Schweine Notierung unverändert - ein Erfolg für wen ?

Nachdem der Verwaltungsausschuss Schweinefleisch bei der EU-Kommission vorerst keine Beihilfen für die private Lagerhaltung von Schweinefleisch (PLH) einführt, ist die Erwartung auf anziehende Preise komplett verschwunden. Wenn es der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften heute gelang, ihren Nordwest-Preis auf 1,29 EUR/kg SG zu halten, ist dies durchaus schon ein Erfolg.

Denn der Druck der Schlachtereien auf die Mitgliedsorganisationen der Erzeugervereinigung war in den letzten Tagen erheblich. Gleichzeitig zeigen die Schlachtschweineanmeldungen überall eine steigende Tendenz auf.

@ paul

Herzlichen Glückwunsch "paul" zu Ihrer "Erfolgsmeldung" einer unveränderten Notierung. Wer sitzt eigentlich in der "Notierungskampfarena" und entscheidet für Daumen rauf oder runter?

Meiner Meinung nach geht es hier nicht um eine alleinige Durchsetzung einer Interessengemeinschaft, die auf einer vorgelagerten Stufe steht und auch wichtiges Mitglied einer vertikalen Handelskette ist. Entscheidend ist das Ergebnis, was hinten in der letzten Stufe (Verbraucher) herauskommt und welches Mitglied in der Kette wieviel verdienen darf und kann. Wenn vorne aber schon Preisvorgaben mit konträren Marktgegebenheiten stattfinden, kann dieses langfristig einen Virus in dieser gesamten Handelslinie erzeugen. Letztendlich bestimmt der Verbraucher an der Ladentheke was er für welche Menge Fleisch an Euro ausgeben will. Und dieses wird nach den neuen Beschlüssen der Regierung anfang nächsten Jahres noch weniger sein.

Wir sitzen alle in einem Boot, lieber "paul". Sie dürfen aber weiterhin als Erfolg verkünden, dass Sie vorne durch das Spritzwasser nicht naß geworden sind.
Bei denen, die in der Mitte sitzen, sammelt sich schon das Wasser und bei kleineren Seemännern steht es schon bis zum Hals.

Zum Nachdenken.

MFG
Porkdealer

An Porkdealer, vielen Dank für Deinen netten Vergleich mit dem Boot; ich wiederhole ihn noch mal:

"Wir sitzen alle in einem Boot, lieber "paul". Sie dürfen aber weiterhin als Erfolg verkünden, dass Sie vorne durch das Spritzwasser nicht naß geworden sind. Bei denen, die in der Mitte sitzen, sammelt sich schon das Wasser und bei kleineren Seemännern steht es schon bis zum Hals." (Zitatende)

Du sagst ganz richtig, daß wir Mäster vorn im Boot sitzen. Dabei darf ich mich doch mal freuen, daß das Boot durch die Mannschaft nicht schon wieder mit der Spitze ins Wasser gedrückt wird.

Glaub mir, auch wir brauchen ein kurzfristiges Auftauchen zum Luftholen. Wir sollten uns bemühen gemeinsam das Boot über Wasser zu halten.

Gruß Paul

@ Paul

Hallo Matrose Paul,

mit Ihren Gedanken haben Sie schon fast den richtigen Weg eingeschlagen. Um bei dem bildhaften Beispiel zu bleiben:

Gehen Sie "Achter Deck" auf die Kapitänsbrücke. Dort steuern u.a. die Discounter z.Zt das Boot, mit einem Wellenritt Richtung Zielhafen Verbaucher. Denken Sie auch an die rudernde Mannschaft, die Nahrung braucht.

MFG
Porkdealer

"Rote" und "grüne" Seite streiten sich offensichtlich darüber, wer tiefer im Wasser steht. Ich glaube, auf beiden Seiten ist nicht reichlich "Luft" vorhanden. Zumindest, wenn die Jahresabrechnung gemacht wird.

Ich bin immer wieder erstaunt, dass es Leute gibt, die glauben, dass der Schweinepreis von einer Gruppe von Lobbyisten "gemacht" wird. Genau genommen, ist diese Gruppe lediglich "Werkzeug" des Marktes. Die Schweinepreis-Notierungsgruppe hat den aktuellen objektiven (*) Marktpreis zu erfassen. Dies gelingt mal weniger gut, mal besser. Natürlich lassen sich Interessen dabei nicht immer wegschieben. Doch der Markt reagiert sofort auf gemachte Fehler. Insofern kann man sich in dieser Notierungsgruppe nur sehr begrenzt Fehler leisten.

(* objektiv = von Wünschen und vom Wollen der Menschen unabhängig)

Wenn es anders wäre, würden die Lobbyisten den derzeiten Basispreis nicht, wie jetzt, unter 1,30 Euro/kg SG, sondern sicherlich über 1,50 Euro festlegen.

Gruß
Johannes

Vielen Dank für den Beitrag und der Erklärung für "objektiv".

Auch Lobbyisten wissen, dass es einen Partner gegenüber gibt, der auch die Forderungen akzeptieren und bezahlen muß. Wenn Sie die Notierungen in der Vergangenheit analysieren, stellen Sie fest, dass bei einem guten Marktverlauf (ca. 1,5 Tage vor Notierungstag) die Notierung am Montag oder Donnerstag nach oben geht. So ist es auch okay. Wenn sich aber der Markt vor der Notierung negativ darstellt, kommt dann meist ein unverändert. Strategie in bezug auf Verkaufspreise hochhalten, abwarten etc.? Und irgendwann kommt dann eine richtige hohe Korrektur, die aber für wenige Abrechnungstage nicht ausreichend ist, um das vorher Aufgestaute aufzufangen. Der Handel reagiert dann auch entsprechend und nimmt die Preise ebenfalls zurück.

Aus diesem Vergleich, den inländischen und ausländischen Markt objektiv zu betrachten und den gemachten Notierungen gegenüberzustellen, stellt sich eine gewisse Unmut ein und läßt Entscheidungen der Notierungsgruppe fragwürdig erscheinen. Wenn das Verhalten so gewollt ist, dann okay. Man muß es nur wissen.

In wieweit diese Notierungen für eine Marktbetrachtung hinsichtlich des Handelns an der WTB ausschlaggebend sind, muss dann jeder für sich selbst ausmachen.

Vielleicht gibt es dann eine Notierung wie beim Wetterbericht: Die Temperatur beträgt 0 Grad. Bedingt durch den Westwind beträgt die gefühlte Temperatur -2 Grad.

MFG
Porkdealer

Hallo Porkdealer

Ich gebe Dir Recht. Der Schweinepreis wird von sehr oft taktisch gestaltet. Am Donnerstag kann es danach nur hoch oder unverändert bleiben, damit man im Verkauf nicht die 'Hosen runterlassen muß' und am Montag wird dann fast immer eine fallende Notierung angepeilt. Das Geld wird sich dann "extra" verdient.

Im steigenden Markt muss aber die Montags-Notierung immer unverändert ausfallen. Daher paßt der Vergleich mit der gefühlten Temperatur wie die Faust auf`s Auge.

Denn Spruch würde ich mir patentieren lassen. Herzlichen Glückwunsch und weiter so.

Gruß Volker