Qualitätskritische Kartoffeln verhindern Preisanstieg
Nachdem nun auch in Mitteleuropa fast überall die Ernte als abgeschlossen gilt, stellt sich besonders in Holland, Belgien, Großbritannien und Deutschland die Frage nach der Qualität der eingelagerten Kartoffeln. Schon während des sogenannten Schwitzprozesses mußten vereinzelt Partien wieder ausgelagert und sofort verwertet werden, da sich die bakterielle Fäule bei hohen Lagertemperaturen schnell ausbreitete. Die Partien konnten meistenfalls in der Schälung und in der verarbeitenden Industrie gegen Preiszugeständnisse untergebracht werden. Dadurch stand in den letzten Tagen immer sehr preiswerte Ware zur Verfügung, die einen Preisanstieg auch bei den ausgesprochen guten Qualitäten verhinderte.
Marktbeobachter haben festgestellt, dass die größten Qualitätsprobleme in Holland, Belgien und Großbritannien herrschen, in Deutschland soll es noch verhältnismäßig gut aussehen. Die Kombination aus extrem nassem September und feucht-warmen Oktober bereitete besonders bei Stärkesorten und dünnschaligen Speiseorten Probleme. In den Stärkefabriken werden täglich qualitätskritische Kartoffeln vorrangig angemeldet, damit sie zügig verarbeitet werden, bevor ein Totalausfall droht. Bei Sorten für die industrielle Verarbeitung wird ähnlich verfahren. Bei Speisekartoffeln für den frischen Verbrauch können allerdings nur bedingt Toleranzen geduldet werden, dennoch gelangt immer wieder Ware an den Markt, die nicht der Handelsklassenverordnung entspricht. Es kommt häufig zu Beanstandungen.
Ausgesprochen gute Kartoffeln werden nur selten angeboten. Landwirte erhoffen sich dafür schon bald einen Preisanstieg, aus dessen Folge sich die Abgabebereitschaft erhöhen dürfte. So lange aber die Nachfrage das immer noch stetige Angebot nicht überschreitet, ist wohl kaum mit besseren Erzeugerpreisen zu rechnen.
Bislang fehlen die erwarteten Nachfrageimulse aus dem Benelux-Raum, die - wie in 1998 - unseren Markt entlasten könnten. Die Wahrscheinlichkeit dieser Exporte ist durchaus groß, denn immerhin wird in den letzten Erhebungen die europäische Gesamternte nun nur noch mit „unter 45 Mio. t“ angegeben, was nur knapp ausreichen dürfte, um den Markt konstant zu versorgen.
Die Statistiker melden unterdessen, dass der deutsche Pro-Kopf-Verbrauch mit 70 Kilogramm stabil geblieben, also nicht weiter rückläufig, ist. Der Trend hin zu den Verarbeitungsprodukten hält immer noch an, das bedeutet, dass wiederum frische Speisekartoffeln in der Gunst der Verbraucher verloren haben. So dürfte insbesondere die Kartoffeln verarbeitende Industrie durch Abruf von (Vertrags-) „freier Ware“ wie in 1998 dafür sorgen, dass der Wettbewerb um den Rohstoff Kartoffeln anhält.
„Deutlich steigende Preise im Winter“ - Preisprognose schwierig
Die deutsche Ernte, die zuletzt mit 11 Mio. t geschätzt wird, dürfte für den innerdeutschen Bedarf denn auch ausreichen, wenn die Menge dem Markt immer bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt wird. Befürchtungen über qulitätsbedingte Ausfälle und die Hoffnung auf konstante Exporte machen es jedoch schwierig, eine Prognose für die weitere Preisentwicklung zu erstellen. Trotz vielfacher Vorbehalte, kommt die ZMP in Bonn (Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle) in ihrer letzten Markteinschätzung zum Schluß, dass im Winter mit „deutlich steigenden Preisen“ zu rechnen ist.
Terminmarkt verhalten optimistisch
Ob die derzeitigen Terminmarktnotierungen von 30 DM/dt und mehr erzielt werden können, wird sich vielleicht schon im Laufe der nächsten Wochen herausstellen.
Im Vergleich zu den Nachbarmärkten in Holland und Großbritannien notiert die WTB in Hannover wieder einmal die niedrigsten Kartoffel-Kurse. Eine Auswertung der Preischarts aller drei Börsen signalisiert, dass kaum mit einem Verfall der Notierungen zu rechnen ist. Im Gegenteil: Der im August begonnene Aufwärtstrend ist immer noch intakt und eine Fortführung der Unterstützungslinie verheißt für Anfang Dezember eine Februar02-Notierung von knapp 20 Euro/dt an der WTB.
Angesichts der Qualitätsrisiken und dem Anbieterverhalten der Landwirte erscheint solch ein Kurs auch nach der Einschätzung vieler Kassamarktbeteiligten nicht illusorisch, denn schon heute fordern Landwirte für ihre Prämiumkartoffeln DM 30,00/dt und mehr.
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