* Schweine: Die Spekulationen der Fleischbranche
Allen Lesern einen schönen Guten Morgen!
Da haben sich die Schlachtereien in der letzten Woche ja mal wieder in ihrer Arroganz selbst übertroffen. Zuerst werden die Fleischprodukte für kleines Geld verkauft. Den anschließenden Einkauf der Schweine, so meinen viele Schlachtereien, vor allem genossenschaftliche mit Vertragsbindung, können sie dann ohnehin willkürlich nach ihren vorherigen Verkaufsresultaten gestalten.
Verspekuliert!
Kaufmännisch richtig werden nur diejenigen liegen, die erst dann den Verkauf disponieren, wenn sie genau wissen wieviel sie im Einkauf bezahlen müssen, oder die realen Marktverhältnisse genau abschätzen können.
Gerade beim Abschätzen der realen Marktverhältnisse haben sich mehrere Fleischkonzerne in den letzten Wochen gewaltig verhauen. Diese Differenz soll dann anschließend durch Preisabzug (Hauspreis) wieder eingefahren werden.
Frage an alle Landwirte unter den Forum-Teilnehmern:
Wie mag sich das weitere Marktverhalten der Schlachtereien bei einer stärkeren Vertragsbindung der Landwirte zu den Schlachtereien auswirken?
Unter welchen Bedingungen können sich die Landwirte ihre autarke Marktstellung, die sie in den letzten 2 Wochen ja bewiesen haben, auch in Zukunft halten?
Gruss
Mal kurz was zum Nachdenken: Wo geht es im Herbst hin?
Die "gesammelten " Fakten:
- Es gibt "keinen" Inlandskonsum
- Es werden mehr Schweine als im vergangenen Jahr geschlachtet
- Der Rußland-Export ist erheblich gestört
- Es werden Mengen aus der PLH ausgelagert
und trotzdessen fehlen irgendwie Schweine in Europa.
Kann mir das mal einer erklären? Wo geht denn die Reise hin, wenn aufeinmal wirklich Nachfrage aufkommt?
Schönen Sonntag
MFG Mühlenbach
@ J.Bond,
du hast mit deiner Analyse der Situation der letzten Wochen den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Schlachtunternehmen haben sich schlicht und einfach verspekuliert. Jetzt wollen sie das im Verkauf durch falsche Markteinschätzung verlorene Geld von ihren vertraglich gebundenen Mästern einbehalten.
Die Arroganz, die einige Geschäftsführungen dabei an den Tag legen, ist schon erschreckend.
Für die Vertragslieferanten (Mäster) stellt sich die Frage nach den rechtlichen Möglichkeiten zur Erlangung einer marktgerechten Bezahlung der Schweine. Ist es vertragswidrig wenn ein Mäster seine Tiere an einen anderen Abnehmer zu notierungsgerechten Preisen verkauft ? Ist der Vertrauensbruch durch die Schlachthofmanager ein sofortiger Kündigungsgrund ?
Das derzeitige Verhalten der Vertragsschlachtereien sollte allen freien Mästern eine Warnung sein. Was nützt es dem Mäster, wenn der Schlachthof eine saubere Bilanz vorlegt, der Vertragsmäster als Zahlmeister aber dafür blutet.
Die Schlachtbetriebe werden das verloren gegangene Vertrauen zu spüren bekommen.
Bei den genossenschaftlichen Betrieben werden die Mitglieder hoffentlich die Art der Geschäftsführung in Frage stellen.
Für zukünftige vertragliche Bindungen müssen die Mäster viel mehr auf klare Vertragsvorteile und Notierungssicherheit achten. Zur Zeit behandelt man den Mäster als Vertragspartner wie einen leeren Mehlsack:
Wenn man draufhaut, mülmts immer noch ein wenig.
@ Paul und alle anderen Landwirte
Inwieweit seht ihr die Existenz von Lieferverträgen in der zur Zeit herrschenden Form mit den Abnehmern überhaupt für notwendig an?
Hast du selbst einen Liefervertrag mit deinen Abnehmer?
Falls ja, nenne Gründe die dich dazu bewogen haben.
Hallo,
ich muss euch recht geben. Die Spekulation der Schlachtereien und Fleischverarbeiter auf sinkende Preise zu Ferienbeginn geht nicht auf. Das Gegenteil wird eintreten. Die Preise bleiben fest. Seht Euch die Preischarts der Vorjahre an. Zu Urlaubsbeginn waren zum Teil sogar Preissteigerungen möglich. Warum dieses Jahr nicht?
Geringes Lebendangebot, kein Mengendruck aus den benachbarten Ländern, steigende Notierungen in Europa und gutes Wetter zum Grillen und dementsprechend gute Nachfrage zum Wochenende. Was muss sonst noch passieren, damit die Preise steigen? Ich glaube sogar an steigende Notierungen.
Die Angstmacherei, die sich noch immer in den WTB-Notierungen wiederspiegelt, muss aufhören. Die WTB-Kurse sind nach wie vor unterbewertet.
Gruss
Schweinespezi
Warum sollte man denn Lieferverträge eingehen, wenn dieses sowieso nichts einbringen ?
Wir selbst haben für unseren Betrieb keine Verträge, wir liefern zu mehreren Abnehmern, sei es zu Schlachthöfen direkt, über freie Händler oder über genossenschaftliche Vermarkter, je nach dem, wer wann was bietet.
Überhaupt finde ich es nicht sehr gut, sich fest zu binden, denn dann bekommt man keinen Einblick mehr darüber, wie unterschiedlich ein und das selbe Tiermaterial im fast identischen Gewichtsabschnitt ausfallen können, da spreche ich aus Erfahrung.
Im vergangenen Jahr hat man uns auch versucht, im Rahmen von QS zu binden. Erst wurde viel versprochen, und nie auch irgendwas eingehalten.
Es gibt mitlerweile einige Schlachthöfe, die bei Vertragsbindung einen oder zwei ct mehr ausbezahlen, doch seinen wir mal ehrlich, das Geld wird andersherum irgendwo wieder rausgezaubert. Geschenkt wird einem nichts, ganz bestimmt nicht.
Auch finde ich es einen Hohn, seine Tierchen mindestens eine Woche, besser 14 Tage im voraus anzumelden. Im Grunde habe ich kein Problem damit, dann aber zu einem feststehenden Kurs. Die Schwankungen wie im April/ Mai können sonst böse enden.
Mein Fazit: Es wurde und wird immer viel Wind um irgendwelche Änderungen gemacht, aber letztendlich bleibt doch immer fast alles beim alten.
MFG
Mühlenbach
Ein Liefervertrag soll einem Marktpreis + (x) bringen, so ein Zitat Dr. Budde, landw. Wochenblatt Westfalen-Lippe in den 90ern. Das ist im Nordwestraum leider nicht möglich. In der Regel wird auf Marktpreis mit Bonus am Jahresende nachgebessert.
Durch Auto-FOM ist der Vergleich erschwert, da die Systeme nicht vergleichbar sind. Um so größer ist die Gefahr im harten Wettbewerb, für die Vertragsbauern und die Schlachterkonkurenz, dass dieser Ausgleich nicht mehr voll erfolgt!
Vertragsbauern sollten die Muskelfleischanteile durch Auto-FOM einfordern. Etwa 1% ist dieser höher als bei FOM. Der Preisvergleich kann auch lebend erfolgen! Bei 58 bis 58,5 % MFA-Auto-FOM, entsprechend 57 % FOM-MFA, sollte der Nordwest Basispreis je kg. erreicht werden!
Ein gerechter Preis ist ein Vertrag mit vorher festgelegtem Preis! Da es eine WTB gibt, ist dieses möglich! So sind Verluste in der Schweinemast zu vermeiden!
In den USA werden 80% der Schweine mit solchen Verträgen gehandelt, mit oder ohne Einbindung der Warenterminbörse! Das ist für beide Seiten profitable Schweineproduktion!
MfG. B.Bonekamp