Schweine: China verbietet Import von deutschem Schweinefleisch
Der Dioxin-Skandal in Deutschland hat auch international immer stärkere Folgen. Jetzt hat China mit sofortiger Wirkung ein Einfuhrverbot für Schweinefleisch und Eier aus der Bundesrepublik verhängt. Auch in Südkorea gelten Importbeschränkungen.
Peking - Bisher hat der Dioxin-Skandal vor allem die Verbraucher und Landwirte in Deutschland betroffen. Nun machen sich auch immer mehr andere Länder Sorgen: Aus Furcht vor verseuchten Lebensmitteln hat China die Einfuhr von Schweinefleisch und Eiprodukten aus Deutschland ausgesetzt.
Das Verbot sei am 11. Januar mit sofortiger Wirkung in Kraft getreten, hieß es am Mittwoch auf der Internetseite der Behörde für Lebensmittelsicherheit in Peking. Ladungen, die sich bereits im Land befänden, würden auf Dioxin untersucht.
Auch Südkorea hat Einfuhrbeschränkungen gegen landwirtschaftliche Produkte aus Deutschland verhängt. Zuvor hatte bereits Russland angekündigt, deutsche Importe schärfer zu kontrollieren. Die Slowakei hatte ebenfalls den Verkauf von deutschem Geflügelfleisch und von Eiern untersagt - was sofort Kritik der Bundesregierung hervorrief.
Reaktionen wie nun aus China sind allerdings nicht ungewöhnlich: Lebensmittelskandale in einzelnen Ländern werden gerne zum Anlass genommen, um die heimischen Landwirte - zumindest zeitweise - vor Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen. Neben dem berechtigten Anliegen, die eigenen Verbraucher zu schützen, haben Regierungen in solchen Fällen stets auch ökonomische Interessen.
Erst Legehennen, jetzt auch Schweinefleisch
Andere Länder verhalten sich in vergleichbaren Situationen ähnlich wie nun China und Südkorea. So hatte Russland 2008 einen Einfuhrstopp für europäisches Schweine- und Geflügelfleisch verhängt und damit für politische Spannungen gesorgt. Als Grund gab Moskau Antibiotika-Rückstände in den Produkten an - die EU vermutete hinter dem Importstopp hingegen handelspolitische Motive.
Wie gefährlich der gegenwärtige Dioxin-Skandal für die Verbraucher ist, steht noch nicht fest. Klar ist nur, dass das Dioxin über den Futterfett-Hersteller Harles & Jentzsch aus Schleswig-Holstein in den Lebensmittelkreislauf gelangte. Zeitweise hatten die Behörden über Tausende Höfe eine Handelssperre verhängt.
Bisher war man davon ausgegangen, dass vor allem Legehennen betroffen seien. In Eiern war das Gift nachgewiesen worden, während Proben bei Hähnchen, Putenfleisch und Kuhmilch keine Überschreitung der Dioxin-Grenzwerten aufwiesen. Seit Dienstag ist jedoch klar, dass auch Schweinefleisch belastet ist: In einem Betrieb im niedersächsischen Landkreis Verden wiesen Prüfer bei der Probeschlachtung von zwei Schweinen eine erhöhte Dioxin-Belastung nach. Laut Bundesamt für Risikobewertung lag der Wert 50 Prozent über dem zulässigen Grenzwert. 140 Tiere auf dem Betrieb müssen getötet und die Kadaver entsorgt werden.
Allerdings könnte verseuchtes Schweinefleisch bereits in den Handel gelangt sein. Das niedersächsische Agrarministerium hält dies mittlerweile für möglich. Am Dienstag hatte Agrarstaatssekretär Friedrich-Otto Ripke dies - trotz anders lautender Expertenmeinungen - noch ausgeschlossen. Nun sagte ein Ministeriumssprecher, Ripke sei am Dienstag nicht auf dem neuesten Stand gewesen.
Bei den Verbrauchern hinterlässt der Skandal in jedem Fall ein ungutes Gefühl. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes Yougov für die "Bild"-Zeitung wollen viele Deutsche nun mehr Bioprodukte kaufen. 48 Prozent der Verbraucher würden Produkte mit kontrolliertem Bio-Siegel bevorzugen, berichtet das Blatt. Allerdings seien nur 43 Prozent bereits, mehr Geld für ihre täglichen Einkäufe zu bezahlen.
Quelle: Spiegel-Online 12.01.2011
Danke an unsere Futtermischer,
und die Bauern zahlen wieder mal die Zeche, als wenn die Schweinehaltung momentan nicht schon ruinös genug wäre.