Milch: Ende der Milchkrise ? Märkte nehmen wieder Fahrt auf
Ende der Milchkrise? - Märkte für Milchprodukte nehmen Fahrt auf
MIV, Berlin (19.04.10) - Der Milchindustrie-Verband (MIV), Berlin, sieht nach den schwierigen Jahren 2008 und 2009 aktuell eine deutliche Erholung der Märkte für Milch und Milcherzeugnisse. Die Notierungen in Deutschland und Europa haben in den letzten Wochen erheblich angezogen, da am Weltmarkt die Preise steigen.
Angebot und Nachfrage drehen sich wieder
Die lange erhoffte Wende auf dem Milchmarkt hat mehrere Ursachen: Weltweit ging die sonst kontinuierlich wachsende Milchproduktion u. a. klimabedingt in den letzten acht Monaten um rd. 1 % zurück. Wichtige Anbieterländer auf den internationalen Märkten, wie Australien und Argentinien, haben bis zu 6 % weniger Milch produziert. Auch in Neuseeland und den USA wurde die Ausdehnung der Milchproduktion nicht wie geplant vollzogen. In Europa hat sich ebenfalls die Milchproduktion - trotz Quotenerhöhung - rückläufig entwickelt und liegt 4,2 % unter der EU-Milchquote. Der harte Winter verzögerte den Anstieg der Milchproduktion insbesondere in Osteuropa.
Gleichzeitig erholt sich global die Nachfrage infolge der verbesserten Lage am Bankensektor und der damit stärkeren Kaufkraft. Der internationale Handel mit Produkten, wie Milchpulver oder Butter, hat sich wieder intensiviert, was auch in den Notierungen für diese Produkte zum Ausdruck kommt. Aktuell werden bei großen Auktionen beispielsweise rd. 4.000 US-$ je Tonne Vollmilchpulver erzielt, wogegen dieser Wert im Herbst 2009 noch bei 2.000 US-$ je Tonne lag. Auch bei Butter haben die Weltmarktpreise in ähnlichem Maße angezogen. In den Sog dieser Aufwärtsentwicklung dürften dann auch sukzessive die übrigen Milchprodukte kommen. So gibt es deutliche Anzeichen, dass in Deutschland bei Käse - einem der wichtigsten deutschen Produkte - das historische Preistief verlassen wird. Einzig die deutschen Verbraucher konsumieren rund 4 % weniger Milch und Milchprodukte als im Vorjahr.
Die Läger sind leer
"Die Läger für Milchprodukte sind seit Weihnachten wie leergefegt", so der Vorsitzende des MIV, Dr. Karl-Heinz Engel. "Brüssel wird schon bald mit ersten Auslagerungen aus der Intervention beginnen, wobei diese Mengen aber schon vorverkauft sind. "Noch im vergangenen Jahr musste Brüssel staatliche Ankäufe zur Stützung des Marktes einsetzen, um den ohnehin niedrigen Milchpreis zu stützen. Nun gelangen Butter- und Milchpulvermengen wieder in den Markt, um einer Überhitzung entgegenzuwirken.
Export für Deutschland entscheidend
Durch die Euro-Schwäche ist die EU auch wieder wettbewerbsfähiger gegenüber den großen Anbietern aus Ozeanien und Amerika. Große Ausschreibungen bei Milchpulver gingen auch ohne Ausfuhrerstattungen an europäische Milchwerke, bei Butter und Käse legten die Exporte der EU seit Jahresbeginn ebenfalls wieder zu. Auch Deutschland ist und bleibt exportabhängig. Ca. 40 % der in Deutschland produzierten Milcherzeugnisse gehen ins Ausland. Gerade der Käsesektor hat im letzten Jahrzehnt stark gewonnen. Die deutsche Käsewirtschaft ist beim Export führend in Europa, Russland ist im außereuropäischen Bereich der größte Kunde.
Gute Märkte - gute Milchpreise
Nach Ansicht des Verbandes hat damit die traditionelle Marktordnung funktioniert und dem Markt ein unteres Sicherheitsnetz geboten. Bei wiedergefundener Nachfragestärke reagiert der Markt wie erwartet und die Notierungen ziehen an. Viele Molkereien konnten schon ihre Milchpreise vorsichtig nach oben entwickeln. In den nächsten Monaten wird sich die Lage für die Milcherzeuger weiter verbessern. Wir nähern uns bei Milch langsam Verhältnissen wie vor 2007, so der MIV, allerdings sollte eine Überhitzung des Marktes mit dem nachfolgenden Absturz vermieden werden. Jedenfalls wird aktuell deutlich, dass die vom MIV immer wieder beschriebene neue Volatilität tatsächlich auch den Milchmarkt erreicht hat.