Schweine: Wie gut sind Prognosen ?
Der NW-Preis ist heute auf 1,44 € angestiegen. Wer hätte das vor 12 Wochen gedacht. Alle wichtigen Marktkenner, Fachleute und Viehzähler lagen mit Ihren Prognosen von 1,20 bis 1,35 total daneben. Lediglich die Schweinemäster hier im Forum sprachen von knapp belegten Ställen und damals unakzeptablen Ferkelpreisen, die nur ein verhaltenes Aufstallen zuließen.
Dieses verhaltene Aufstallen war dann letztendlich die Ursache für das anschließende Absinken der Ferkelpreise. Da bei vielen Mästern das Geld knapp wurde, sind auch zur Zeit die Ställe unterbelegt. Vorläufig braucht keiner mit einem Überangebot rechnen.
Wir steuern auf 1,50 € zu.
Die Marktforschungs Prognosen für den Herbst werden jetzt nachträglich erst einmal kräftig angehoben. Statt 1,20 für Okt./Nov. könnten es jetzt doch auf einmal 1,30 sein. Auch die Börse korrigiert erst jetzt.
Leidtragende der bisherigen falschen Prognosen sind die Betriebe der Schlachtindustrie, die auf Grund der Niedrigpreisvorhersagen längerfristige Verträge mit ihren Abnehmern abgeschlossen haben und jetzt die teureren Einkaufspreise nicht weitergeben können.
Mein Tip an die Marktforscher: Erkundigt euch nach den tatsächlich aufgestallten Tieren, fragt nach der Finanzsituation der Mäster und vergesst die Viehzählung vom letzten Dezember. Dann klappst vielleicht.
Gruß Paul
Hallo Paul,
ich glaube das wir mit der heutigen Notierung den höchsten Preis in diesem Jahr erreicht haben.
Entgegen deiner Prognose die 1,50 EUR. zu erreichen, es wäre wünschenswert, sprechen aktuell folgende Punkte:
1. Das Schlachtschweineangebot steigt derzeit an, erste Erzeugergemeinschaften liegen über 100 %.
2. Die Schlachtgewichte liegen wieder auf einem normalen Niveau.
3. Nach der Bekanntgabe der heutigen Notierung kam es zu konsequenten Abbestellungen.
4. Dänemark und Belgien sollten aufgrund Ihrer Billigofferten im Teilstückbereich nicht unterschätzt werden.
5. Schau dir die jährlichen Preisentwicklungen im September an , wenn der Monat August mit einer deutlichen Preissteigerung vorrangegangen ist.
In Hoffnung auf einem stabilen Preisniveau.
Gruß
Bernd D.
Hallo Bernd,
daß hast Du missverstanden. Ich habe die Prognose 1,50 nicht abgegeben. Aber wenn der Preis um 4 Cent auf 1,44 steigt geht das in Richtung 1,50.
Mir ging es in meinem Beitrag um die Glaubwürdigkeit der Langfristvorhersagen unserer angeblichen Marktfachleute.
Zwei Bemerkungen zu Deinen Argumenten:
Wer heute abbestellt, kauft morgen doch.
Die Schlachtgewichte sind in letzter Zeit immer am Anfang der Woche höher, gegen Ende der Woche fallen sie regelmäßig stark ab.
Gruß Paul
Hinterher ist man natürlich immer schlauer! Doch ein großer Teil des kräftigen Preisanstiegs in Deutschland und im übrigen Europa ist sicherlich auf die Hitzewelle im Sommer zurück zu führen und die konnte letztlich niemand vorhersehen.
Ausserdem: Der Schweinemarkt, die WTB und das Forum leben von Einschätzungen und Prognosen. Es würde etwas fehlen, wenn es diese nicht gäbe. Und wenn Paul das so gut kann, freuen wir uns auf seine langfristen Einschätzungen hier im Forum.
Viele Grüße
MissPiggy
Im Preis treffen sich die unterschiedlichen Interessen aller Marktteilnehmer. Letztlich preisbestimmend ist wohl nach wie vor das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Dieses wiederum wird von vielen im zeitlichen Ablauf unbekannten Einflussfaktoren bestimmt.
Eine Prognose setzt immer "normale" Bedingungen voraus. Wenn diese sich aber unvorhergesehen verändern, weicht der tatsächliche Marktverlauf mehr oder weniger von der Vorhersage ab.
Das Wetter im letzten Sommer wich deutlich von einem üblichen Verlauf ab. Unterm Strich hatte es Einfluss auf die Tageszunahmen der Schweine, aber auch auf das Fruchtbarkeitsgeschehen bei den Sauen und nicht zuletzt auf den Apetit der Verbraucher auf Fleisch. Wir haben es also teilweise mit gegensätzlich wirkenden Einflussfaktoren zu tun.
Was die Viehzählungsergebnisse betrifft, bin ich mir nicht sicher, ob man sich früher auf diese etwas mehr verlassen konnte.
Auch die Erfahrungen aus anderen Bereichen zeigen, dass sich Prognosen in relativ seltenen Fällen voll bestätigen. Man kann sich also auf Prognosen nur bedingt verlassen. Wenn es anders wäre, müsste die Warenterminbörse schließen, denn sie würde nicht funktionieren.
Das Unbekannte im Ablauf der Markt-Einflussfaktoren wird auch künftig bestehen bleiben, so dass sich 100-prozentige Prognosen eher auf einen Zufall beschränken werden.
Ich befürchte, dass ich mit dieser Auffassung nicht völlig verkehrt liege.
Gruß
Johannes
Es ist sicherlich nicht leicht exakte mittel- oder langfristige Prognosen zu stellen. Auffallend war in den letzten Monaten, daß auch kurzfristige Vorhersagen von Marktforschungsinstituten immer von einem schwachem Preisniveau in diesem Herbst ausgingen.
Dabei wurde nach meiner Ansicht das Marktverhalten der überwiegenden Zahl der Mäster und Ferkelerzeuger ignoriert. Vor allem die schlechte Finanzsituation veranlasste manchen Mäster europaweit verhaltener einzustallen.In Verbindung mit den von MissPiggy und Johannes genannten Argumenten ist das derzeitige knappe Angebot logisch.
Die Gesetze des Schweinezyklus sollten zukünftig den bezahlten Marktforschern wieder mehr ans Herz gelegt werden.
Denkt mal an die Kombination schlechte Ferkelpreise und hitzebedingte Unfruchtbarkeit. Was sagt uns das für das nächste Frühjahr?
Wenn jemand auch nur ungefähr vorher wissen würde, wo der Markt hingeht, wäre er oder sie schon Millionär.
Ganz im Ernst, es sind dieses Jahr Dinge geschehen, die so sonst nicht geschehen:
- Große Sauenhalter haben bis April/Mai diesen Jahres noch ganz gut an ihren
Ferkelgroßpartien verdient
- Vielen Landwirten ist nach diesen wahnsinns Ernten das Geld ausgegangen, und es wurde garnicht oder nur in geringen Maße eingestallt
- auf Viehzählungen habe ich noch nie irgendwas gegeben, grade hier in Süd-Oldenburg nicht
- Es kostet heute anscheinend kein Geld mehr, Fleisch durch Europa zu karren, sonst wäre der Preis in den Ferien nicht kontinuierlich gestiegen
- In den Niederlanden werden vermehrt Ferkel produziert
- Im schlaraffenland Dänemark wären noch viel mehr Schweineproduzenten bei den guten Preisen über die Klippe gegangen, wenn es anfang des Jahres nicht die PLH gegeben hätte. Mich würde mal interessieren, ob es die Mengen noch gibt.
Komischerweise sind die Ferkel immernoch günstig zu haben, denn sonst hat es immer einen fast gleichen Anstieg wie den Schweinepreis gegeben. Und die Meldung, die einige Agenturen geben, dass die Landwirte wegen der Maisernte nicht einstallen, nun mal ganz ehrlich, wer professionel Schweine mästet und damit sein Geld verdient, der Stallt ein, egal wann.
Also hat das andere Gründe. Mann darf gespannt sein.
Schöne Grüße
Mühlenbach
Hier sprechen einige immer von nicht aufgestallten Ferkeln, da der Preis zu hoch, bzw. das Geld der Schweinemäster knapp sein solle?
Wenn es wirklich zu wenig Schweine geben sollte, liegt es garantiert nicht daran, dass die Mäster nicht aufgestallt haben, sondern dass die Ferkel vorher nicht dagewesen sind. Denn jedes Ferkel was geboren wird, wird irgentwann aufgestallt, manchmal nicht mit 28 Kg sondern erst mit 35 bis 40 kg.
Ferkel werden bis dato noch nicht "gekeult". Also wird sich das Schlachtschweineangebot immer nach den vorher aufgestallten Ferkeln richten. Ferkel mit 40 kg. sind nun mal schneller schlachtreif als Ferkel mit 28 Kg.
Die Viehzählung, in meinen Augen eher eine fahrlässige Schätzung, sollte die geborenen Ferkel zählen, einige Prozentpunkte Verluste abziehen und schon könnte man eine bessere und genauere Prognose über zu erwartende Stückzahlen abgeben. Natürlich können hier 10 bis 14 Tagen Ablieferungsschwankungen entstehen, wie durch unvorhersehbare Wetterveränderungen.
Zum Thema Preisprognosen für Schweine in naher und ferner Zukunft: Kurzfristig kann man den Markt einschätzen und spekulativ damit Geld verdienen. Mittel- oder langfristig ist dieses nicht möglich. Ob jemand damit richtig liegt oder nicht ist reiner Zufall!
Knallpott,
ist es nicht Derjenige der vor gut einem Jahr den Jackpot beim ersten Ferkelkontrakt knackte?
Er scheint ein gutes FACHWISSEN zu besitzen, seine Berichte erscheinen selten aber stets fundiert.
"Knallpott" ein witziger Forumname, kennt jemand diesen Forumteilnehmer?
Gruß
Bernd D.
Knallpott hat schon richtig kombiniert, nur für die Marktbeurteilung nicht zu Ende gedacht.
Es ist richtig, daß jedes geborene Ferkel, sofern es nicht in der Rubrik Verluste landet, irgendwann am Haken landet. Wenn aber z.B. im Mai /Juni tatsächlich weniger Ferkel am Markt waren, die Mäster in der gleichen Zeit wegen Geldmangel oder schlechter Markteinschätzung noch geringer eingestallt haben, dann fiel der Preis für Ferkel.
Der Marktbeobachter hatte den Eindruck, daß ein Überangebot vorhanden ist und ging somit von einem großem Angebot von Mastschweinen im Spätsommer/Herbst aus.
Ferkelhändler berichten z.Z. immer noch über das gleiche Einstallverhalten. Obwohl Ferkel anscheinend ausreichend und zudem noch billig angeboten werden, liegen die Stückzahlenumsätze weit hinter denen des Vorjahres.
Anscheinend werden die vorhandenen Mastkapazitäten weiterhin nicht voll genutzt. Gute Aussichten für die Mäster die regelmäßig aufgestallt haben.
Gruß Paul