Mais / Ethanol: Wieso der Preis für Farmland steigt
Wieso der Preis für Farmland steigt
Von Bill Bonner
Investor-Verlag.de (13.07.10) - Im Martin County in Minnesota ist der Preis für einen Hektar Farmland schon auf 4.000 Dollar gestiegen - ein Preis, der schon seit 25 Jahren nicht mehr zu sehen war. Was ist nach dem vergangenen Gipfel passiert? Mais ist im Preis gefallen und die Farmer hatten sich so sehr verausgabt, um soviel wie möglich zu produzieren, dass sie Pleite machten. Der Preis für Land ging wieder auf 1.500 Dollar pro Hektar zurück und blieb dort bis zum gegenwärtigen Boom.
Ein Teil des Problems mit diesem Boom ist, dass er von Ethanol abhängt. Einunddreißig neue Ethanolanlagen wurden seit 2005 in den Vereinigten Staaten gebaut. Als Mais noch bei zwei Dollar pro Scheffel lag, und Öl bei 70 Dollar, da konnten sie pro Gallone mehr als einen Dollar verdienen. Aber bei derzeit rund 3,5 Dollar pro Scheffel, sind ihre Gewinne - sofern überhaupt vorhanden - auf ein bis drei Cent pro Gallone gesunken. Und wenn der Maispreis weiter steigt, dann werden sie auch trotz der Subventionen Verluste machen.
Gleichzeitig sind die Landwirte eifrig bemüht, einen Vorteil aus diesen hohen Preisen zu schlagen, und sie tun, was Landwirte immer tun - und verausgaben sich wieder einmal. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium schätzt, dass in diesem Jahr 88,798 Millionen Acres Mais angebaut werden - ein im historischen Vergleich sehr hoher Wert. Mit anderen Worten, während der Maispreis steigt, scheint die Natur zu erwachen. Die Landwirte bauen Rekordmengen an. Und die größten Konsumenten - ganz besonders die Ethanolanlagen, von denen man erwartet, dass sie mehr als ein Viertel der diesjährigen Ernte abnehmen - fahren ihre Produktion zurück. Das Angebot steigt und die Nachfrage sinkt. Wie lang wird es dauern, ehe der Maispreis wieder fällt?
Es könnte diesmal natürlich anders kommen. Ethanol mag ein Betrug sein, aber es hat den amerikanischen Kongress hinter sich stehen. Mit Mais gefütterte Schweine sind vielleicht nicht gut, aber da gibt es immer noch 3 Milliarden Asiaten, die nach mehr davon verlangen. Allein aufgrund dieser Tatsachen würde ich nicht auf die Landwirtschaftsbetriebe setzen. Aber wenigstens mache ich meine Berechnungen zu diesem Thema. Können wir genug Mais verkaufen, um einige Hektar mehr zu kaufen? Und wie sieht es mit dem neuen Traktor mit Klimaanlage aus?
Ich weiß nicht, ob der Maispreis bald fallen wird. Aber selbst wenn der Preis weiter steigt, werden dennoch einige Landwirte eine Möglichkeit finden, die Sache zu übertreiben ... und sich selbst zu ruinieren.
(Quelle: http://www.investor-verlag.de/wieso-der-preis-fuer-farmland-steigt/107073193/)
Auszüge aus einem Interview in der Wirtschaftswoche:
BayWa-Vorstand Lutz: "Spekulanten können den Weizenpreis verzerren"
Von Frank Doll
Wiwo.de (27.07.10) - [...] Droht eine Biogasblase, die zu problematischen Monokulturen führt, weil Landwirte zum Beispiel nur noch Mais zur Energieerzeugung anbauen?
Das glaube ich nicht. Die Landwirte orientieren sich an den Marktgegebenheiten – heute Mais, morgen Weizen. Künftig wird die Entwicklung zu vermehrtem Einsatz organischer Abfallprodukte in Biogasanlagen gehen.
Ist es vertretbar, Nahrungsmittel zu Energie zu verarbeiten?
Bei uns geht nur ein sehr geringer Bruchteil der Ernte in die Produktion erneuerbarer Energien. Weltweit ist es derzeit kaum mehr. Sollte aber US-Präsident Obama seinen Plan umsetzen, 50 Prozent der US-Maisernte für die Bioethanolproduktion zu verwenden, wäre das kritisch zu sehen.
Landwirte hängen am Subventionstropf, erneuerbare Energien ebenfalls – indirekt also auch Sie. Haben Sie einen Plan B, wenn die Subventionen eines Tages nicht mehr fließen?
Wir planen mit sinkenden Einspeisevergütungen. In der Windkraft ist man da schon angekommen. Ich sehe die Einspeisevergütungen als Brückenfinanzierung, die nicht ewig fließen kann.
(Quelle und gesamtes Interview lesen: http://www.wiwo.de/finanzen/spekulanten-koennen-den-weizenpreis-verzerren-436318/)