Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Schweine: Absatz im Fleischgeschäft läuft nicht optimal

Nachdem die Notierungskommission der Niederlande in Vleuten ungerechnet auf deutsche Standartqualität am Wochenende mit einem minus von 4 Cent auf 1,31 Euro notierte, waren unterschiedliche Marktmeinungen zu spüren.

Aufgrund der dann noch ausgeglichenen Marktlage am Lebendviehmarkt notierte Nord-West unveränder bei 1,41 Euro. Die angebotenen Stückzahlen werden weiterhin vom Markt aufgenommen. Die Schlachtgewichte bewegen sich bei 94 bis 95 kg im normalen Rahmen.

Im Fleischgeschäft lief der Absatz nicht optimal. Das Wochenendgeschäft war eher nicht zufriedenstellen. Die abgesetzten Mengen blieben hinter den Erwartungen zurück. Als Folge fahren einige Schlachtereien die Mengen zurück. Der Lebendviehmarkt und die Fleischabsatzmärkte differenzieren in ihren Aussagen. Die weitere Entwicklung der Notierungen bleibt spannend.

(Quelle: Agrarberatung der Volksbanken, Auszug aus dem Schweinefax spezial)

Geschrieben von Richard Ebert am
Gast

Zumindest den ostdeutschen Schlachtern "steht das Wasser höher als bis zum Hals". Das Fleisch ist bei zahlreichen Billigangeboten ausländischer Wettbewerber nicht ins notwendige Geld zu bringen.

Wenn dennoch Schweine nachgefragt werden, liegt das in der Regel nicht an einer lebhaften Fleischnachfrage, sondern im verständlichen Wunsch, eine akzeptable Auslastung der Schlachtkapazität zu erreichen. Damit beginnt aber wieder der Teufelskreis: Ein reichliches Fleischangebot lässt sich schwer ins Geld bringen.

Die Schweinemäster, die in diesem Jahr wahrlich nicht in Geld schwimmen und auf jeden Cent angewiesen sind, profitieren in gewissem Sinne aus dieser Situation. Fraglich ist nur, wie lange noch? Wenn einigen Schlachtern die Luft ausgeht, verbessert sich für die Erzeuger die Verkaufssituation wahrscheinlich nicht. Man kann dann schnell zum Spielball der verbleibenden Schlachtunternehmen werden!

Der Preis ist und bleibt "ein Buch mit sieben Siegeln". Zu einer guten Preisfindung muss viel bedacht werden. Dazu gehört auch, dass man dem Marktpartner auch für die Zukunft noch Luft zum Leben lässt. Alles andere wäre sehr kurzsichtig.

MfG
Johannes

Bernd D.
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Hallo Johannes,

du schreibst deine Berichte sehr sachlich, und aus deinem Blickwinkel in verständlicher Logik.

Die Schlachtbranche ist natürlich im Einkauf daran interressiert, die "Rohware Schwein" im optimalen Bereich zu ordern. Auf der anderen Seite muß das geschlachtete Angebot veredelt und verkauft werden, und dieses mit einer passenden Spanne. Der Schlachthof steht somit zwischen den Schweineproduzenten und dem Lebensmittel Einzelhandel.

Manchmal haben wir als Landwirte das Gefühl, das es für die Schlachtindustrie leichter ist nach unten zu treten, und die Preise immer runterzureden - als nach oben (LEH), und alles zu aktzeptieren was von dort angedroht wird.

Wie ist es sonst zum Beispiel zu erklären, das fast alle aus der Schlachtbranche ein Zahlungsziel um die 6 Wochen mit dem Lebensmitteleinzelhandel aktzeptieren. Diese haben bereits nach wenigen Tagen das Bargeld der Verbraucher in der Kasse.

Die Schlachtindustrie zahlt aus o.g. Gründen der "grünen Seite" mittlerweile auch erst nach 2 bis 3 Wochen. Dieses ist ein gutes Beispiel dafür, wenn der LEH "hustet", das die Schweineproduzenten "verarztet" werden. Es gibt mittlerweile fast genausoviel Großschlachtereien wie Großabnehmer vom LEH. Diese müssen sich, wenn sie deutsche Ware und deutsche Qualität verkaufen wollen, sich bei diesen auch mengenmäßig bedienen.

Bei den derzeitigen Spannen die der LEH im Fleischverkauf erzielt, sollte die "rote Seite" mal versuchen nach oben zu treten!

Mit bäuerlichem Gruß

Bernd D.

Gast

Hallo Bernd D.,

du magst recht haben, dass es auf den Blickwinkel ankommt. Obwohl ich ein Bauernsohn bin (daher deine Argumentation auch sehr gut kenne und verstehe), bemühe ich mich, den Markt nicht nur aus einem Blickwinkel sondern von mehreren Seiten zu sehen. Dass man dann mitunter zu Erkenntnissen kommt, die dem einen oder anderen ungelegen kommen, ist normal.

Wir haben wohl Grund, über rüdes Verhalten mancher Schlachtbetriebe gegenüber von Erzeugern zu klagen. Doch wie sich der LEH gegenüber den Schlachtbetrieben verhält, scheint um einige Zacken schärfer zu sein.

Genauso, wie du forderst, die Schlachtindustrie solle die niedrigen Preise des LEH nicht akzeptieren, könne man von dir erwarten, dass du höhere Preise gegenüber den Schlachtbetrieben durchsetzt. Die Chancen sind wohl sehr ähnlich. Jeder ist verpflichtet, seine eigenen Interessen angemessen zu vertreten.

Wir wollen beide zufrieden sein, dass wir nicht Verkäufer von Schweinefleisch sein müssen. Ich glaube, für diese Aufgabe sind vergleichsweise wenig Menschen geeignet. Es kommt nicht selten vor, dass ausländische Wettbewerber mit Abgabepreisen am Markt agieren, die um 20 bis 50 Ct/kg niedriger sind als der eigene kalkulierte Wert. Dann ist es schon eine anerkennenswerte Leistung, wenn vom heimischen Anbieter nicht allzuviel bisherige Kunden wegbleiben! Dabei ist zu bedenken, dass Schweinefleisch ein sehr sensibles Produkt ist. Ob es richtig ist, dass wir diesen Leuten den "Rat" geben, sie sollen sich mal etwas zusammennehmen und besser verkaufen, möchte ich zumindest in Frage stellen.

Gegenseitige Beschuldigungen helfen nicht viel. Eigentlich geht es viel mehr darum, im Kräftespiel des Marktes die eigene Position zu stärken. Darauf sollten sich Schweineerzeuger konzentrieren und jeweils das Beste aus jeder Marktlage machen.

Gruß
Johannes

Beobachter
Mitglied seit 11 Jahre 4 Monate

Das Rezept für höhere Preise ist simpel: Die Marktposition verbessert sich durch eine bessere Machtposition. Wer es nicht alleine schafft, muß fusionieren oder kooperieren. Hier kämpft jeder für sich.

Fusionieren große Schlachtereien, um bessere Preise beim LEH durchzusetzen, ist das nicht zwingend positiv für den Landwirt.

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