MZI
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Schweine: Marktmacht der Erzeugergemeinschaften

Über den Jahreswechsel eine Frage: Ist eigentlich von Seiten der Produzenten schon mal versucht worden, die eigene Verhandlungsmacht zu stärken, indem man Erzeugergemeinschaften vergrößert - sprich zusammenlegt?

mfg
MZI

Geschrieben von MZI am
Saubauer
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ MZI [#1]

Es haben die EG FRanken und EG Schwaben und eine Ferkel EG sich zusammengeschlossen zur EG Schwaben-FRanken um etwas zu bewirken !
Ergebnisse gibt es nach außen noch nicht so viel !! Vermarktungszahlen kenne ich noch keine genauen.
Es gibt aber Leute im Forum die sich genauer auskennen!
War meiner Meinung gut und ein Anfang oder ?

Guten Rutsch an alle

Saubauer

agriculus
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

In Südoldenburg fusionierten bereits häufiger EZGs aber auch die Bündelung des Angebots half nicht um mehr Macht gegenüber den Schlachtunternehmen zu haben.
Im Gegenteil, der Wasserkopf der Erzeugergemeinschaften wächst meiner Meinung nach weiter und am Ende sucht jeder nur noch eine Rechtfertigung für seine wichtige Arbeit, damit er seinen Job behalten kann.
Viel wichtiger Wäre für mich die Abschaffung der Notierung als Preisempfehlung, dann ist nämlich jeder Mäster selber gefordert seine Schweine an Schlachthöfe, Händler oder EZGs aktiv zu vermarkten und nicht nur anzumelden. Denn dann hätten wir einen echten, unbeeinflussten Marktpreis.
Die Mäster machen es Schlachthöfen zu einfach. Man stelle sich nur mal vor der Einkäufer in Rheda müsste jede Partie Schweine einzeln aushandeln.
Viele Mäster haben das nötige Verhandlungsgeschick und die welche meinen sie hätten es nicht, für diese kann die EZG oder der Händler der Vermarkter sein.

MfG
agriculus

fisch12
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ MZI [#1]

Mal eine andere Frage. Was passiert,wenn die drei Grossen mal zwei Tage nicht schlachten? Ich glaube nicht,das einer von denen sich von einer EZG(und ist sie noch so gross)erpressen läßt.

MZI
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ fisch12 [#4]

Gutes Argument. Aber von Erpressung rede ich noch lange nicht. Die Idee ist eher die, dass nach Verhandlung auf Augenhöhe die Warenströme zu den besten Preisen gelenkt werden. Und davon, dass diese unsägliche Hauspreispolitik abgeschafft wird.

@ agriculus [#3]
Man sollte aber bedenken, dass es immens wichtig ist, die "Preisfindungskosten" zu minimieren. Wenn jeder seinen eigenen Preis verhandelt, so mulipliziert dies diese Kosten, und den Nachteil müssen alle tragen.
Ich habe verschiedene Preisfindungssysteme für Schweinemärkte in USA und Europa untersucht. Am ehesten scheinen sich jene zu bewähren, die maximale Transparenz bieten, wie zB. Auktionen (Frankreich) oder Terminbörsen (US).
Maximale Effizienz, minimale Kosten, geringste Manipulationsmöglichkeiten.

@ all
Ich bin sehr davon überzeugt, dass bei höherer Akzeptanz der Eurex auch bald ein gerechterer Preis zum Vorschein kommen würde. Aber dass ist ja eine alte Geschichte...

papuawenzel
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ MZI [#5]

Eurex...
Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Dieses "Instrument" wird viel zu wenig genutzt.

Muehlenbach
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Das alles hatten wir schon mehr als tausendmal.
Warum sollte man die Eurex nutzen; wenn ein Unternehmen in Deutschland den Preis macht; so wie es beliebig ist?
Alle anderen fügen sich danach.
Ein Unternehmen hat sich im vergangenen Jahr schonmal daran versucht; den Preis anderweitig durch die vermehrte Einführung von Publikumswirksamen Hauspreise zu verändern; hat sich dadurch aber eine blutige Nase geholt und wahrscheinlich die zweite Position in den Schweineschlachtungen einbüssen müssen; auch weil sonst viele Schweine von aussen zugeführt sind; die ab dem zweiten Hj. einfach mengenmässig fehlten.
Aufgrund der fehlenden Volumina hat besonders die Eurex im letzten Quartal immer Preismässig hinter dem Kassapreis gelegen.
Und weil wir diese "Preisfeststellungen" haben; kommen auch sehr wenige Spekulanten hier mit ins Spiel.
Die "einzigste" Spekulationsmöglichkeit ist der Schweinezyklus; dessen Volativität in den letzten 10 Jahren aufgrund der hohen Spezialisierung der Erzeuger extrem stark abgenommen hat.
Einzig der Aussenhandel kann in beider Weise; sowohl Lebendimport als Fleischexport noch zu gewissen "Phantasien" führen; bewegen wir uns doch im Jahresmittel gesehen auf den letzten 10 Jahren in einem Bereich von 1,39 plus/minus 6 ct.
Und sollte der Preis in irgendweiner Weise anderweitige Richtungen einschlagen; so werden andere Mittel als Massnahmen in Betracht gezogen wie die diesjährige Maskenänderung; die allen Schönredereien einen Verlust von 5ct/kg Schlachtgewicht ausmacht.
So können wir statistisch gesehen dieses Jahr zwar den Schnittpreis des vergangenen Jahres vielleicht halten; kommen aber im Endergebnis trotz des wilden Novembers umgerechnet dennoch auf ein Minus.

Wir müssen uns im klaren darüber sein; dass wir in o.g. Preiskorridor nicht gross ausscheren können; sollte alles seine Wege gehen.
Einzig wird es Jahreszeitliche Schwankungen geben; die dennoch recht unterschiedlich ausfallen können in Relation zum Preis/Nachfrage.
So hat es in den vergangenen Jahren schon verschiebungen gegeben; in denen es vor Jahren noch unmöglich diese Preise zu erzielen; beispielsweise die Karnevalszeit; oder den höchsten Schweinepreis vor der eigentlichen Grillsaison; sowie den Zeitraum August.
Aber es gibt auch Phasen; in denen die Preise Abnehmerbedingt immer in den Keller gedrückt werden; Angebot/Nachfrage-unabhängig.
Dies sind die Zeiträume 4-20 Juli; sowie um den Jahreswechsel.
Auch dieses ist mittlerweile kalkulierbar.

Fazit: Es mag mehrere Wege geben; einen "fairen" Preis zu ermitteln.
Dieses werden wir dennoch nicht erreichen können aufgrund der Strukturen in Deutschland; in dessen Lebensmittel als solches einmalig in der Welt verkauft werden; vor dessen Strukturen andere Mitbwerber in der Welt aufgrund der Expansionspläne schon Angst bekommen.

In dem Sinne
MFG
Mühlenbach

MZI
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ Muehlenbach [#7]


"Wir müssen uns im klaren darüber sein; dass wir in o.g. Preiskorridor nicht gross ausscheren können; sollte alles seine Wege gehen"

Ja, dieser Meinung bin ich auch. Aber da offensichtlich die Unzufriedenheit chronisch wird, würde es sich lohnen, über neue Methoden der Preisfindung nachzudenken. Natürlich in dem Wissen, dass sich der Preis nicht von heute auf morgen verdreifachne wird.

Mein Zugang ist etwas rationaler: Man sucht zuerst jene Methoden, mit denen das beste Ergebnis erreicht werden kann. Ich behaupte, im Hinblick auf Transparenz, Fairness und Effizienz sind das Auktionen und Börsen.

Wenn man sich in diesem Punkt einig ist, tut man gut daran, etwas mehr Radikalität an den Tag zu legen, um diese Systeme zu installieren. Das sollte man auch von den Organisationen erwarten können.
Angnommen, man entscheidet sich für die Stärkung der Börse. Was ist dazu notwendig? Ich bin überzeugt, dass solch ein Quantensprung nur im Einvernehmen gemacht werden kann (Es wird vielleicht kurzfristig Geld kosten, aber der Langfristeffekt ist stark positiv).

ABER HIER DIE KERNFRAGE: --> Warum haben weder Erzeugergemeinschaften noch Schlachthöfe den Mumm, ihren Warenstrom über die Eurex laufen lassen --> Sichwort EFP.

Ich bitte um Beantwortung.
MZI

sapa
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ MZI [#8]

Ich denke allein aufgrund der Tatsache das die Verwendung der Börse kurzfristig (evtl. auch langfristig) ne Menge Geld kosten wird und zwar genau denen die Mutig genug sind. Wird die ISN, VEZG etc. aus Existenzangst genügend Argumente finden warum die Börse nicht benutzt werden sollte und dann stellen sich ein paar Fragen.
Ist der durchschnittliche Landwirt mutig und "frei" und wissend genug an die Börse zu gehen, auch wenn seine EZG das nicht möchte?
Damit das System der Börse erfolg zeigen kann, müssen ja nun mal irgendwo auch eine repräsentative Anzahl von ich vermute mal mind. 50% der heimischen Schweine dort gehandelt werden. Wie viel "freie" Schweine gibt es denn überhaupt noch? Wer kann denn überhaupt sagen, dass die Erlös Situation sich für den Landwirt ändert. Ist die Volatilität nicht bei weitem höher als in aktuellen Situation?
Darüber hinaus erfordert ein Börsengang ja auch eine gewisse Kapitaldecke, die wie man hier mehrfach hört nicht mehr vorhanden ist.
Ich habe auch mal irgendwann gelernt das dem durchschnittlichen Landwirt Liquidität und Sicherheit vor Rentabilität geht, und vor dem Hintergrund muss man sich fragen ob die Börse genügend Sicherheit bietet. Ebenso ist die Frage ob die Börse nicht auch den Schlachthof flexibler reagieren lässt macht, sprich Mengenmäßig seine Nachfrage seiner Verkaufssituation anzupassen. Und auch da ist wieder das Problem der Schlachthöfe, Wachstum und Marktmacht steht anscheinend Rentabilität gegenüber.

Warum haben weder Erzeugergemeinschaften noch Schlachthöfe den Mumm, ihren Warenstrom über die Eurex laufen lassen
Unwissenheit, Unsicherheit

Schaut man sich die Situation mal in Frankreich an, wo die meisten Schweine über die Börse gehandelt werden, so ist doch vor kurzem schon zu großen Unruhen gekommen wo die Landwirte die Abgabe verweigert haben weil die Preise zu sehr abgesackt sind.
Warum sollte das denn in Deutschland funktionieren? Für ein "neues" System in der Form wird viel Überzeugungsarbeit notwendig sein mit handfesten Beweisen. Ich glaube nicht das Sie einen Erfolg garantieren können, oder?

Da würde es wohl einfacher sein, einen festen Quartalspreis oder 1/2 Jahres Preis einzuführen. Da der zumindest die Unsicherheit nimmt.

sapa

MZI
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Hallo sapa

Das hinterfragen der Punkte ist absolut berechtigt, aber ich denke mal dass ich hier ein paar nicht unintelligente Beiträge dazu liefern kann:

1.) Ich bin der festen Überzeugung dass die Vermarktung - in unserer Idee über die Börse - Aufgabe der ERSTEN AUFNEHMENDEN HAND ist. Es hatte nie Sinn, in diesem Konzept auf die einzelnen Landwirte zu zielen. Sorry WTB und RMX, aber dass haben sie nie kapiert ;-)

2.) Folglich ist die Preisfixierung für zukünftige Lieferungen und die Preisabsicherung eine zusätzliche Dienstleistung der EZG´s. -> Im Ergebnis ein Vorkontrakt für den Produzenten.
Ich selbst habe solche Systeme schon ein halbes duzend Mal vor allem bei Ölmühlen mit Erfolg implementiert.

3.) Um eine sinnvolle Preisbildung zu erreichen, sind nicht 50% sondern eher 5-7% des Gesamtmarktes als Volumen ausreichend. Vorrausgesetzt, die Preisbildung erfolgt transparent.

4.) Gerade Schlachthöfe und Verarbeiter sollten Interesse an Märkten haben, die die Zukunft (auch wenn es nur ein paar Wochen sind) in die Gegenwart projezieren können. Risikomanagement ist zur Zeit in anderen Branchen Thema Nummer 1! Warum wird hier nicht ausreichend kommuniziert?

5.) Es gibt keine perfekten Systeme. Aber es ist klar, dass es in Deutschland das intransparenteste und ineffizienteste System weit und breit gibt. Das werden Ihnen sehr viele Ökonomen bestätigen. Also: was kann noch schlechter werden?

Ich hoffe, die Diskussion geht weiter.
MZI

sapa
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ MZI [#10]

Hallo MZI,

1.) Ich bin der festen Überzeugung dass die Vermarktung - in unserer Idee über die Börse - Aufgabe der ERSTEN AUFNEHMENDEN HAND ist. Es hatte nie Sinn, in diesem Konzept auf die einzelnen Landwirte zu zielen. Sorry WTB und RMX, aber dass haben sie nie kapiert ;-)
2.) Folglich ist die Preisfixierung für zukünftige Lieferungen und die Preisabsicherung eine zusätzliche Dienstleistung der EZG´s. -> Im Ergebnis ein Vorkontrakt für den Produzenten.
Ich selbst habe solche Systeme schon ein halbes duzend Mal vor allem bei Ölmühlen mit Erfolg implementiert.

Klingt charmant, bedeutet aber das EZG und Händler also auch das volle Risiko tragen muss? Sind das vertragliche Absicherung der vollen Menge oder hat in diesem System der Landwirt auch noch mal die Chance seine Ware links und rechts zu verkaufen? Was das System ja wieder umgehen würde.
Was ist mit den Kosten der Vermarktung über die Börse. Wer trägt die? auch die EZG? -> Folge wären ja dann erheblich höhere Kosten für die EZG's um das alles zu tragen, müssen ja schon erheblich höhere Preise das Resultat sein. Ebenso ist ja dann die Frage, wer bestimmt wie viel Geld der Landwirt bekommt. Ergebnis der Börse? oder Preis der EZG?

3.) Um eine sinnvolle Preisbildung zu erreichen, sind nicht 50% sondern eher 5-7% des Gesamtmarktes als Volumen ausreichend. Vorrausgesetzt, die Preisbildung erfolgt transparent.

Heute hat die VEZG einen "Marktanteil" von etwa 20% wenn man den wöchentlichen Meldungen trauen darf. Ein System das nur 5-7% abdeckt also irgendwo 50 - 70 Tsd Schweine mag zwar korrekte Tendenzen abbilden bei transparenter Bildung ist allerdings immer noch "leicht" beeinflussen wenn man dagegen mal die Schlachtzahlen der Top 5 sieht. Deswegen denke ich sollte es schon ein bedeutender Anteil sein ähnlich der VEZG.

4.) Gerade Schlachthöfe und Verarbeiter sollten Interesse an Märkten haben, die die Zukunft (auch wenn es nur ein paar Wochen sind) in die Gegenwart projezieren können. Risikomanagement ist zur Zeit in anderen Branchen Thema Nummer 1! Warum wird hier nicht ausreichend kommuniziert?

Weil nahezu Monopolistische Marktverhältnisse vorherrschen und einige wenige die Freiheit haben zu agieren wie es ihnen passt und darin ihr Risiko streuen, sei es ein Tönnies der neben dem größten Zerlege & Schlachtbetrieb Deutschlands auch noch größter Wurstfabrikant ist. Oder ein Edeka mit seinem Imperium oder ein Aldi...
Darüber hinaus, wer sagt denn das einem Verarbeiter diese Situation nicht passt? Er bekommt immer jede Woche die aktuellsten Schlachtzahlen und ganz nebenbei noch den ungefähren Einkaufswert seiner Lieferanten. Dann brauch er nur noch seinen Bedarf kennen und den internationalen Rahmen beobachten.
Das ist alles schon zu transparent, und solange wir den Preis z.B. nicht über ein halbes Jahr oder besser ein ganzes Jahr bestimmen oder relativ genau abbilden können, nützt uns das recht wenig. Da wir das Risiko des volatilen Beschaffungsmarktes inbesondere für Listungen im LEH oder ähnliche Langzeitverträge immer noch selbst tragen müssen.

5.) Es gibt keine perfekten Systeme. Aber es ist klar, dass es in Deutschland das intransparenteste und ineffizienteste System weit und breit gibt. Das werden Ihnen sehr viele Ökonomen bestätigen. Also: was kann noch schlechter werden?

Da will ich gern zustimmen, im Endeffekt entscheiden nur ein paar wenige über Leben und Tod einer ganzen Branche, rot wie grün.
Ich weiß zwar, dass das ganze kartellrechtlich abgesegnet ist, aber wenn man mal nur über die eine Tatsache nachdenkt, halte ich die Preisfindungskommission mit "Beratung" für arg bedenklich. Das Problem ist ja, "Transparenz" gut und schön, aber zuviel Transparenz macht angreifbar."Wissen schadet nur dem, der es nicht hat."

Kurz um denke ich auch das sich was ändern muss, aber ich glaube das die Branche auf Dauer besser dran wäre wenn man ein System schafft das langfristige Preise einsetzt um die ständige Unruhe aus dem ohnehin schon schnelllebigen Markt zu nehmen. Aber die Preisfindung muss so aussehen das ein Landwirt auskömmliche Preise bekommt. Ausgehend von dem durchschnittlichen Landwirt, über einen Index o.ä.)
Das würde für die ganze Branche eine Beruhigung bedeuten und dieses ständig kurzfristige hoch und runter und zurückhalten und vorziehen der Tiere hätte ein Ende.
Ich glaube das wäre der richtige Weg.

Nunja aber wer ist denn überhaupt in der Lage etwas zu ändern. Die VEZG hat sich so viel Macht aufgebaut, dass die im Endeffekt sagen muss ... Jetzt machen wir es anders! Damit müssten die aber ihr Sandschüppchen aus der Hand geben ... und wer steht schon auf Machtverlust?

sapa

wollewatz
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Ich befürchte, dass derzeit -wenn überhaupt- nur die Landwirte ein ernsthaftes Interesse an der Absicherung an der Börse haben. Denn Sie haben ein Risiko über einen längeren Zeitraum -von der Einstallung der Tiere bis zu deren Verkauf- zu tragen. Das ist eine typische Situation um sich Preise abzusichern. Ähnlich geht es auch der von MZI oben erwähnten Ölmühle auf der Käuferseite. Die Käufer auf dem Fleischmarkt können allerdings anders denken. Sie leben doch weitestgehend im Tagesgeschäft, die Ware wird innerhalb kürzester Zeit umgeschlagen. Wennn die Verkaufspreise sinken, dann kann man sich darauf verlassen, dass spätestens nächste Woche der Einkaufspreis angepasst wird. Das können wir hier im Forum ja Woche für Woche nachvollziehen: wenn der Fleischverkauf nicht mehr so läuft wird wie selbstverständlich der Vereinigungspreis entsprechend gesenkt. Ob den Mästern die Kosten davon laufen wie derzeit interessiert allerdings niemanden. Für was sollte ein Schweinekäufer also den zukünftigen Preis absichern? Das würde höchstens zur Einlagerung im Kühlhaus passen. Das Risiko einer Fehlentscheidung überwiegt den Nutzen bei weitem. Die zumeist angestellten Einkäufer werden ihren Job nicht einfach so aufs Spiel setzen.
Das gleiche sehe ich bei den Geschäftsführern der EZGs. Was müssten die sich alles anhören, wenn die Rechnung mit der Börsenabsicherung nicht aufgeht.

Aber die Preisfindung muss so aussehen das ein Landwirt auskömmliche Preise bekommt. Ausgehend von dem durchschnittlichen Landwirt, über einen Index o.ä.)

Das ist eine schöne aber wie ich meine etwas romantische Vorstellung. Wer die Bauern kennt weiß, dass bei leicht positiven Marktaussichten der nächste Bauantrag gestellt wird und dann sind wir wieder im alten Dilemma.

Gruß,
wollewatz.

Muehlenbach
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Nun; es gibt im Grunde genommen in der ganzen Kette nur fünf Leute; die die Preise in Deutschland festsetzen.
Das sind die Einkäufer der grossen LEH-Ketten.
Von daaus ist es nur der grösste Schlachter Deutschlands; der dann den eigentlichen Verkaufspreis für die Erzeuger festsetzt.
Läuft es ausserhalb dieses festgeschriebenen Schemas sehr gut; wie die kurzfristige; nein besser die zu erwartende kurzfristige Nachfrage nach Frischfleisch oder den Export; dann geht der Preis laaaaaaaangsam rauf; wenn es in ebend diesen Sparten ( 40% des zu handelnden Fleisches) nicht so gut geht; geht der Preis runter.
Deshalb sage ich; wir haben kein Angebot und Nachfrage; sondern nur Nachfrage.
Und damit währen wir wieder im Preiskorridor.
Da hat man sich in den letzten zehn Jahren; aufgrund meiner schon genannten Ausführungen es sich sehr gemütlich gemacht; und ein (Schweine-) Geld verdient; denn nicht umsonst will jeder seine Kapazitäten ausbauen.
Die Preisfindungskommission hat sich im vergangenen Jahr Gott sei Dank häufiger auch gegen dieses "Schnarnasensystem" gestellt; die folge interne Machtkämpfe zwischen Preismeldern; die an nachgelagerten Betrieben beteiligt sind ( es sind mehr als man denkt) und den "freien".
Der Gipfel war halt vor vierzehn Tagen.
Und ich finde es gut; wenn es nicht zu langfristigen Preisfestsetzungen kommt; denn die Nachteile in den letzten Wintern haben immer die Erzeuger gehabt.
Wir müssen wesentlich mehr Volatilität am Markt bekommen; gut; mit der Umstellung auf Auto-FOM haben wir im Ablieferungszeitraum eine Zeitspanne von einer Woche gewonnen.
Zudem habe ich schon mehrmals geschrieben; dass bei Verhandlungen mit den Marktpartnern ( hier EZGs und Handel) häufig auch mehr als der Notierungspreis zu holen war; im Jahresschnitt um die 3 ct.
Nur nützt das halt nur den "Freien modernen" Landwirten; davon gibt es immer weniger; oder denkt ihr alle; dass wenn jemand einen 4000 Maststall baut; dort keiner der Vor/Nachgelagerten Branche seine Finger mit im Spiel hat?

Deshalb wird sich oberflächlich auch nichts daran ändern.
Ich hab schonmal gesagt; wenn die ISN ihre Börse auf standartisierte Werte mit der Abrechnung über Lebendgewicht ab Waage machen würde; dann würden viel mehr Landwirte dieses System nutzen; wichtig ist natürlich der Einführungszeitraum; und zwar dann; wenn Schweine nachgefragt werden.
Dieses Jahr währe recht gut dafür.

In dem Sinne
MFG
Mühlenbach

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Mehr Marktmacht der EZG's durch Zusammenschlüsse ?

Wenn die Käuferseite die Marktmacht im Einkauf immer mehr durch Zusammenschlüsse festigt, sollte dies die Verkäuferseite für Schweine doch ebenfalls können, und zwar leistungsorientiert und nicht Beamten-mäßig oder mit dem von agriculus in [#3] beschriebenen EZG-Wasserkopf.

Sauebauer hat in Beitrag [#2] bereits dazu geschrieben, ebenso ohne Ergebnisse.

Hier ein Beispiel des Milchmarkts in Luxemburg, in 30 Jahren wurden 180 lokale Molkereien zu einer landesweiten fusioniert:

http://www.luxlait.lu/spip.php?rubrique7〈=de

Ansonsten stelle ich fest, dass Diskussionen um die "Gerechtigkeit" bei Schweinepreisen immer dann geführt werden, wenn die Preise gerade einbrechen. Bei höheren Preisen wird der Terminmarkt konsequenterweise nicht genutzt (siehe Grafik unten).

Schöne Grüsse, Richard Ebert

Bild entfernt.

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