeln, kürzere Pommes und höhere Preise
Kleinere Kartoffeln, kürzere Pommes und höhere Preise - Der schlechte Sommer hat negativen Einfluss auf Preis und Qualität, sagt Burgi-Geschäftsführer Timo Burger im Interview
Mittelbayerische, Neumarkt / Interview: Ch. Kucznierz (20.08.06) - Der lange Winter, das nasse Frühjahr und die Hitze im Juni und Juli haben den Landwirten zu schaffen gemacht. Besonders betroffen sind in diesem Jahr die Erzeuger von Kartoffeln. Timo Burger, Geschäftsführer der Firma Burgis, die jährlich 35000 Tonnen der Feldfrüchte verarbeitet, spricht im Interview mit dem Neumarkter Tagblatt sogar von der schlechtesten Saison der vergangenen zehn Jahre.
Herr Burger, der Bayerische Bauernverband (BBV) erwartet, dass die Wetterkapriolen heuer zu Einbußen beim Ertrag, der Größe und der Qualität der Kartoffeln führen werden. Stimmt das auch für die Region Neumarkt, aus der Sie unter anderem ihre Ware beziehen?
Burger: Das ist bei uns auch der Fall.
Angeblich haben bereits einige Landwirte Probleme, ihre Lieferverträge zu erfüllen.
Das ist von Region zu Region verschieden. Wenn die Landwirte ihre Felder bewässern konnten, haben sie sicher keine Probleme. Sonst sind die Mengen einfach nicht da. Bei uns achtet unser Agraringenieur Rudolph Braun darauf, dass die Mengen und die Qualität, die wir benötigen, vorhanden sind, indem er vor Ort Proberodungen macht.
Was bedeutet die zu erwartende geringere Ernte für Sie als Unternehmer?
Wir müssen einen höheren Preis für die Rohware zahlen. Zwar haben wir für 50 Prozent der Lieferungen mit unseren über 100 Vertragslandwirte Vertragspreise festgelegt, aber für den Rest der Menge gilt der Tagespreis.
Wie hoch ist der momentan?
Der Tagespreis liegt momentan bei über 20 Euro pro 100 Kilogramm. Im Vorjahr waren es zehn Euro.
Wer sind die Hauptabnehmer Ihrer Produkte?
Das sind einerseits die Discounter, andererseits Handelsketten wie Rewe, Metro oder Edeka.
Verstehen die, dass Sie mit höheren Kosten rechnen müssen?
Bei unseren Kunden herrscht zwar Verständnis dafür, aber es sind zähe Verhandlungen. Wir laufen seit Sommer den Preisen hinterher und haben gehofft, dass sie fallen. Aber das Klima in diesem Jahr ist ein europaweites Problem.
Was bedeutet das alles letztlich für den Verbraucher?
Er wird teurer einkaufen müssen. Wir hoffen, dass der Preis für unsere Produkte im Handel leicht angehoben wird. Für den Knödelteig, unser Hauptprodukt, denken wir an etwa fünf Cent. Das tut sicherlich keinem weh, aber wir können so unsere Landwirte vernünftig bezahlen.
Denken Sie, dass der Verbraucher dafür Verständnis haben wird?
Es ist klar, dass er einen günstigen Preis zahlen will. Das kann man auch niemandem verübeln. Aber die Rabattmentalität bedeutet für die Hersteller einen enormen Druck. Leider wird in Deutschland mehr auf den Preis als auf die Qualität geachtet.
Stichwort Qualität: Nicht nur die Menge der Kartoffeln soll sinken, auch qualitativ erwartet der BBV eine Verschlechterung. Wie wird sich das auswirken?
Auf jeden Fall sind die Kartoffeln kleiner. Das bedeutet mehr Schalen-Abfall. Wenn ich eine Kartoffel schäle, die beispielsweise 100 Gramm hat, fällt weniger Abfall an, als wenn ich fünf schälen muss, um das gleiche Gewicht zu erhalten. Das bedeutet für uns höhere Energiekosten.
Merkt man die Qualitätsverluste auch im Geschmack?
Nein, davon merkt man nichts. Aber die Kartoffeln sind einfach nicht mehr so groß. Das wird dem Verbraucher auch im Supermarkt auffallen, weil die Sortierungen jetzt schon kleiner, die Pommes kürzer und die Preise höher sind.
Haben Sie bislang schon eine so schlechte Saison erlebt?
Nein, bestimmt die letzten zehn Jahre nicht.
Auch nicht im „Jahrhundertsommer“ 2003?
Nein, denn da war es nur heiß. Heuer sind die Kartoffeln spät rausgekommen, dann wurde es trocken, und jetzt kommt zuviel Wasser.
Stellen Sie sich also auf veränderte Bedingungen ein?
Ich bin überzeugt, dass die Extreme in Zukunft stärker werden. Landwirte werden nur bestehen können, wenn sie die geeigneten Böden haben und ihre Felder beregnen können. Trotzdem denke ich, dass wir in Zukunft weiter Kartoffeln aus der Region beziehen können. Bislang kommen die aus Neumarkt und Schwandorf. Die Oberpfalz ist eine gute Kartoffelregion und Osteuropa kann bislang nicht die gleiche Qualität liefern, da hier die technischen Voraussetzungen noch fehlen.