Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Sachsen setzen auf hochwertige Erdäpfel

Bauern setzen auf Marke "Erdäpfel"

Glauchau. Staub wollten Sachsens Kartoffelbauern durchaus aufwirbeln, als sie zum offiziellen Beginn der Kartoffelernte im Freistaat auf einen Acker bei Glauchau eingeladen hatten. Doch eigentlich beabsichtigten sie das nur im übertragenen Sinne, galt es doch mitzuteilen, dass die extreme Trockenheit der vergangenen Monate die Ertragserwartungen um rund ein Drittel reduzierte. Und da bei Kartoffeln die Marktwirtschaft ganz klassisch ohne Regulierung aus Brüssel funktioniert (nämlich Angebot und Nachfrage die Preise bestimmen), wird dieses Problem nun bis an die Supermarktkassen durchgereicht.

Dichte Staubwolken zogen während der Eröffnungsveranstaltung dennoch übers Feld, denn die Bauern hatten - um Fotografen und Kamerateams zu locken - die "Kartoffelernte im Wandel der Zeiten" inszeniert. Die ersten Bilder, als noch mit der Hand und mit dem Holzausrodepflug geerntet wurde, erinnerten nicht nur an die Knochenarbeit, die dereinst auf den Kartoffeläckern geleistet wurde, sondern auch an jene Epoche, da die Kartoffel täglich auf den Tisch kam. Vor reichlich 100 Jahren verspeisten die Deutschen jährlich pro Kopf fast 270, vor 50 Jahren etwa 150 Kilogramm. Inzwischen sank der Verbrauch auf ganze 70 Kilogramm. Mit diesem Appetit liegen die Deutschen etwas unter dem europäischen Durchschnitt; die Iren verspeisen immerhin 162 Kilogramm im Jahr.

Sachsen kann sich aber auch sonst nicht rühmen, ein Kartoffel-Land zu sein. Von den rund 725.000 Hektar Ackerfläche im Freistaat dienen ganze 8000 Hektar dem Anbau dieser Frucht. Die Ernteergebnisse liegen bis zu einem Viertel unter dem Bundesdurchschnitt. "Für Spitzenerträge ist es bei uns selbst in normalen Jahren zu trocken", erläutert Arnulf Kern, 1. Vorsitzender des Sächsischen Qualitätskartoffelverbandes e.V. "Fast die Hälfte der deutschen Ernte kommt aus Niedersachsen, wo ein Großteil der Äcker, auf denen alle vier Jahre Kartoffeln wachsen, mit Bewässerungsanlagen ausgerüstet ist, was die Erträge deutlich steigert. Selbst wenn wir hier in solche aufwändigen Anlagen investieren würden, fehlte es in den meisten sächsischen Regionen schlichtweg an geeignetem Wasser." Also begnügen sich die Sachsen mit zwei bis drei Prozent der bundesweiten Kartoffelanbaufläche und müssen auf den "Import" aus den anderen Bundesländern setzen.

Doch dieser minimale Anteil wird mit besonderem Engagement angebaut und vermarktet. Etwa die Hälfte der sächsischen Kartoffeln,also die Ernte von rund 4000 Hektar, kommt über die Marktgemeinschaft "Erdäpfel - Kartoffeln aus Sachen" zum Verbraucher. Die sieben Mitglieder dieses Vermarktungsunternehmens sind Kartoffellager, Kartoffelaufbereitungs- und Kartoffelvermarktungsbetriebe, die von den Produzenten aus Sachsen und anderen Anbaugebieten beliefert werden.

Von sich reden machte die 1994 gegründete Marktgemeinschaft, als sie mit der sächsischen Premium-Marke "Erdäpfel" auftrat. Um eine gewöhnliche Kartoffel als "Erdapfel" zu adeln, müssen die Zulieferer eine Reihe von Qualitätskriterien einhalten. Diese betreffen unter anderem die umweltgerechte Düngung und Unkrautbekämpfung und die beschädigungsarme Ernte und Lagerung. Etwa 13 Prozent der in Sachsen gewachsenen Kartoffeln, die durch die Lagerhäuser der Gemeinschaft gehen, tragen dieses Markenzeichen. "Mit der Etablierung solch einer Premium-Marke ist es uns gelungen, das Qualitätsbewusstsein der Erzeuger und Verbraucher anzustacheln", freut sich Andreas Kramer, Geschäftsführer der Marktgemeinschaft und Marketing-Chef der dazu gehörenden Friweika e.G. "Mit dem Wissen, ein hochwertiges Produkt zu kaufen, zahlt der Kunde rund 30 Prozent mehr."

Wer übrigens - bevor er sie unters Messer nimmt - den Lebenslauf seiner "Erdäpfel" detailliert kennen lernen möchten, kann dies problemlos. Unter http://www.friweika.de muss er nur die auf dem Kartoffelnetz vermerkten Nummern eingeben und ist im Bilde.

Marlis Heinz

(Quelle: Leipziger Volkszeitung, http://www.lvz-online.de)

Geschrieben von Richard Ebert am
Richard Ebert
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