Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Weizen: Neues Tief knapp über Interventionspreis erreicht

Der deutsche Weizenpreis ist in dieser Woche erneut unter Druck geraten und nähert sich immer mehr dem Interventionspreis. Aus Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wurden im März bereits rund 6.000 Tonnen angemeldet.

Auch in Grossbritannien und Frankreich ist die Intervention die bessere Vermarktungsalternative. Mit Spannung wird insofern beobachtet, wie offensiv der Verwaltungsausschuss seine Exportpolitik betreibt. In den letzten Wochen wurden lediglich 76.850 Tonnen mit einer Erstattung von 13 Euro zugeschlagen.

Da der Euro gegenüber dem Dollar an Wert verlor, konnten sich an den Terminbörsen in Paris und Hannover die Notierungen stabilisieren.

(Quelle: Hansa Terminhandel)

Chart: Weizen WTB Hannover, jeweils Mai-Kontrakte, auf Wochenbasis

Bild entfernt.

Die farbigen Linien zeigen die Durchschnittspreise für 13 Wochen (rot) und für 52 Wochen (grün) an und zeigen, dass sich die Weizenpreise in Deutschland seit Jahren im Abwärtstrend befinden.

Über 1.000 weitere Charts finden Sie im Chartbuch 2003.

Geschrieben von Richard Ebert am
Wave
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hallo,

wo kann ich den Weizen Future handeln? Ich möchte auf stark steigende Preise sezten.

Welche Futures gibt es und wo kann ich sie kaufen?

Danke

Wave

HANSA Terminhandel
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hallo Wave,

auch wenn es hier im Forum den Anschein erweckt, aber an der WTB Hannover werden nicht nur Schweine gehandelt, sondern auch ein Weizenfuture (Weizen deutscher Herkunft) mit den Fälligkeiten Mai, September, Dezember, Februar.

Die Kontraktgröße ist 50 Tonnen, es handelt sich dabei um Brotweizen mit 12 % Protein, max. 14,5 % Feuchtigkeit, 230 Sec. Fallzahl, einem Hektolitergewicht von 77 kg/hl, mit einem max. Besatz von 2 % und max 4 % Bruchkorn. Der Kontrakt kann auch mittels physischer Lieferung erfüllt werden.

Mit dieser Spezifikation unterscheidet sich der WTB-Weizen von dem der Matif deutlich in der Qualität: WTB-Weizen=Brotweizen, Matif-Weizen=Futterweizen.

Bei weiteren Fragen stehen wir gerne zur Verfügung und bieten selbstverständlich auch den Future zum Handel an.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Die grossen internationalen Handelsplätze für Weizen befinden sich in Chicago, Kansas City und Minneapolis, die europäischen in Paris und Hannover, so wie von Hansa Terminhandel beschrieben.

Hier ein Langzeitchart auf Wochenbasis für Weizen Chicago auf Basis der Mai-Kontrakte jedes Jahres:

Bild entfernt.

Komplette Charts für Weizen seit den 40-er Jahren des letzten Jahrhunderts finden Sie im Chartbuch 2003, Brokerfirmen, über die Sie Weizen handeln können, im Firmen-Findex.

trendling
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Eine mögliche Erklärung für den starken Preisdruck bei Getreide.

http://www.bauernzeitung.de/aktuelle_ausgabe/us_kassamaerkte.htm

Weizen aus Osteuropa

Der Aufwuchs und die Ernte bei Getreide nahmen im vergangenen Jahr bekanntlich einen zumeist wenig erfreulichen Verlauf. Im Ergebnis enttäuschte das Aufkommen oft in Menge und Qualität. Hinzu kamen häufig niedrigere Preise als im Vorjahr sowie qualitätsbedingte Abschläge und das bei höheren Aufwendungen der Betriebe für Ernte und Trocknung.

Internationale Konkurrenz nimmt zu

Die Hoffnungen richteten sich vor allem auf entsprechende Exportmöglichkeiten. Zwar fielen die EU-weiten Exportlizenzen von Brüssel beim Weichweizen für Drittlandgeschäfte im Zeitraum 1. Juli 02 bis 25. Februar 03 mit 8,9 Mio. t umfangreich aus, später wurden auch wieder Exporterstattungen wirksam.

Hiesige Anbieter kamen aber nur begrenzt zum Zuge, da bekanntlich die internationale Konkurrenz arg zu schaffen macht. So warteten Osteuropa, vor allem die Ukraine, Rußland und Ungarn, sowie Frankreich mit preisgünstigeren Offerten auf. Deswegen floß aus diesen Überschußregionen sowohl Ware nach Nordafrika, in den Nahen Osten als auch in die EU. Etliche deutsche Verarbeiter bezogen von dort ebenfalls beachtliche Rohstoffmengen.

Die Lizenzen Brüssels für Importe in die EU betrugen bis zum 25. Februar beim Weizen 9,5 Mio. t. (Vorjahr etwa 3,8). Die Lizenzen der Importe überstiegen damit die der Exporte. Speziell für die hiesigen Anbieter ergibt sich außerdem das Problem der nicht selten schwachen und inhomogenen Weizenqualitäten.

Guter Brotroggen knapp und gefragt

Da auch die deutschen Verarbeiter nur zögerlich Weizen zukaufen, neigen die Preise immer wieder zur Stagnation, mitunter auch zur Schwäche. Somit beschränkt sich das Weizengeschäft vor allem auf die Abarbeitung bestehender Kontrakte mit der Industrie.

Anders sieht es dagegen bei Roggen aus. Guter Brotroggen ist knapp und gefragt. Dabei ließen sich bisher auch bestimmte Preisforderungen durchsetzen. Mitunter erfolgten bereits begrenzte Freigaben von Roggen aus BLE-Beständen.

Ein gewisser Lichtblick ergibt sich am Getreidemarkt inzwischen durch die seit Jahresanfang geltenden Einfuhrkontingente mit festen Zöllen. Sie belaufen sich beim Weichweizen niedriger und mittlerer Qualität auf 2,98 Mio. t, bei Gerste auf 300 000 t sowie auf 50 000 t Braugerste für spezielle Verwendungszwecke mit ermäßigtem Zoll.

Wenig Bewegung im Export

Dennoch bewegt sich im Export wenig. Die in früheren Jahren umfangreichen Lieferungen von Weizen in südeuropäische und nordafrikanische Länder, in den nahen Osten, vereinzelt auch nach Osteuropa fehlen den hiesigen Anbietern sehr.
Gerade die einheitlichen Partien aus großen Betrieben der neuen Länder waren früher verstärkt gefragt. Nach den inhomogenen Qualitäten in den letzten Jahren und in Anbetracht der geforderten Preise scheint nunmehr das Geschäft in unterversorgte Länder mehr oder weniger zugunsten anderer Exporteure zu laufen.

Entwicklung schwer kalkulierbar

Im Zuge der schrittweisen Intensivierung der Erzeugung in Osteuropa mit dem Ergebnis der Produktion von Überschüssen dürfte gerade die Konkurrenz von dort tendenziell noch weiter wachsen. Freilich richtet sich der Blick auch auf die weiter schrumpfenden Weltgetreidevorräte. Diese sprechen für einen wachsenden Bedarf mit anziehenden Preisen.

Demgegenüber steht die Absicht Brüssels, den Interventionspreis nochmals um 5 % abzusenken. Solange der Dollar schwach bewertet ist, sind Anbieter aus Drittländern ohnehin begünstigt. Natürlich sorgen entsprechende Exporterstattungen für einen gewissen finanziellen Ausgleich.

Es bleibt also manches offen, und die Entwicklung ist schwer kalkulierbar. Auf jeden Fall dürften die Exportbedingungen angesichts der Konkurrenz auch künftig härter bleiben.

Grüße

trendling

Joachim Ruhmann
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Hallo,

einige Anmerkungen zum osteuropäischen Weizenmarkt:

- Ukraine ist weizenmäßig überverkauft
- Brotweizen dort $ 116 je t ab Lager, damit am Weltmarkt nicht konkurrenzfähig
- Ukraine importiert Weizen deshalb aus Russland
- 41% der Wintergetreidefläche in der Ukraine durch Frost ausgewintert oder unter dem Eis erstickt
- Russland rechnet ebenfalls mit 10 -20 Mio t geringeren Getreideertrag gegenüber Vorjahr (Ursachen: geringerere Aussaatflächen und Auswinterungen )
- Fleischimportquote für Russland erfordert als Ausgleich eine höhere inländische Produktion
- Folge dort höherer Getreidebedarf zu USA
- Chicago Weizen 1 €/dt preiswerter als Pariser Weizen
- angestiegene Frachtraten verhindern aber dessen Wettbewerbsfähigkeit auf unseren Exportmärkten rund um das Mittelmeer

zur EU:

- Beobachtung der Anlieferungsmenge an die Intervention
- hohe Mengen entlasten den Markt
- ebenfalls Exporte siehe donnerstags Umfang der Exportlizenzen und Exportbeihilfen

Gruß

Joachim Ruhmann

Richard Ebert
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ Trendling

Sie hatten im Beitrag oben gefragt (Text dort gelöscht), wo die bisherigen täglichen Fundamentalanalysen bleiben.

Nur soviel dazu; wir verhandelt gerade wegen einer regelmässigen Veröffentlichung. Da der Autor auch leben möchte, werden die aktuellen Analysen jedoch nach einer Übergangszeit nicht ganz kostenfrei sein.

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