Richard Ebert
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Schweine: Werden die Verbraucher mit Formfleisch betrogen ?

Betrug am Kunden mit Formfleisch?

Von Christine Buth und Dirk Zblewski

NDR (12.04.10) - Lebensmittelindustrie und Supermärkte machen es möglich: Wer heute Wurst oder Schinken essen will, muss nicht sehen, wie ein Tier geschlachtet wird, was für ein Tier für den Aufschnitt geschlachtet wurde oder wie gesund es gelebt hat. Das können die Kunden nur aus den Angaben des Herstellers schließen. Markt hat genauer hingeschaut und dabei festgestellt: Zumindest bei rohem Schinken sollten Fleischesser nicht alles glauben.

Bei welchen Umschreibungen auf einer Verpackung sollten Verbraucher hellhörig werden? Gerd Billen vom Bundesverband der Verbraucherzentralen im Interview mit Moderatorin Susanne Stichler.

[bitte klicken Sie für das Interview auf den Link unter diesen Beitrag]

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Auf den Packungen steht Nuss- oder Lachsschinken. Dem Verbraucher sagt die Aufschrift: Das Fleisch ist vom Schwein, hergestellt aus dem ganzen Rückenmuskel, genannt Schweinelachs oder aus der sogenannten Nuss, einem besonderen Teil der Schweinekeule - eigentlich gewachsenes Muskelfleisch. Für Markt überprüfte der Experte für Lebensmittelsicherheit, Goetz Hildebrandt, die Angaben und fand heraus: Einige der verpackten Rohschinken können so niemals natürlich gewachsen sein. Das zeigt sich schon bei einem ersten Durchleuchten der Schinkenscheiben. "Es ist hier ganz eindeutig zu sehen, dass es mindestens zwei Teile, wenn nicht gar drei Teile sind, die benutzt worden sind, um diese Scheibe zusammenzusetzen. Das würde sich dann um Formschinken handeln", erklärt Hildebrandt.

"Klarer Verdacht auf Formfleischverarbeitung"

Der Universitätsprofessor gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit. In seinem Labor untersuchte er die Schinken von namhaften Herstellern, gekauft im Supermarkt. Das Ergebnis nach eingehender Prüfung klingt bei vielen Produkten aus dem Mund von Hildebrandt überraschenderweise so: "Klarer Verdacht auf Formfleischverarbeitung. Diese Verarbeitung ist nicht deklariert worden. Das heißt also, es besteht eine Irreführung des Verbrauchers." Eine Irreführung, die erst mit modernen Produktionsmethoden möglich geworden ist.

Die Markt-Reporter zeigten die Ergebnisse Detlef Horn vom Chemischen und Veterinärsuntersuchungsamt Krefeld. "Das ist uns auch neu. Wir mussten uns auch damit auseinandersetzen. Genau wie dem Verbraucher war der Überwachung diese Technologie bislang noch nicht bekannt", sagt Horn. Einige Hersteller, darunter die Großfabrikanten Wiltmann und Berschneider, setzen bei den von Markt getesteten Schinken also offenbar darauf, kleinere Fleischstücke zu ganzen Schinkenscheiben zusammenzukleben. Das gleiche Ergebnis auch bei geräuchertem Putenlachsschinken von Gutfried.

Hersteller verwenden offenbar bislang unbekannte Produktionsmethode

Wie das geht? Eine mögliche Methode ist der Einsatz von zusätzlichen Enzymen, wie Transglutaminase. Bislang ist die Verwendung dieses Eiweißes in Deutschland nicht kennzeichnungspflichtig. Aber ob der Schinken wirklich ein ganzer Schinken ist, davon wollen viele Verbraucher lieber ohne eine Extra-Untersuchung im Labor ausgehen. In einer Umfrage der Markt-Reporter spricht einer der Befragten angesprochen auf den offensichtlichen Betrug durch die Hersteller von einer "Unverschämtheit". "Erstens möchte ich darüber aufgeklärt sein, und ich würde dann auch überlegen, ob ich das Fleisch je kaufen würde", sagt ein anderer Kunde. Die betroffenen Schinkenproduzenten bestreiten, dass sie Verbraucher getäuscht haben.

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Video Formfleisch: Interview
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Formfleisch: Interview

(Quelle und Link zum Interview: http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/markt/archiv/pflege_gesundheit_ernaehrung/klebefleisch100.html)

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Schummelschinken, Kunst- und Retortenfleisch - Schweinemarkt der Zukunft?

Ein Kommentar von Katja Ahnfeldt, ISN-Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

Schweine.net (08.07.09) - Erst vor einigen Wochen stellte der Verbraucher erstaunt fest, dass nicht alles, was wie Käse schmeckt und etwa so aussieht, auch Käse ist. „Analog-Käse“ hat den unschlagbaren Vorteil, dass er nicht anbrennt und schön billig ist. Geiz ist ja bekanntlich geil.

Was dem Käse recht ist, muss demnach dem Schinken nur billig sein. Während sich der Kunde noch verwundert die Augen reibt, warnte nun Ende vergangener Woche der Staatssekretär im hessischen Umweltministerium, Mark Weinmeister, vor Verbrauchertäuschung durch falschen Kochschinken. Am Freitag sagte Weinmeister dem Hessischen Rundfunk, es sei immer häufiger festzustellen, dass vor allem in der Gastronomie ein minderwertiges Produkt als angeblicher Kochschinken gereicht werde, das jedoch nichts mit echtem Schinken zu tun habe. Die Produkte bestünden aus einem großen Anteil von „schnittfestem Stärke-Gel“, in das kleine Fleischstücke eingebettet sind“, so der Staatssekretär. Der Gehalt an Fleisch-Eiweiß liege dabei im Vergleich zu echtem Schinken sehr niedrig, der Fremdwassergehalt dagegen sehr hoch. Der Kunde merkt den Schwindel bestenfalls erst dann, wenn der Mogel-Schinken auf dem Teller liegt, hieß es weiter.

„Schnittfestes Stärkegel“ - na Mahlzeit, da läuft einem ja das Wasser im Munde zusammen. „In das kleine Fleischstücke eingebettet sind“ - wie süß, man hat ja fast den Eindruck, dass sich jemand richtig Mühe gibt und versucht mit viel Liebe einen scheinbar zu „profanen Schinken“ zum kulinarischen Spitzengenuss zu erheben.

Inzwischen laufen Forschungsprojekte zur Herstellung von künstlichem Fleisch. Holländische Wissenschaftler arbeiten zurzeit mit Stammzellen vom Schlachthof. Diese können zu nahezu allem werden, woraus ein Schwein besteht, d.h. auch zu Muskelzellen. Daraus besteht Fleisch im Wesentlichen. Eine einzelne Zelle liefert den genetischen Bauplan. Der reicht theoretisch aus, um durch Teilung so viele Muskelzellen herzustellen, dass der Fleischbedarf der ganzen Welt gedeckt werden könnte. Eine verlockende Utopie, angesichts der globalen Probleme.

Es ist bestürzend was die Lebensmittelindustrie unterdessen alles so treibt und den Menschen auftischt. Auch aus Sicht der Erzeuger, nämlich uns Schweinehaltern, erscheinen solche Machenschaften wie eine schallende Ohrfeige. Schließlich gibt man sich tagtäglich die allergrößte Mühe, um hochwertiges Schweinefleisch zu erzeugen und zwar genau nach dem Wunsch des Verbrauchers. Zart soll es sein, saftig und schmackhaft und dabei aber bitte nicht zu fett, und das möglichst günstig. Das gelingt den Schweinehaltern auch, tragisch ist es nur wenn solche Betrüger das Image des Fleisches ruinieren und den Verbraucher verunsichern. Das zerstört Vertrauen auf allen Seiten. Man kann sich nur wünschen, dass in diesem Falle von Seiten der Behörden hart durchgegriffen wird und diejenigen, die ohne einen eindeutigen Hinweis den falschen Schinken unterjubeln, tatsächlich im Internet veröffentlicht werden. Mit Speck fängt man Mäuse und mit falschem Schinken Verbraucher. Wo Schweinefleisch drauf steht muss auch 100% Schweinefleisch drin sein!

Fakt ist, diese Angelegenheit ist ein herber Schlag ins Gesicht der Qualitäts- und Ökofleischprogramme. Denn wie man sieht bestimmt der Preis eben doch das Verbraucherverhalten, entgegen immer wieder anderslautender Behauptungen. Das ist aktuell auch an der relativ verhaltenen Inlandsnachfrage erkennbar: Statt Schnitzel wird eben Hackfleisch eingekauft. Die spezialisierte Schweinehaltung ist der richtige Weg, allen Unkenrufen zum Trotz. Und dazu benötigen wir einheitliche Wettbewerbsbedingungen und keine einseitig höheren Produktionsstandards!

(Quelle: http://www.schweine.net/schummelschinken_kunst_und_retortenfleisch__schwei.html)

Geschrieben von Richard Ebert am
wollewatz
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Wieso kommt die Kommentatorin zu dem Schluß:

"Die spezialisierte Schweinehaltung ist der richtige Weg, allen Unkenrufen zum Trotz."

Das kann ich in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen.

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ wollewatz [#2]

Das kann ich in diesem Zusammenhang nicht nachvollziehen.

Vielleicht fragen Sie nach ?

Sie erreichen die ISN unter 05491-9665-19.

Ich bin sehr gerne Pizzaesser. Wenn ich aber künftig statt Schinken nur noch zusammengeklebte Fleischreste erhalte und statt Käse eine Mischung, bei der ich nicht erkennen kann, aus was sie besteht, vergeht mir der Appetit.

Schöne Grüsse, Richard Ebert

wollewatz
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ Richard Ebert [#3]

Ich befürchte, dass Sie (so wie ich) zu einer aussterbenden Rasse gehören. Die Zukunft gehört dem Junkfood! Da die Leute immer weniger Mahlzeiten selber zubereiten, jeden Bezug zum Ausgangsprodukt verloren haben und im Einkauf immer sparsamer werden, verändert sich der Markt. Wer weiß wie sich unsere Enkel ernähren werden? Sie werden vielleicht ihren Kopf schütteln bei dem Gedanken, dass ihre Vorfahren doch tatsächlich Tiere aufgegessen haben.

Gruß,
wollewatz.

Saubauer
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

@ Richard Ebert [#3]

Desswegen gehe ich nur noch zum Pizzabäcker meines Vertrauens!

Oder Pizza mit Parmaschinken und Ruccula ist aus sehr lecker!

Mahlzeit wünscht Saubauer

P.S. was macht der Schweinepreis??

Muehlenbach
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Kennt ihr ( die älteren Datums meine ich) noch die tschechichen Märchen " Die Besucher"; die in den achzigern immer im Fernsehen liefen?
Die hatten immer Pillen mit; die sich auf einem Teller immer in "richtigem" Essen verwandelt haben..
Vielleicht kommt sowas ja wirklich.

In dem Sinne
MFG
Mühlenbach

Saubauer
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Diese Pille gibts doch auch fürs Bier!?

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 11 Monate

Wenn ich Mäster wäre, würde ich nicht so locker über Entwicklungen dieser Art hinweg sehen.

Die Verbraucher werden in zunehmendem Umfang bewusster, auch auf am Junk-Food Pizza wird es künftig nicht mehr so leicht sein ihm eine Käse-Schinken Pizza ohne Käse und Schinken an zu drehen.

Schöne Grüsse, Richard Ebert

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