Schweine: Schlachtbetriebe unterbieten den V-Preis um 2 Cent
ISN-Prognose: 59 Millionen Schweineschlachtungen erwartet
Agrarheute.com / isn, Damme (09.07.10) - Bereits in den ersten 26 Kalenderwochen des Jahres 2010 übertreffen die Schweineschlachtungen die bisherigen Erwartungen. So wurde prognostiziert, dass dieses Jahr insgesamt 1,4 Millionen Schweine mehr geschlachtet werden als 2009. Das entspräche einer Steigerung um 2,5 Prozent. Doch bereits in den ersten 26 Kalenderwochen dieses Jahres wurden 1,2 Millionen Schweine mehr geschlachtet als im Vergleichszeitraum 2009.
Datengrundlage: Meldepflichtige gewerbliche Schlachtungen
Die Prognose der ISN leitet sich aus den meldepflichtigen gewerblichen Schlachtungen nach der Durchführungs-Verordnung (DVO) zum Fleischgesetz ab. Im Zeitraum wurden bereits knapp 25,4 Millionen Schweine geschlachtet. Das sind 5,3 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Schon acht Mal wurde dieses Jahr die Millionengrenze an gewerblich geschlachteten Schweinen pro Woche überschritten. Setzt sich dieser Trend fort, könnte dieses Jahr bei der Gesamtzahl aller in Deutschland geschlachteten Schweine die Marke von 59 Millionen geknackt werden.
Niederlande/Dänemark: Schlachtschweineimporte leicht gesunken
Die Schlachtschweineimporte aus den Niederlanden und Dänemark sind im ersten Halbjahr nicht wie erwartet angestiegen, sondern sogar leicht gesunken. Der dänische Schweinefleischexportmotor ist aufgrund des schwachen Euros angesprungen. Danish Crown zahlt wieder bessere Preise und die Schweine bleiben im Land. Diese Umstände führten zu selten gewordenen Verhältnissen: Die dänische Notierung überflügelt zumindest zeitweise die deutsche Notierung.
Deutsche Schlachtunternehmen: Auslandsabsatz gesteigert
Aber nicht nur für Dänemark läuft es im Export besser, auch die deutschen Schlachtunternehmen konnten ihren Auslandsabsatz steigern. In den ersten vier Monaten 2010 konnte 12 Prozent mehr Schweinefleisch in Drittländer geliefert werden als im Vorjahreszeitraum.
Schlachtunternehmen bauen Kapazitäten weiter aus
Von dieser Entwicklung konnten auch die Schweinepreise in den letzten Wochen profitieren. Die deutschen Schlachtunternehmen haben ihre Kapazitäten weiter ausgebaut. Bereits im Jahr 2009 wurden sechs Millionen Schweine mehr geschlachtet als 2006. Dieser Trend hält an.
Tönnies rückt zu Danish Crown und Vion auf
Die Tönnies Unternehmensgruppe hat sich ehrgeizige Ziele für das Jahr 2010 gesetzt. Ende April gab das Unternehmen bekannt, in diesem Jahr seine Produktion weiter stark auszubauen. Im europäischen Vergleich der größten Schlachtunternehmen verteidigt Tönnies mit 13,2 Millionen geschlachteten Schweinen den 3. Rang. Mit dem geplanten Wachstum kommt Tönnies immer näher an Danish Crown (16,7 Millionen 2009) und Vion (17,6 Millionen 2009 ohne Grampian) heran. Auch die mittelständischen Schlachtunternehmen aus den deutschen Top Ten werden 2010 kontinuierlich wachsen.
(Quelle: http://www.agrarheute.com/isn-prognose-59-millionen-geschlachtete-schweine-deutschland)
In den letzten 12 Monaten lagen die Schlachtungen bei 960.000, in den 12 Monaten davon bei 920.000 Stück pro Woche.
Kassamarkt: V-Preis 1,45 Euro / viele Hauspreise 1,43 Euro
Der Schlachtschweine Markt zeigt sich zweigeteilt. Während die Belebung am Fleischmarkt weiter auf sich warten lät, gestaltet sich die Lebendvermarktung problemlos. Das Aufkommen an Schlachtschweinen ist hitzebedingt unterdurchschnittlich und zeitnah zu vermarkten.
Die Erzeugerseite konnte sich dem Druck der Schlachtbetriebe nicht widersetzen und senkte den Vereinigungspreis um 3 Cent auf 1,45 Euro. Vielen Schlachtbetrieben reichte der Abschlag nicht, sodass ihrerseits Hauspreis von 1,43 Euro angekündigt wurden.
Der nachgebende Schlachtschweinepreis dürfte den Druck am Ferkelmarkt in der kommenden Woche nochmals verstärken. Preisabschläge bis 2 Euro sind zu erwarten.
(Quelle: VR Agrarberatung)
Terminmarkt: Abwärtstrend hält an
Heute wurden nur 3 Kontakte Schweine per August (minus 1,3 Cent auf 1,49) und Oktober (minus 0,5 Cent auf 1,365 Euro) gehandelt. Index minus 0,34 Cent auf 1,3937 Euro.
Für Juli Schweine, die Notierung bezieht sich auf Lieferungen der übernächsten Woche, siehe Grafik oben, wurden zum Börsenschluss nur noch 1,44 Euro geboten.
1 Kontrakt Juli Ferkel wurde bei 42,20 Euro gehandelt, zum Börsenschluss wurde dieser Termin mit 42 Euro vergeblich angeboten.
Ist es korrekt, dass alle wichtigen Schlachtunternehmen nur 1,43 Euro zu zahlen bereit sind ?
Welche Betriebe zahlen mehr ? Oder werden "heimlich" noch zwei Cent mehr als der Hauspreis bezahlt ?
Schöne Grüsse, Richard Ebert
In den letzten 52 Wochen wurde der V-Preis der Vorjahreswoche 5 mal überboten und 47 x unterschritten.
Hauptsächlich ist das zumeist erstmal ein Problem der Vermarkter.
Hier zahlen viele Private Händler als auch EZGs ihren Rohwarenlieferanten den offiziellen Preis; und haben somit ein "Verlust" von 2 ct.
So ist es nicht verwunderlich; dass die auch nicht mehr Schweine annehmen als wirklich nötig; bzw. schon längerfristig angemeldet sind.
Somit sind die Phasen der "Aufschläge" für Landwirte auch erst mal passee; es sein denn die bekommen die Aufschläge plus vom Abnehmer.
In der Woche vor dem grossen Preisrückgang haben etliche Schlachtbetriebe schon ab Montags nur Schweine abgenommen zum kommenden ( und damit 8ct niedrigeren ) Kurs.
Somit hat alleine dort schon ein mittlerer Viehhändler mit 1000 Schweinen je Tag in zwei Tagen ( die meisten zahlen ab Mittwoch den neuen Kurs) schon 16000 Euro beigegeben.
Das ganze Spiel hat es schon zwei weitere Male dieses Jahr gegeben; sowie nun diese Woche (12000 Euro).
Gut; der "Vorteil" ist ein sehr teuer erkaufter Logistikvorteil; denn die meisten müssen ihren Tourenplan drei/ vier Tage im vorraus haben; und zuletzt wurde es gute Sitte; dass seitens der Schlachtereien immer alle Schweine zu Freitag und Samstag unter vorbehalt gestellt wurden; weil man sich noch nicht auf den Preis einigen konnte; und dann ab 12:15 Freitags bei "passendem" Preisgefüge auf die angemeldeten Stückzahlen beharrt wurde ( oder um die hälfte gekürzt wurde bei nicht entsprechendem Preis).
Die Folge ist dann auch gewesen ( vor noch nichtmal fünf Wochen..); dass viele Betriebe sagen wir mal 1000 Schweine pro Tag angemeldet hatten; aber nur 500 wirklich zur Verfügung hatten..
Das ist mittlerweile ein Katz und Maus-Spiel; mit Magengeschwüren garniert.
Auch deshalb sind einige Abnehmer mittlerweile ein Freund von "gleichbleibenden"Preisen.
Viele schwärmen noch von Zeiten wie dieses Frühjahr; oder über Weihnachten; oder letzten Sommer; man kann planen; die Mengen kommen; kein geschiebe...
Den Rest kann man sich denken.
In dem Sinne
MFG
Mühlenbach
@ Muehlenbach [#3]
Bei schwankenden Preisen gibt es leider diese Reibungsverluste. Doch ein langfristiger Einheitspreis ist ja sicher auch nicht die Lösung.
Solange es Phasen gibt; in denen der Handel diese Verluste durch Aufschläge kompensieren kann; ist das auch alles weiter kein Problem. Nur leider werden diese Phasen immer weniger; während die Hauspreisphasen immer mehr werden.
Und dann wird der Handel auch unruhig; und ist somit kein Partner der Landwirte; wenn es darum geht; die Preis zu ermitteln anhand des Schweineaufkommens/Nachfrage; und nicht Anhand des Fleischverkaufes.
Es gibt genug Händler; die nun über die letzte Steigerung auf den dann notierten 1,56 Euro schimpfen; weil "nicht Marktgerecht".
Ob das so war oder ist; das sieht man aus den verschiedenen Standpunkten dann ganz anders.
Dann kommen so Phasen wie vom letzten Oktober bis mitte Januar; wo es kaum Schwankungen gibt; und alle auf die Preismelder schimpfen; weil es der Lebendmarkt zwar hergibt; man sich die o.g. Eskapaden aber nicht leisten möchte; weil man im Frühjahr / Sommer das Pulver (sprich die Rücklagen) schon verschossen hat.
In dem Sinne
MFG
Mühlenbach
@ Muehlenbach [#5]
Dann kommen so Phasen wie vom letzten Oktober bis mitte Januar; wo es kaum Schwankungen gibt; und alle auf die Preismelder schimpfen; weil es der Lebendmarkt zwar hergibt; man sich die o.g. Eskapaden aber nicht leisten möchte; weil man im Frühjahr / Sommer das Pulver (sprich die Rücklagen) schon verschossen hat.
Aus Ihrem Satz lese ich:
Durch die Hauspreise dieses Jahres haben die EZG's ihre finanziellen Mittel aufgebraucht und können sich keine Hauspreise mehr leisten. Daher werden sie künftig den Wünschen der Roten Seite nachkommen, unabhängig von der tatsächlichen Marktlage.
Habe ich Sie richtig verstanden ?
Wenn wir uns Ausgangs des Herbstes richtung Jahresende wieder über ellenlange Beiträge bzgl. der Kompetenz der Preisfindungskommission erfreuen dürfen; dann wissen Sie; was ich meinte; Herr Ebert.
Ausser es passiert noch was ganz ungewöhnliches diesen Sommer; dessen Umstand die Kassen wieder ein wenig ansteigen lässt.
In dem Sinne
MFG
Mühlenbach
@ Richard Ebert [#6]
Durch die Hauspreise dieses Jahres haben die EZG's ihre finanziellen Mittel aufgebraucht und können sich keine Hauspreise mehr leisten. Daher werden sie künftig den Wünschen der Roten Seite nachkommen, unabhängig von der tatsächlichen Marktlage.
Man könnte die Lage dann vielleicht mit leeren Streikkassen der Gewerkschaften vergleichen...