Weizen/Schweine: Nasses Korn mit Pilzgiften verunreinigt ?
Die sintflutartigen Regenfälle der vergangenen Wochen haben nicht nur einen grossen Teil der Getreideernte direkt auf den Feldern zerstört. Jetzt droht auch dem Rest der Ernte Ungemach.
Die Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung in Detmold hat die ersten diesjährigen Getreidechargen aus einigen Teilen Deutschlands analysiert und sieht offenbar die Gefahr, dass ein Grossteil des Korns durch giftige Schadpilze, insbesondere Fusarien, verunreinigt ist.
Vor der Verarbeitung zu Mehl wird verunreinigtes Korn zwar entfernt, aber im Futermittel für Schweine tauchen die Gifte auf und bremsen deren Wachstum. Mit dem Fleisch werden die Gifte jedoch nicht übertragen.
(Quelle: FAZ 240802)
Wer weiss mehr zu diesem Thema ? Auswirkungen auf die Getreideernte und auf die Preise für Weizen ? Gibt es spürbare Wirkungen auf die Schweineproduktion und deren Preise ?
Hallo Herr Ebert,
Zunächst ist es sehr tragisch wenn die Witterungsverhältnisse einen optimalen Zeitpunkt bei der Getreideernte verhindern. Gerade bei anhaltend regnerischen Abschnitten finden Fusarientoxine einen optimalen Nährboden.
Hier eine Übersicht über die entsprechenden Pilzgifte im Getreide und deren Auswirkungen:
Quelle: http://www.animal-health-online.de/drms/rinder/myco1.htm
Hier kann man entsprechend bei Sauen, Ferkel und Mastschweinen teilweise katastrophale Auswirkungen erkennen. In diesem Jahr ist es besonders ratsam, das Getreide mit Propionsäure in entsprechender Dosierung einzulagern. Dieses tötet vorhandene Pilze ab, und verhindert somit das Schimmelpilze giftige Stoffwechselprodukte (sogenannte MYKOTOXINE) ausscheiden. Betrieblich kann es bei pilzbelastetem Getreide zu erheblichen finanziellen Einbußen führen. Deshalb ist es ratsam, das Getreide entsprechend auf Pilzgifte bei der LUFA untersuchen zu lassen.
In Jahren mit einem hohen Pilzbefall beim Getreide, werden sicher Ferkelerzeugerbetriebe mit Fruchtbarkeitsproblemen konfrontriert. Inwieweit sich dieses auf das Ferkelaufkommen auswirkt, bleibt abzuwarten. Bei den Mastschweinen sind höhere Verluste im Extremfall zu erwarten, ansonsten sind geringere Tageszunahmen und eine schlechtere FV zu befürchten.
Verpilzte Geteidepartien finden nur mit Preiszugeständnissen einen Abnehmer. Nach langen Regenperioden gehen die Fallzahlen beim Brotweizen erheblich zurück. Brotweizen mit entsprechend niedrigen Fallzahlen kann nur zu Futterzwecken eingesetzt werden. Dieses läßt das Angebot an Futterweizen steigen und eher geringere Preise erwarten.
Freundl. Grüße
Bernd D.
Risiko nicht zu unterschätzen !
Wenn man zurückblickt, so gab es diese Situationen ja schon öfter, nur nicht in dieser Dimension. Auch nach den Ernten 1987 und 1998 war das Getreide erheblich belastet. Nur Fusarien alleine wäre gar nicht das große Problem, sondern viel mehr die Lagerpilze wie Aspergillium. Deren Toxine sind viel aggressiver und schädlicher als Fusarientoxine. Ständiges belüften, Einsatz von Säuren in der Lagerung und Fütterung kann etwas helfen, zumindest mehr als irgendwelche Zusätze, die jetzt wieder Hochsaison haben, aber meist nichts helfen. Es ist auch ein Irrglaube, zu meinen, getrocknetes Getreide wäre unbelastet, stimmt nicht! Gnade Gott dem, der da noch Kleie einsetzt!
Nach o.g. Ernten gingen die Leistungen in Zucht und Mast vielerorts je nach Belastung spürbar zurück. Wir haben hier an gleicher Stelle vor Wochen schon darauf hingewiesen, was passieren könnte, wenn bei jetziger Gesundheitssituation(Circo, PMWS, PIA usw.) ein solcher Negativfaktor dazukommt. Da helfen die in der Maiviehzählung um 7,7% mehr aufgestallten Jungsauen in der Zucht wohl wenig.
Wir verstehen hier nur viele Mäster nicht, die Fertigfutter beziehen: Lassen Sie sich doch die Unbedenklichkeit ihres Futters schwarz auf weiß dokumentieren mit stichprobeweiser Untersuchung und Bezahlung erst nach Vorliegen der Ergebnisse, das wäre doch logisch nach dem Hormonfiasko. Schließlich müssen wir auch gerade stehen, wenn am Schlachthof Probleme auftauchen.
Unbedingt notwendig erscheint zuletzt aber, daß man einfach das Getreide bei den Lufa´s untersuchen läßt und zwar einfach auf Keime und Lagerpilze. Eine Fusarientoxinuntersuchung ist nämlich sehr teuer (die, die gut und sicher sind)mit ca. 80 Euro !
Schöne Grüße aus Niederbayern
Josef Parzefall
Zum Getreidepreis meinte Gerd Sonnleitner vor ca. zwei Wochen es gäbe nur in Deutschland Mengen und Qualitätseinbußen. Im restlichem Europa werde mit sehr guten Ernten gerechnet, womit die EU Gesamterntemenge unverändert hoch erwartet wird und keine positiven Preisauswirkungen zu erwarten seien.
Ich habe das so verstanden als ob es für den Getreidepreis keine Rolle spielt, ob in Deutschland überhaupt Getreide geerntet wird. Vermutlich zeigen aber nur die inoffiziellen Ostimporte Wirkung.
Grüße
trendling