Weizen: Bessere Ernteaussichten lassen Preise weiter fallen
Die Wachstumsbedingungen für Getreide in Mitteleuropa haben sich mit den einsetzenden Niederschlägen der letzten Tage deutlich verbessert. Nach dem langen und kalten Winter waren deutliche Winterschäden erwartet worden und die Trockenheit seit Anfang Februar sorgte die Landwirte.
Offenbar sind die Schäden nun doch nicht so gross, denn das Verkaufsinteresse beim Weizenkontrakt hat vor dem Wochenende deutlich zugenommen. Mit 113 Euro notierte der Septemberkontrakt 1,10 Euro niedriger als noch am Mittwoch. Die Kassakurse hatten sich zuletzt leicht über dem Interventionspreisniveau stabilisiert, nachdem die Exporterstattungen der EU-Kommission mit 14 Euro unerwartet hoch ausgefallen waren.
Der Verwaltungsausschuss strebt an, dass so wenig wie möglich der Intervention angedient wird, damit die nächste Ernte ohne Vorbelastung vermarktet werden kann. Der Internationale Getreiderat IGC erwartet laut seiner letzten Schätzung eine um 30 Mio. Tonnen größere Weltgetreideernte, aber in Osteuropa eine deutlich kleinere Ernte. Dies aber dürfte für den europäischen Markt von entscheidender Bedeutung sein, denn in der nun abgelaufenen Saison haben Lieferungen aus der Ukraine und Russland den Weizenpreis auf den norddeutschen Seehäfenplätzen unter das Preisniveau der USA fallen lassen.
(Quelle: Hansa Terminhandel)
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Grafik: Weizen September 2003 an der WTB Hannover:
Technisch gesehen zeigt September-Weizen einen äusserst starken Wiederstand bei 113 Euro, dieses Niveau konnte seit mittlerweile sechs Wochen vielfach verteidigt werden. Sollte Weizen unterhalb dieses Preises schliessen, ist mit einem erheblichen Rückgang zu rechnen.
Der Weizenmarkt in Europa ist jedoch nicht frei von staatlichen Interventionen, daher ist der Charttechnik bei nicht 'frei' schwankenden Preisen nur sehr wenig Glauben zu schenken.
Zwischenzeitlich verschlechtern sich die Ernteaussichten für Weizen zunehmend in weiteren Teilen Europas, insbesondere in Frankreich. In der Folge zogen die Novembernotierungen für Futterweizen in Paris in der letzten Woche um 2,5 €/t auf 113 €/t an.
Zunehmende Sorge wegen des Mangels an Niederschlägen sowie Spätfrösten (nächste Woche in Rheinland-Pfalz minus 5 Grad Celsius) sind dafür verantwortlich. Das soll, eine Meldung von Reuters aus Frankreich, zu ernsthaften Ertragseinbußen führen.
Sollte das Gesetz der Serie der letzten 30 Jahre weiterhin Gültigkeit haben, werden alle sieben Jahre Höchstpreise bei Getreide verzeichnet. Das letzte Mal war das 1996 derfall.
Mit spekulativem Gruß
Joachim Ruhmann