Schweine: Holländische Ferkelerzeuger drängen auf deutschen Markt
Hollands Ferkelerzeuger drängen weiter auf den deutschen Markt
Deutschlands Ferkelerzeuger müssen sich auf weiter steigenden Wettbewerbsdruck aus den Niederlanden gefasst mache, berichtet Agra-Europe.
Angesichts höherer Umweltanforderungen und sich verschärfender Tierschutzansprüche an die holländische Schweinemast erwarten Branchenvertreter eine weiter wachsende Bedeutung des Ferkelexports und hoffen dabei auf nochmals zunehmendes Interesse der Deutschen. So rechnet Paul Leenaers von der Rabobank damit, dass der Sauenbestand in den Niederlanden bis 2015 gegenüber 2008 um 5,4 % auf 975 000 Stück steigt. Hingegen soll der Mastschweinebestand um 1,5 % auf 5,75 Millionen Tiere abnehmen, in den spezialisierten Mastbetrieben sogar um 5,6 % auf 4,05 Millionen. Andererseits sollen die Ferkelausfuhren der Holländer weiter wachsen. Robert Hoste von der Universität Wageningen geht davon aus, dass die Exporte bis 2015 auf 7,0 Millionen Stück steigen. In diesem Jahr werden die niederländischen Ferkelerzeuger schätzungsweise 5,8 Millionen Tiere außer Landes schaffen, was bei einem Gesamtangebot von etwa 13 Millionen Ferkeln einer Exportquote von mehr als 40 % entspricht.
Hohe Umweltkosten für die Gülleentsorgung haben in den Niederlanden die Mast bereits in den vergangenen Jahren erschwert und vorgegebene Produktionsquoten für die Schweinehaltung tun ihr übriges, um die Branchenentwicklung zu lenken. Das Ferkeldefizit in Deutschland spielt den niederländischen Züchtern dabei in die Hände. Gingen vor 20 Jahren erst 3 % der niederländischen Ferkelexporte nach Deutschland und 57 % nach Italien und Spanien, hat sich dieses Verhältnis mittlerweile fast umgekehrt. Wie Benny ten Thije von der Ferkelhandelsfirma SelectPorc vergangene Woche gegenüber deutschen Fachjournalisten im niederländischen Keldonk erklärte, gingen von Januar bis Ende September dieses Jahres 51 % der holländischen Ferkelexporte nach Deutschland, während Italien 5 % aufnahm. Spanien tauchte in der Rangliste der wichtigsten Lieferländer gar nicht mehr auf.
Mit der für 2009 zu erwartenden Steigerung der niederländischen Ferkelexporte auf 5,8 Millionen Stück soll für die Holländer noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein, nachdem im vergangenen Jahr 5 Millionen Ferkel im Ausland abgesetzt worden waren, davon die Hälfte in Deutschland. So meint Bonne van Dam von der Wirtschaftsgruppe für Vieh, Fleisch und Eier (PVE), dass der Ferkelbedarf in Deutschland noch steigen wird.
Ten Thije rechnet ebenfalls mit einem größer werdenden Mangel an Ferkeln in Deutschland, den er langfristig in einer Größenordnung von mindestens 8 bis 9 Millionen Stück ansiedelt. Der SelectPorc-Geschäftsführer erhofft sich auch einen Wandel in den Beziehungen zu Deutschland, und zwar hin zu mehr festen Lieferbindungen der Mäster an die Ferkelerzeuger. Holländische Branchenexperten führen den Erfolg ihrer Ferkelerzeuger unter anderem auf die hohe Spezialisierung der meist flächenarmen Betriebe zurück. So sieht es auch Leenaers, der davon ausgeht, dass der Sauenbestand in den spezialisierten niederländischen Betrieben bis 2015 auf 600 000 steigt, nach 515 000 im vergangenen Jahr. Während die Zahl der spezialisierten Mastbetriebe in den nächsten sechs Jahren rapide um fast 60 % auf 2 150 sinken soll, fällt die Zahl der spezialisierten Ferkelbetriebe laut der Prognose lediglich um 27 % auf 1 150.
Was das Thema Transparenz angeht, machen die Holländer gegenüber den Dänen Boden gut, bei denen Informationen zum Gesundheitsstatus von Ferkelbetrieben im Internet abrufbar sind. Für niederländische Ferkelpartien gibt seit einem Jahr, wie auch bei Züchtern in deutschen Regionen üblich, ein sogenannter Gesundheitspass Auskunft über Impfstatus, Futtermitteleinsatz und eventuell aufgetretene Probleme während der Aufzucht. Allerdings machen nicht alle der Ferkelerzeuger bei diesem Projekt mit. Unterschiede bestehen zudem im Management. Vermarkten die Niederländer ihre Ferkel für den Heimatmarkt bei einem Gewicht von meist etwa 20 kg, sind es in Deutschland üblicherweise 10 kg mehr. Hier haben sich die Holländer nun angepasst. Das gilt auch für die Schweinerassen. Von dem, was nach Deutschland gehe, seien „95% Piétrain“, so ten Thije, der aber auch davon ausgeht, dass Deutschland offen sein wird für andere Sorten, wenn die Nachfrage nach weniger Magerfleischanteilen in den Schlachtkörpern steigt.
Neben den deutschen Erzeugern sind die Dänen wichtigster Wettbewerber für die Holländer auf dem hiesigen Markt. So geht der Wissenschaftler Hoste von der Agrarfakultät der Universität Wageningen davon aus, dass sich Hollands Lebendausfuhren 2015 gegenüber 2007 um 2 Millionen auf 7,0 Millionen Ferkel erhöhen. Für die Dänen veranschlagt er eine Steigerung der Ausfuhren um mehr als das Doppelte auf dann 7,8 Millionen Ferkel. All das ist allerdings Zukunftsmusik, denn wenig Freude bereiten den Schweinehaltern die aktuellen Preise. Hoffnung machen immerhin die Aussichten für das Jahresende. So kletterte an der Terminbörse Eurex in Frankfurt am vergangenen Donnerstag die Notierung für Ferkel zur Einstallung im Dezember am vergangenen Donnerstag auf knapp 40 Euro. Die Terminkurse für Schlachtschweine legten ebenfalls zu. Rabobank-Experte Leenaers gibt sich zur Marktlage optimistisch und verweist auf den typischen saisonalen Preiseinbruch im Herbst. Von Januar bis September hätten die niederländischen Erzeuger für ihre Ferkel durchschnittlich 48 Euro bis 49 Euro erlöst. „Zu solchen Preisen wird gut Geld verdient“, betonte Leenaers, für den 2009 ein „Jahr des Übergangs“ ist, bevor es 2010 besser wird. Ein Indikator für die Marktentwicklung in den Niederlanden sind die auf dem freien Markt zu zahlenden Kosten für Produktionsrechte, die aktuell bei rund 140 Euro pro Schwein liegen, im vergangenen Jahr aber zeitweise mehr als 200 Euro betrugen. Umgelegt auf das Kilogramm Schlachtgewicht beziffern holländische Marktexperten die aktuellen Kosten dieser Quotenrechte für die Landwirte auf rund 5 Cent. Sie dienen dem Staat zur Steuerung der Produktion. So darf der Schweinebestand bis 2015 pro Jahr nicht das rechnerische Limit von 8,8 Millionen Tieren übersteigen, wobei für eine Sau der Faktor 2,74 zugrunde gelegt wird. Eingeführt wurden die Quoten, um die Umweltauswirkungen der Schweineproduktion zu begrenzen. Nicht zuletzt aufgrund der Vorgaben der EU-Nitratrichtlinie ist das Güllemanagement für die niederländischen Schweinehalter ein wichtiger Kostenpunkt. Für die Mäster kommen steigende Auflagen an die Haltung in einem Land hinzu, in dem zwei Vertreter der Tierschutzpartei im 150 Abgeordnete starken Parlament sitzen und sich dort Gehör verschaffen. So erhöht sich ab 2013 der Platzbedarf für Mastschweine in den Niederlanden auf 1 qm, gegenüber 0,65 qm laut EU-Richtlinie, 0,75 qm in Deutschland, und 1,2 qm in Schweden.
Verstärkte Konkurrenz sieht der Zentralverband der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) wegen der Umweltanforderungen in den Niederlanden. Aufgrund der umweltrechtlichen Rahmenbedingungen habe sich das Expansionspotential in den Niederlanden und Dänemark im Wesentlichen auf die Sauen- beziehungsweise Ferkelerzeugung reduziert. Diese Situation führe zu einem sich verschärfenden Wettbewerb um die Gunst der Mäster. „Darauf müssen sich die spezialisierten Sauenhalter einstellen, sowohl in den Niederlanden und Dänemark als auch in Deutschland“, betonte der ZDS. Dabei sei die genetisch bedingte Steigerung des Ferkelangebots zu berücksichtigen. Wettbewerbsfaktoren seien - abgesehen vom Preis - in erster Linie die Größe und die gesundheitliche Qualität der Ferkelpartien, aber auch das genetische Leistungspotential hinsichtlich Zuwachs und Magerfleisch, unterstrich der ZDS und verwies zudem auf die Bedeutung des Betriebsmanagements, um im Wettbewerb zu bestehen. Nach Auffassung des Zentralverbandes sind die deutschen Ferkelerzeuger auf die Konkurrenz eingestellt und verfügen noch über Reserven, die mobilisiert werden können.
(Quelle: http://www.schweine.net/hollands_ferkelerzeuger_draengen_weiter_auf_den_de.html)
Kassamarkt: Regional unterschiedliches Versorgungslage
Da in der Vereinigung ein Preisaufschlag nicht mehrheitsfähig war, blieb der Preis heute bei unverändert 1,35 Euro. Die Spanne der Preismeldungen reichte von 1,35 bis 1,38 Euro.
Das Angebot hat sich recht unterschiedlich entwickelt. Während in Niedersachen die Stückzahlen in den vergangenen Tagen nicht immer in ausreichenden Mengen zur Verfügung standen, bereitete die nötige Versorgung der Schlachtbetriebe in anderen Regionen keine größeren Probleme.
(Quelle: VR Agrarberatung)
Terminmarkt: Richtungslos
Der Schweine Terminhandel zeigte sich heute bei einem Umsatz von 13 Kontrakten eher richtungslos. Die Kursänderungen reichten von einem Anstieg von 0,5 Cent per Dezember und Februar bis zu einem Rückgang von 1,3 Cent für den November Termin, der Mittwoch kommender Woche letztmalig gehandelt wird und sich dem heutigen V-Preis anpasste.
Der M 12 Index für Schweine schloss mit minus 0,08 Cent bei 1,3516 Euro.
Am Ferkel Terminmarkt wurde 1 Dezember Kontrakt zu unverändert 42 Euro umgesetzt. Index unverändert 43,88 Euro.
Aussichten für kommenden Freitag: Ungewiss
Die Mäster waren vom heute unveränderten V-Preis überwiegend recht enttäuscht. Ob der Preisanstieg der vergangenen Woche der letzte in diesem Jahr war, die gebietsweise Nachfrage nach Schweinen nächste Woche für einen Anstieg sorgt oder der Preis zunächst unverändert bleibt, vielleicht für einige Wochen, ist heute noch nicht abzusehen.
Hollands Ferkelerzeuger drängen weiter auf den deutschen Markt
Mich würden dazu Meinungen der Fachleute interessieren, besonders wie die Ferkelpreise am deutschen Markt beeinflusst werden könnten ?
@ Richard Ebert [#2]
Hallo,
diesen Satz finde ich ein wenig komisch. Denn:
1. wir haben Europa
2. die besten deutschen Ferkelerzeuger bauen ihren Markt weiter aus
3. die unrentabelsten Ferkelerzeuger hören auf
4. QS Ferkel verdrängen die nicht QS Ferkel
5. wenn holländische Mäster aufhören müssen die Ferkel irgendwo hin
6. dänische Ferkel verdrängen holländische Ferkel im holländischen Markt
7. usw.
Meine Meinung dazu:
Tendenziell führt ein Europaweites hohes Angebot zu sinkenden Ferkelpreisen, sowie ein knappes Ferkelangebot zu höheren Preisen.
Ehrlich gesagt es interessiert der "Marktwirtschaft" nicht die Bohne wo die Ferkel herkommen sondern Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Außerdem die deutschen Mäster bauen ihre Kapazitäten aus und die deutschen Ferkelerzeuger kommen nicht nach, genügend Ferkel zu produzieren, dann müssen diese eben aus dem Ausland kommen.
Ich denke es wird den Ferkelpreis nicht beeinflussen, denn ich muss auch die anderen Kosten im Auge behalten wie Futter, Energie, Lohnkosten, Pacht, Güllenkosten, allgemeine Auflagen, usw.... Diese Kosten können den Preis mehr beeinflussen als ob die Ferkel aus Holland kommen.
MfG
Lukas
@ Lukas [#3]
Ich denke es wird den Ferkelpreis nicht beeinflussen, denn ich muss auch die anderen Kosten im Auge behalten wie Futter, Energie, Lohnkosten, Pacht, Güllenkosten, allgemeine Auflagen, usw.... Diese Kosten können den Preis mehr beeinflussen als ob die Ferkel aus Holland kommen.
Wenn das so wäre, dann hätten die Ferkel in 2007/08 vielleicht 100 € kosten müssen und nicht 30 €.
Ich glaube schon, dass die holländische Situation durch Auflagen und Betriebsveränderungen einen Einfluss auf den deutschen Ferkelpreis hat, denn schließlich entsteht ein höherer Angebotsdruck.
Die Preise machen die Kosten und nicht umgekehrt.
@ wollewatz [#4]
Wenn das so wäre, dann hätten die Ferkel in 2007/08 vielleicht 100 € kosten müssen und nicht 30 €.
Nee, wir reden einander vorbei. Drehe deinen Satz mal um.
"Wenn das so wäre, dann hätten die Ferkel in 2009/10 vielleicht 30 € kosten müssen und nicht 100 €."
Damit meine ich das die Ferkelpreise sich nicht deswegen ändern, nur weil Holland mehr Ferkel exportiert. Das ist nur eine kurzfristige Störung des Marktes genau wie die Futtermittelpreise in 07/08.
Längerfristig werden sich die Preise den Kosten fügen müssen weil keiner die Ferkel umsonst produzieren kann. Auch nicht die Holländer. Das hängt allein schon mit der Inflation zusammen.
Früher (vor 20 Jahren) dachte ich auch, ein Ferkel muss man für 100 DM (50 €) incl. Mwst fertig haben. Die allermeisten schaffen dieses heute aber nicht mehr.
Gruß
Lukas