Speisekartoffeln: Nachfrageplus durch EU Osterweiterung ?
Vorausschauend
Die heftigen Preisbewegungen am letzten Handelstag des WTB-Aprilkontraktes für Speisekartoffeln und der recht hohe Schlusskurs von 17,70 EUR/dt werden mit verzögerten Glattstellungen wegen der seit März und verstärkt vor Ostern anziehenden Kurse begründet. Letztlich konnten sich die Kurse doch deutlich von dem Tief Ende Februar mit 12,50 EUR erholen, wobei der Abstand zu den euphorischen Höchstpreisen von Anfang September mit über 24,- EUR nur noch geringfügig größer blieb.
Da sich weder die Kurse der letzten Handelstage noch die steigende Preisentwicklung seit Anfang April vom Kassamarkt aus begründen lassen, zeigte der Aprilkontrakt zunächst einmal mehr die Eigenständigkeit des Warenterminhandels. Allerdings weisen die verzögerten Glattstellungen und die wegen Qualitätsproblemen zunehmend gescheuten Andienungen durchaus Beeinflussungen vom physischen Markt auf, dessen eher knappe Versorgung mit dem relativ frühen Auslaufen der Vorjahresernte in den kommenden Wochen offensichtlicher werden dürfte. Die Befestigung des WTB-Aprilkontraktes hat diese Entwicklung möglicherweise vorweggenommen.
Abpacker weisen zwar auf ihre recht gute vertragliche Eindeckung mit Frühkartoffeln hin, weil diese Situation und die sehr feste Tendenz des Frühkartoffelmarktes nicht überraschend eintrete. Neben solchen vorausschauenden Händlern gibt es dennoch einen marktwirksamen Anteil von Kollegen, die bis zuletzt auf eine Abschwächung der im langjährigen Vergleich hohen Frühkartoffelpreise hoffen. Mit deren zusätzlicher Nachfrage und auch durch die EU-Osterweiterung könnten die Marktbeteiligten bestätigt werden, die noch für Mai einen "krass unterversorgten" Markt und bis Juni hohe Preise erwarten.
In die neuen EU-Länder, insbesondere nach Tschechien, werden Frühkartoffeln aus dem Großraum Neapel fließen, die in früheren Jahren zeitweise zu Schwächen auf dem deutschen Markt führten. Ein stabiler Frühkartoffelmarkt in den kommenden Wochen dürfte zumindest auch den hiesigen Frühkartoffelerzeugern zugute kommen. Optimisten sehen durch einen lediglich moderaten Preisverfall im Sommer sogar Chancen für die deutsche Haupternte, von der Marktlage der nächsten Wochen zu profitieren.
(Autorin: Gisela Haas / Quelle: Kartoffelwirtschaft)