Weizen: Angespannte Versorgungslage bleibt nach BSE-Schock
Der BSE-Schock in den USA scheint fürs erste ausgestanden zu sein – Die hausseträchtigen Argumente verschaffen sich zunehmend Geltung
(02.01.2004) Die Märkte für Getreide und Ölsaaten in den USA haben sich überraschend schnell und solide von der am 23. Dezember verbreiteten BSE-Nachricht erholt.
Dafür gibt es drei Erklärungen: Zum einen wird erwartet, dass die Auslandsnachfrage nach „Grains“ in den USA alle bisherigen Erwartungen übertrifft und damit vermutete Ausfälle bei Binnenbedarf als Folge des BSE-Phänomens mindestens neutralisiert. Diese These würde voraussetzen, dass der Rinderbestand im Lande wegen BSE beachtlich reduziert werden müsste. Dies ist aber nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge sehr unwahrscheinlich, zumal das betroffene Rind aus Kanada gestammt haben soll.
Zum anderen kann sich nach dem ersten Schock die Überzeugung durchgesetzt haben, dass sich der Bedarf an artgerechten „natürlichen“ Futterstoffen in den USA erhöht. Das ist sehr wahrscheinlich.
Und drittens könnten interessierte Kreise die umsatzarme Feiertagsphase wieder einmal genutzt haben, um ihr Süppchen zu kochen. Dies ist recht wahrscheinlich.
Die wahrscheinlichste Erklärung liegt in einer Kombination aller drei Erklärungsversuche: Die Auslandsnachfrage könnte alle Erwartungen übertreffen, der Binnenbedarf an artgerechten Futterstoffen wächst, und es wurde unter Begleitmusik so mancher Gerüchte ein wenig manipuliert.
In der nächsten Woche wird sich der Handel an den Märkten für Getreide und Ölsaaten normalisieren. Der Monat Januar bringt häufig steigende Preise für Weizen und Mais, während Sojabohnen wegen zunehmender Verkaufsbereitschaft der Farmer nicht selten unter Druck geraten. Dass die Ölsaat kippt, ist diesmal unwahrscheinlich, es sei denn die Chinesen würden sich als Käufer nicht nur zurückziehen, sondern sogar bereits getätigte Buchungen in den USA stornieren.
Die höchst angespannte statistische Lage an allen diesen Märkten lässt Experten diesmal sehr viel früher als üblich über das Flächenpotential für die neuen Sommerernten in den USA nachdenken. Wohin wir auch hören und sehen, es wird nicht ausreichen, um Ernten hervorzubringen, die das Versorgungsproblem aus der Welt schaffen.
(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)