Landwirtschaft: Die Trockenheit und ihre Folgen
Betriebe vor dem Aus
Lang anhaltende Trockenheit bringt Bauern im Kreis die dritte Missernte binnen vier Jahren
Von OLIVER MORGUET
Kreis Saarlouis/Schmelz-Hüttersdorf. Etliche Landwirte im Kreis Saarlouis bangen um ihre Existenz. Die lang anhaltende Trockenheit hat zur dritten Missernte innerhalb von vier Jahren geführt. So mancher Bauer steht vor dem Aus. "Ohne Beihilfen steht zu befürchten, dass einige Betriebe nun endgültig aufgeben müssen", beklagt Theresia Croon, Vorsitzende des Kreisbauernverbandes, aus dem Schmelzer Ortsteil Hüttersdorf: "Schon die Ernten 2000 und 2001 waren schlecht. Dazwischen lag mit 2002 lediglich ein durchschnittliches Jahr." Beim Getreide betragen die Einbußen im Kreis Saarlouis in diesem Jahr bis zu 50 Prozent. "Schuld daran ist nicht nur die Dürre, die zurzeit herrscht", erläutert die Landwirtin: "Es ist vielmehr der gesamte Witterungsverlauf seit der Aussaat in den Herbst- und Wintermonaten." Vor allem die Frostperiode im Februar habe dem Wintergetreide arg zugesetzt. "Zu dem strengen Nachtfrost kamen Tageshöchsttemperaturen von bis zu 20 Grad. Das führte dazu, dass viele Wurzeln gerissen sind und die Wasseraufnahme der Pflanzen dadurch unterbrochen wurde."
In der Folge habe sich das Getreide nur sehr schwach entwickelt oder sei ganz abgestorben. Croon selbst hatte beim Roggen auf fünf Hektar Anbaufläche einen Totalausfall. Diese Felder im Nalbacher Ortsteil Piesbach präsentieren sich bereits als blühende Blumenwiese. Beim Weizen führte die Dürre zur Notreife: "Die Körner sind kümmerlich klein, und die Ähren sind teilweise leer." Am wenigsten hat noch der Hafer gelitten. Hier liegen die mengenmäßigen Einbußen bei 30 Prozent. Aber die Qualität ist schlecht: "Für die Haferflockenproduktion wird ein Getreide mit einem Gewicht von 52 Kilogramm pro 100 Liter Volumen benötigt. Das Gewicht liegt aber bei 35 bis maximal 45 Kilogramm." Die Bauern bekommen für solchen Hafer deutlich weniger Geld: "Das macht pro Doppelzentner zwei Euro aus", berichtet Croon.
Qualitätseinbußen stehen auch bei der Sommergerste zu befürchten, die vor allem als Braugerste an Mälzereien verkauft wird: "Die Körner sind zu klein, und der Eiweißgehalt ist vermutlich zu hoch, was die Braueigenschaften verschlechtert." Sehr unterschiedlich ist hingegen die Situation beim Raps: Das Spektrum reicht vom Totalausfall bis zu einer normalen Ernte. "Das hängt vom Boden und von der regionalen Niederschlagsverteilung ab." Den Raps verkaufen die Bauern in erster Linie an Ölmühlen. Daraus wird Speiseöl hergestellt.
Weniger verbreitet ist im Kreis Saarlouis der Anbau von Raps als nachwachsendem Rohstoff auf still gelegten Feldern. Aus diesem Raps wird vor allem Bio-Diesel hergestellt. Erhebliche Einbußen gab es beim Heu und der Grassilage. "Beim ersten Schnitt gab es Einbußen von bis zu 30 Prozent. Einen zweiten Schnitt gibt es vielerorts wegen der Trockenheit überhaupt nicht." Die Betriebe, die Vieh halten, hätten damit weniger Futter für die Tiere zur Verfügung. Sie müssten eigenes Getreide zufüttern, was sie nicht verkaufen könnten. Dieses Geld fehle ihnen dann zusätzlich.
In Gefahr sind auch Kartoffeln und Mais, die erst später im Jahr, meist im September, geerntet werden. "Der Mais braucht dringend Regen. Er hat zurzeit den höchsten Wasserbedarf, sonst setzt er keine Kolben an." Und die Kartoffeln blieben ohne neue Niederschläge vermutlich viel zu klein, um sie Gewinn bringend zu verkaufen. Im Saarland ist der Kreis Saarlouis besonders von der Dürre betroffen: "Das liegt an den sandigen Böden, die können das Wasser nur sehr schlecht speichern", erläutert Croon. Sie befürchtet: "Wenn die Trockenheit weiter anhält ist auch die Ernte fürs nächste Jahr schon wieder in Gefahr. Wir benötigen nun dringend Regen, damit die Nachbehandlung der abgeernteten Felder erfolgen kann." Die Böden müssen unter anderem an der Oberfläche aufgelockert werden. "Die völlig ausgetrockneten Böden lassen sich nur sehr schwer bearbeiten. Zudem steigt der Verbrauch an Dieselkraftstoff und viele Maschinenteile verschleißen schneller."
(Quelle: Saarbrücker Zeitung, http://www.sol.de)