paul
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate
Schweine: Ist die Private Lagerhaltung wieder ein Thema ?
Vor exakt einem Jahr, bei Schweinepreisen von 1,25 € wurde hier im Forum erstmals das Für und Wider der PLH (Private Lagerhaltung) diskutiert.
Jetzt bei 1,18 € taucht diese Marktregulierungsform wieder in Gesprächen unter Landwirten auf. Einige wollen wissen, daß in Brüssel erneut Anträge auf eine Unterstützung der PLH vorliegen.
Meine Frage an gut informierte Forumsteilnehmer wie z.B. MissPiggy: Gibt es tatsächlich wieder PLH-Anträge?
Gruß Paul
Geschrieben von paul
am
Hallo Paul,
es scheint tatsächlich so zu sein, dass hier und da auf der Brüsseler Bühne über die PLH gesprochen wird. Mehr aber auch nicht. Konkrete Anträge bei der Kommission scheint es nicht zu geben, im Verwaltungsausschuss war die PLH kein Thema. Nach einem schwierigen Januar sieht man in vielen EU-Ländern einen moderaten Preisanstieg im ersten Quartal, für das zweite Quartal wird gegenüber dem Vorjahr ein um etwa 10 Cent/kg höheres Preisniveau angenommen.
Angesichts der erwarteten Markterholung glaube ich nicht, dass die Mehrheit der Länder oder die Kommission den möglichen Preisanstieg im zweiten Quartal durch die PLH gefährden will. Letztlich hat die letzte PLH zusammen mit anderen Faktoren zu den Tiefpreisen im Mai 2003 geführt. Warum soll man solch eine Politik wiederholen? Wenn es was konkreteres als Gerüchte gibt, werde ich mich melden.
Viele Grüße
MissPiggy
Vielen Dank, MissPiggy.
Die PLH-Vorteile oder Nachteile werden sicherlich in Dänemark und Frankreich, vielleicht auch in Österreich und Spanien anders beurteilt.
Gruß Paul
Meine Informationen bezüglich PLH stimmen eher mit denen von Miss Piggy überein. Mein Informant in Brüssel rechnet zwar mit Anträgen von Dänemark und Frankreich, hält derzeit aber eine positive Zustimmung für eher unwahrscheinlich.
Die Kassen sollen geschont werden und der Schweinemarkt soll sich aus eigener Kraft "befreien". In Brüssel hat man das Szenario der letzten PLH noch gut vor Augen, wo der Preis auf relativ tiefem Niveau das erste Halbjahr 2003 durchgelaufen ist. Das Ergebnis kennen wir alle: Geholfen hat es kaum jemandem.
Ohne PLH wird der Preis für Schweine mit hoher Wahrscheinlichkeit bis Ende Januar oder Anfang Februar noch unter Druck geraten. Frühestens Mitte Februar rechne ich wieder mit steigenden Preisen, da die jetzigen Ferkelstückzahlen durchschnittlich um die 10 % geringer ausfallen (bedingt durch die hohe Umrauschquote) im Sommer. Optimistische Marktbeobachter rechnen nach meiner Information mit Preisen zwischen Euro 1.05 bis 1.15 für Januar 2004. Pessimitische Marktbeobachter rechnen mit Preisen, die ich eher nicht kommentieren möchte, um die Stimmung nicht zu sehr anzuheizen.
Stückzahlen werden auf alle Fälle reichlich im Januar zur Verfügung stehen, schaut man auf die beiden Feiertagswochen im Dezember werden sich bei den zu erwartenden Schlachttagsausfällen um die 400.000 Schweine in Deutschland aufstauen. In den benachbarten Ländern wird ähnliches passieren. Diese Übermengen werden wir sicherlich einige Wochen vor uns herschieben.
Sehen dies die anderen Forumsteilnehmer ähnlich ? Welche Preiserwartungen habt ihr ?
Bezüglich PLH schließe ich nicht ganz aus, dass der Druck insbesondere aus Dänemark und von vielen europäischen Mästern Richtung Brüssel in den nächsten Wochen zunehmen wird, um eine neue PLH zu erwirken.
Grundsätzlich bin ich gegen Subventionen und Eingriffe in den Markt. Die Auswirkungen von der letzten PLH kennen wir ja. Dennoch glaube ich, dass derselbe EU-Ausschuß sich mit diesem Themen heiß beschäftigen wird. Wenn jetzt schon bekannt ist, daß im II. Quartal 04 weniger Schweine anfallen werden, könnten dann PLH-Mengen bei Auslagerungen evtl. ohne Preisdruck vom Markt aufgenommen werden.
Anders gesagt: Wenn der Preis Dez./Jan. starkt fallen und sich im Feb./März erholen sollte, wäre vielleicht der Effekt eines "gestützten" mittleren Preises mit besseren Aussichten auf Preissteigerung für die Mäster/Wirtschaft besser. Dieses könnte eine Ausschußargumentation sein.
Der Handel hält sich zur Zeit mit größeren Abschlüssen zurück, da bekannterweise kleinere Preise in naher Zukunft vorhergesagt werden. Die Spirale dreht sich nach unten und die Spekulanten warten.
Auf jeden Fall wird der Dezember ein heißer Monat mit Blick nach Brüssel.
MFG
Porkdealer
Sollte die Preise europaweit tatsächlich um weitere 10 bis 15 Cent fallen, dann wird es sehr schnell zu massiven Forderungen nach einer neuen PLH kommen.
Nach dem Motto "Lieber den Spatz in der Hand, als vermutlich höhere Preise im Mai" werden sich auch die deutschen Erzeuger einer solchen Forderung anschließen.
Warten wir es ab. Zur Zeit fallen die Schlachtgewichte stark ab. Auch die Maßnahmen gegen ein Übergreifen der Schweinepest aus der Slowakei (4200 Tiere in der Nähe Österreichische Grenze) sprechen gegen einen weiteren Absturz der Preise.