Schweine: LEH verdient sich auf Kosten der Schweinehalter goldene Nase
Die Erzeugerpreise für Schweine liegen seit Jahresanfang am Boden, und wir Mäster schreiben nicht nur rote, sondern tiefrote Zahlen. Von sinkenden Preisen für Fleisch und Wurst in der Ladentheke ist jedoch weit und breit fast nichts zu sehen - bis auf saisonale und regionale Angebotskampagnen einiger Lebensmittelketten. Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) gibt die niedrigen Erzeugerpreise einfach nicht an die Verbraucher weiter und reibt sich die Hände, weil er sich derzeit eine goldene Nase verdient.
Angesichts der aktuellen Vermarktungssituation sind die Erzeugerpreise eindeutig zu niedrig. Denn sie liegen etwa 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau – und das bei Verbraucherpreisen für Schweinefleisch, die nach Angaben der ZMP um 5,5 Prozent über denen des Vorjahres liegen. Insbesondere die Preise für die edleren Teilstücke wurden trotz der gesunkenen Schweinepreise auf dem Niveau des Spätsommers 2006 gehalten. Das zeigt deutlich, dass der Erzeugerpreis derzeit nicht durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Auch die Mehrwertsteuererhöhung zum Jahresanfang von 16 Prozent auf 19 Prozent kann zu einer Erklärung nicht beitragen, denn Lebensmittel und Löhne sind davon ja gar nicht betroffen.
Im letzten Sommer wurden in Deutschland wöchentlich rund 820.000 bis 870.000 Schweine geschlachtet. Der Erzeugerpreis lag in dieser Zeit zwischen 1,45 Euro und 1,70 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Sicherlich ist die Nachfrage auf den Exportmärkten im Vergleich zu 2006 nicht uneingeschränkt positiv. So belastet das drohende Importverbot Russlands für die gesamte EU den Export. Zusätzlich wirken sich nach und nach die enormen Fördermittel Putins für die Tierhaltung in Russland aus und die dortige Eigenversorgung mit Schweinefleisch nimmt zu. Trotz der aktuell rund 840.000 bis 890.000 Schlachtungen pro Woche in Deutschland fließen die Schweine bundesweit jedoch gut ab. Das bestätigt selbst die Schlachtbranche.
Hintergrund ist die Tatsache, dass die Schlachtungen in Deutschland zwar stetig steigen, in unseren Nachbarländern hingegen rückläufig sind. So haben die Schlachtungen in Frankreich, Deutschland, Dänemark, den Niederlanden und Großbritannien im Jahr 2006 im Vergleich zum Vorjahr lediglich um rund 0,4 Prozent zugelegt, in Deutschland sind sie im selben Zeitraum jedoch um über vier Prozent angestiegen.
Apropos Schlachtbranche, da frage ich mich natürlich auch, warum es ihr nicht gelingt, gegenüber dem LEH höhere Preise durchzusetzen. Seit Jahren argumentieren die Schlachtunternehmen, dass sie ihre Betriebe umstrukturieren und ihre Produktivität erhöhen müssen, um gegenüber dem LEH mehr Gewicht in die Waagschale werfen zu können. Bei der Umstrukturierung haben sie ihre Hausaufgaben inzwischen gemacht, aber die Wirkung gegenüber dem LEH lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Die Wirkung gegenüber uns Schweinehaltern jedoch übrigens nicht…
Schlussendlich ist klar, dass der LEH am Zuge ist und die Verbraucherpreise für Schweinefleisch entsprechend den aktuellen Erzeugerpreisen nach unten anpassen muss. Damit würden die Marktmechanismen wieder in Gang gesetzt werden, die Inlandsnachfrage zunehmen und infolgedessen die Erzeugerpreise anziehen können. Unabdingbar ist hierbei jedoch, dass der LEH die Verbraucherpreise künftig dann wieder anpasst, und zwar nach oben, sobald die Nachfrage der Verbraucher im Inland reagiert und angezogen hat. Denn der LEH darf Fleisch auf Dauer nicht wieder zum Billigmacher degradieren.
(Quelle: http://www.schweine.net)
Hallo,
warum sollten die Schlachtbetriebe versuchen, bei dem LEH höhere Preise durchzusetzen. Die verdienen auch so genug. Die Ware Schwein ist ja billig zu haben. Erst wenn eine Verknappung eintreten sollte, wird eine Verteuerung der Ramschware Schwein einsetzen. Doch wann wird das sein?
1. Der Selbstversorgungsgrad in Deutschland liegt mittlerweile bei 100%.
2. Einige Mitgliedsstaaten der Eu (Dänen Holländer usw) lassen bei uns ihre Schweine schlachten. Dadurch ist das Aufkommen der Ware Schwein in den letzten Jahren gestiegen und steigt weiter.
Der Verbrauch an Schweinefleisch, in Deutschland, ist zwar rückläufig, doch nur in geringen Umfang. Dieses kann nicht die Ursache für die Preismisere sein. Die Preise an der Ladentheke werden unsere Freunde vom LEH möglichst lange halten. Erst wenn eine spürbare Kaufzurückhaltung der Verbraucher eintritt, werden sie gesenkt.
Die Nachfrage nach Schweinefleisch wird sicherlich mit dem Einsetzen der Grillaktivitäten ansteigen. Dann wird man sehen, ob die Kühlhäuser gefüllt sind, und wir Erzeuger wieder einmal auf der Strecke bleiben. Nur in dieser Zeit haben wir eine reale Chance, dass die Preise auf ein kostendeckendes Niveau steigen werden.
mfg
Bigpig
Hallo,
als die Schweine-Preise im letzten Sommer bei 1,70 Euro waren hat der LEH nicht entsprechend die Preise nach oben korrigieren können. Der verlust des LEH im letzten Sommer wird sicherlich jetzt wieder durch den LEH ausgeglichen.
Die Landwirte haben letztes Jahr bei 1,70 Euro die Gewinne machen können, die sie jetzt wieder verlieren.
Also: im Schnitt ausgeglichen auf beiden Seiten
mfg
Gleesen1976
Das ist ja wohl lächerlich, wir hatten lediglich 2 Notierungen, die oberhalb der 1,70 € lagen! Die übrigen 3 Sommermonate lagen zwar auch um die 1,60 €, aber die Nebenkosten waren ja auch dementsprechend hoch.
Es war eine gute Zeit, wo der Mäster ausnahmsweise auch mal Teile des Gewinns für außerordentliche Investitionen ansparen konnte, keine Frage!
Aber mit diesem Gewinn läßt sich die Verlustrechnung der letzten Monate und der noch Kommenden bei weitem nicht mal annähernd ausgleichen!
MfG
@ Gleesen1976 [#3]
Da machen Sie sich das aber einfach.
Sie benutzen die kurze Zeit von 6 Wochen des letzten Jahres mit Preisen um 1,70 € um die jetzigen riesigen Gewinnspannen des Einzelhandels zu rechtfertigen. Unrealistischer kann eine Begründung nicht sein.
Fakt: Der Durchschnittspreis im letzten Jahr von 1,49 € hat uns Mästern einen uns zustehenden Gewinn über Vollkosten von rd. 8 € gebracht. Zur Zeit liegt der Verlust unter Vollkosten bei über 20 €.
Der Einzelhandel hat gerade einmal 6 Wochen den hohen Preis von 1,70 zahlen müssen, zog dann mit den Ladenpreisen an und tut im Moment immer noch so, als sei die Rohware beim Preis des letzten Junis stehen geblieben.
Eine Verarschung von Kunden und Erzeugern. So werden wir keine Partner.
Gruß Paul