Thüringen: Verfall der Verbraucherpreise beklagt
Einkommen der Bauern nur bei 74 Prozent der Löhne in der Wirtschaft
Von OTZ-Redakteur Henning Johr Erfurt.
Thüringens Landwirtschaftsminister Volker Sklenar (CDU) beklagt einen ruinösen Rückgang der Erzeugerpreise.
(24.05.04) Die Bauern erhalten für den Liter Rohmilch nur noch 28 Cent je Liter, damit können die Kosten nicht mehr gedeckt werden, sagte er gestern bei der Präsentation des Agrarberichts 2003 in Erfurt. Es gehe nicht, dass die Milch immer billiger verschleudert wird, verwies er auf die Marktmacht der Discounter. Immer mehr Milchproduzenten müssten aufgeben. Innerhalb von zehn Jahren ist ihre Zahl im Freistaat von etwa 1000 auf nur noch 800 gesunken.
Ähnlich ist die Situation bei der Schweinemästern, sagte der Minister. Sie würden für das Kilo Schweinefleisch lediglich 1,20 Euro erhalten. Dennoch rechnet Sklenar wegen des EU-weiten Schutzes der Thüringer Rostbratwurst als regionale Herkunftsbezeichnung mit steigenden Beständen in den Ställen. Auch die Fleischverarbeitung wolle deswegen investieren, sagte Sklenar. "Allerdings geben die Banken für Kapazitätserweiterungen kein Geld", bedauerte der Minister.
Nach seiner Einschätzung macht die Thüringer Landwirtschaft gegenwärtig eine sehr schwierige Entwicklungsphase durch. Dazu haben zwei schlechte Ernten in Folge beigetragen. Im vorigen Jahr sind bei Getreide, Öl- und Hülsenfrüchten, bei Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais Erträge erzielt worden, die deutlich unter dem langjährigen Mittel lagen. Bei Getreide wurde ein Hektarertrag von durchschnittlich 56,9 Dezitonnen erreicht. 2001 waren es noch 70,8. Hinzu kam, dass sich die Fördermittel aus dem Landeshaushalt 2003 um acht Prozent auf 184,3 Millionen Euro verringerten.
Die Einkommen der Landwirte liegen laut Sklenar am unteren Ende der Skala. Mit 15 555 Euro im Jahr bekomme ein Bauer lediglich 74 Prozent dessen, was in der sonstigen Wirtschaft im Laufe des Jahres verdient wird, sagte er. Der Stundenlohn von 7,56 Euro liege statistisch nur bei der Hälfte von dem, was eine männliche Arbeitskraft in der Bundesrepublik erhalte.
In den etwa 5000 Agrarbetrieben des Landes arbeiten fast 28 000 Menschen. Diese Zahl ist seit mehreren Jahren konstant. Ein Viertel davon sind Familienangehörige. Etwa 570 Beschäftigte gehen jedes Jahr in Rente. Trotz leicht gestiegener Zahlen in der Lehrlingsausbildung reiche der Nachwuchs künftig nicht, die Lücken zu schließen, so Sklenar.
24.05.2004
(Quelle: Ostthüringer Zeitung, http://www.otz.de)