Klima fordert Bauern heraus: Landwirtschaft – Mais statt Weizen ?
Klima fordert Bauern heraus: Folge 6: Landwirtschaft – Mais statt Weizen?
Von Kirsten Pieter
Offenburger Tageblatt, Offenburg (03.04.07) - Der Sommer 2003 hat den Landwirten große Ernteausfälle beschert. Solche Hitzesommer könnten sich in den kommenden Jahren häufen, sind sich Klimaforscher einig. Die Landwirtschaft in der Region wird sich künftig umstellen müssen.
Die Landwirtschaft hängt grundsätzlich vom Klima ab, da Wärme, Licht und Wasser die wichtigsten Elemente für das Wachstum von Pflanzen darstellen. Das Klima beeinflusst, welche Krankheiten etwa Pflanzen befallen können. Und das Klima ist auch entscheidend, für die Verfügbarkeit von Wasserressourcen bei der Bewässerung. Sollte sich die Temperatur in Offenburg und Umgebung um 1,2 Grad erhöhen, Niederschläge im Sommer ausbleiben, dafür im Winter häufen, – wie es Klimaexperten voraussagen – dann wird sich auch die Landwirtschaft an diese Veränderungen anpassen müssen.
»Für Mais sind trockene, sehr heiße Sommer hervorragend«, sagt Hubert Hugger vom Referat für tierische und pflanzliche Erzeugungen beim Regierungspräsidium Freiburg. Auch die verlängerten Vegetationszeiten von bis zu vier Wochen – schon jetzt beginne der Frühling zehn Tage früher und der Herbst dauere zehn bis 20 Tage länge – seien für den Maisanbau »richtig günstig«, so Hugger. Hinzu kommt: Bei längeren Hitzeperioden im Sommer könne man die hohen Kosten für die Trocknung sparen.
Weizen leidet unter Hitze
Doch was dem Mais guttut, schadet anderen Getreidesorten. Der Weizen etwa werde unter der Hitze im Sommer leiden, prognostiziert Hugger. Trockenheit, besonders wenn sie während der Blüte auftritt, wirkt sich auf den Ertrag beim Weizen aus. Andererseits beschleunigen höhere Temperaturen die Pflanzen-Entwicklung. Treffen die vorausgesagten Klimaszenarien zu, rechnen Forscher damit, dass bis Ende des Jahrhunderts der Weizen um bis zu 30 Tage früher blühen wird als heute. Eine beschleunigte Entwicklung kann wiederum bewirken, dass die Zeit für die Kornfüllung verkürzt ist, was ebenfalls zu geringeren Erträgen führt.
Hugger rät, frühere Weizentypen, die schon Ende Juni, Anfang Juli abreifen, zu pflanzen, um dadurch die größte Sommerhitze zu umgehen. Für die Zukunft aber vermutet Hugger: »Der Weizen könnte es bei uns schwer haben.«
Einen großen Einfluss haben klimatische Bedingungen auch auf Pflanzenschädlinge wie Insekten und Pilze. Höhere Kohlendioxyd-Werte verändern den Stickstoffgehalt des Pflanzengewebes, was zu stärkeren Schäden durch Insektenfraß führen kann. In Europa könnte eine Erwärmung dazu beitragen, dass sich die Verbreitungsgrenze mancher Insekten um mehr als 1000 Kilometer nach Norden verschiebt, und dass im Jahreszyklus eine zusätzliche Generation heranwächst. Die Studie Klara (Klimawandel, Auswirkungen, Risiken, Anpassung), in der Baden Württemberg ein Klimaszenario für die Region errechnet hat, nennt diesen Fall am Beispiel des Schädlings Apfelwickler. Schon heute führen demnach die höheren Temperaturen zur Vollendung einer zweiten Generation und damit zu einer höheren Population im Sommer und im nächsten Frühjahr.
Ein milderer Winter begünstigt nicht nur Schädlinge sondern auch Krankheiten. So werden etwa Zwergrost bei Gerste, Gelbrost bei Weizen, Blattfleckenkrankheiten oder die berüchtigte Zuckerrübenkrankheit Rizomania künftig zunehmen.
Mangel an Wasser
Sollte es im Sommer zu längeren Dürreperioden kommen, könnte vor allem im Kinzigtal eine Wasserknappheit die Ernte beeinträchtigen. Denn wenn der Pegel der Kinzig im Sommer niedrig steht, dürfen die Landwirte kein Wasser mehr entnehmen.
Die wärmeren Temperaturen bringen aber nicht nur Nachteile für die Landwirtschaft. Nutznießer des Wandels ist laut Hugger der Frühgemüseanbau, wie Spargel, Erdbeeren und Salat. Und auch das Steinobst profitiert von mehr Wärme.