Wie knapp werden die Schweine ?
Werden Schweine knapp? - Angebot am deutschen Markt bislang größer als 2003
ZMP Bonn (06.08.04) Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Diese vermeintliche Binsenweisheit gilt sicherlich auch für den Schweinemarkt. Der jüngste kräftige Anstieg der Schweinepreise wäre demnach das Ergebnis eines im Vergleich zur Nachfrage kleinen Angebotes am deutschen Markt. Ganz so einfach scheint die Sache jedoch nicht zu sein. Einige Marktdaten und Indikatoren deuten eher auf ein relativ gutes heimisches Angebot hin. Dagegen lassen die ersten Auswertungen der Viehzählung vom Mai 2004 mittelfristig einen spürbaren Rückgang des Schweineangebotes erwarten.
Die Angebotssituation am Schweinemarkt spiegelt sich unter anderem in der Entwicklung der Schlachtzahlen wider. Für den deutschen Markt lassen sich auf Basis der Schlachtungen allerdings keine Gründe für den jüngsten Preisanstieg erkennen. Vielmehr kamen im Wochendurchschnitt dieses Jahres sogar knapp zwei Prozent mehr Schweine an den Haken als 2003. Dies entspricht durchaus auch den Angebotsschätzungen, die sich auf der Grundlage der Novemberviehzählung 2003 für Deutschland ergaben.
Unberücksichtigt blieben bei dieser Prognose allerdings die Lieferungen von lebenden Schweinen und Fleisch aus dem benachbarten Ausland. Der Umfang dieser Einfuhren hat jedoch auf den Lebendmarkt wie auch auf den Fleischmarkt entscheidenden Einfluss. In den Schlachtungen sind jedenfalls sowohl die in Deutschland erzeugten als auch die aus dem Ausland stammenden und hier geschlachteten Schweine enthalten.
Weniger Schweine aus Holland
Im vergangenen Jahr gelangten insgesamt rund 4,5 Millionen Schweine aus dem benachbarten Ausland auf den deutschen Markt. Diese Zahl entspricht immerhin rund zehn Prozent der hiesigen Jahresschlachtung. Dabei waren 40 Prozent der importierten Tiere Schlachtschweine, 60 Prozent überquerten als Ferkel die Grenze. Größter Lieferant von Schlachtschweinen ist traditionell die Niederlande. Dort kam es in den vergangenen Jahren allerdings zu einem massiven Bestandsabbau, der offenbar noch nicht beendet ist. Dies schlägt sich nicht nur in einer schrumpfenden niederländischen Produktion, sondern auch in geringeren Ausfuhrüberschüssen und somit rückläufigen Lebendausfuhren nieder. Einige deutsche Schlachtereien, die bislang in größerem Umfang niederländische Schweine bezogen, müssen sich deshalb zunehmend nach anderen Lieferanten umsehen.
Ein Resultat dieser Entwicklung dürfte ein verschärfter Wettbewerb deutscher Schlachtunternehmen um die hiesigen Schweine sein. Hierdurch ist es möglicherweise sogar zu dem zurückliegenden Anstieg der Preise gekommen, obgleich das Angebot an deutschen Schweinen gar nicht kleiner war als im Vorjahr.
Fleischimporte auf hohem Niveau
Ergänzt wird das Angebot an Schweinen und die daraus resultierende Produktion durch die Zufuhren von Schweinefleisch aus dem Ausland. Hauptwettbewerber am deutschen Markt sind traditionell Dänemark, Belgien und die Niederlande. Insgesamt gelangten im vergangenen Jahr rund 850.000 Tonnen Schweinefleisch aus dem Ausland auf den deutschen Markt. Diese Einfuhrmenge entspricht beinahe 20 Prozent des deutschen Verbrauchs. Insbesondere die Dänen konnten dabei ihre Marktanteile zu Lasten belgischer und niederländischer Lieferanten weiter ausbauen.
In diesem Jahr scheinen die bislang gelieferten Mengen nicht kleiner auszufallen als 2003. Im ersten Quartal übertrafen die ausländischen Lieferungen den Vorjahreswert sogar um mehr als sechs Prozent. Damit scheint es von dieser Seite keine Entlastung und auch keine zusätzlichen Impulse für die Nachfrage nach heimischen Fleischprodukten zu geben. Zudem lag der Verbrauch privater Haushalte nach den Erhebungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in den ersten sechs Monaten dieses Jahres – trotz relativ stabiler Verbraucherpreise – recht deutlich unter den Vorjahreswerten. Hierbei dürfte unter anderem auch die witterungsbedingt sehr schwache Grillsaison negativ zu Buche schlagen.
Exporte zuletzt relativ stabil
Die deutschen Exporte haben sich in diesem Jahr anscheinend wenig verändert. Dabei ist die Bedeutung der Lebendausfuhr von Schweinen relativ gering. Schweinefleisch vermarkten deutsche Exporteure in der Hauptsache nach Italien und zu einem geringeren Teil in die Niederlande. Im ersten Quartal 2004 bewegten sich die deutschen Ausfuhren etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 2003 exportierte man insgesamt etwa 620.000 Tonnen Schweinefleisch (Produktgewicht) in andere Staaten der EU und in Drittländer. Russland nahm knapp zehn Prozent der deutschen Ausfuhren auf.
Heimisches Angebot wird kleiner
Offenbar wird die aktuelle Angebotssituation am deutschen Markt vor allem durch die geringeren Lebendeinfuhren aus den Niederlanden beeinflusst. Aus den Daten für die heimische Produktion (Schlachtung) und für den Verbrauch lassen sich jedenfalls bisher keine Ursachen für den zurückliegenden Preisanstieg ableiten.
Mittelfristig könnte dies jedoch ganz anders aussehen. Die ersten Daten zur Viehzählung vom Mai 2004 deuten auf einen relativ deutlichen Angebotsrückgang hin. Vor allem der Abbau der Schweinebestände im Nordwesten dürfte die Entwicklung am deutschen Markt nachhaltig beeinflussen. Mehr als die Hälfte der in Deutschland gehaltenen Schweine steht in dieser Region. Aber auch in den meisten anderen Bundesländern nahm der Schweinebestand offenbar ab. Damit scheinen die Preisaussichten für die nächste Zeit gar nicht so schlecht zu sein.
Terminmarkt für den Herbst zu pessimistisch?
Für den August könnten die Nachfrage und damit auch der Preis durch die Ferien in West- und Süddeutschland allerdings einen Dämpfer erhalten. Landwirte sollten deshalb bei den derzeitigen Kursen für den Augusttermin über eine Absicherung an der Warenterminbörse in Hannover (WTB) nachdenken. Für das zweite Halbjahr 2004 gehen die Akteure an der WTB-Hannover jedoch von einem Rückgang der Preise aus. Ob diese rückläufige Preiserwartung angesichts der sich abzeichnenden Angebotsverknappung gerechtfertigt ist, muss sich noch zeigen. Denkbar scheint aus jetziger Sicht für den Herbst zumindest eine Stabilisierung der Notierungen auf vergleichsweise hohem Niveau.
(Quelle: http://www.zmp.de / http://www.meat-n-more.info)
@ Herr Ebert
Was heisst Stabilisierung auf hohem Niveau?
Ich denke, und damit bin ich nicht der einzige, dass es ein "normales Niveau" sein wird, oder sind wir schon mit diesen Preisen "Überbewertet" ?
Wenn wir von diesem Preisneiveau ausgehen, haben wir incl. der nun anstehenden Futterpreissenkungen einen normalen durchschnittlichen Deckungsbeitrag, um endlich mal davon leben zu können.
Die ersten Betriebsergebnisse sind nun vorhanden, und diese sehen auf den Landwirtschaftlichen Betrieben von sehr "bescheiden" bis "absolut bescheiden" aus, sodass die Betriebe mindestens zwei Jahre auf diesen "hohen Niveau" arbeiten müssen, und an dem Punkt in der Entwicklung angekommen zu sein, der eigentlich im Jahre 2001 schon hätte sein müssen, kurzum, es ist viel Geld vernichtet worden in der Landwirschaft wie an den Aktienmärkten im Jahre 2000.
Die Frage ist nur, wer denn in Zukunft den Preis macht, der Markt oder die WTB. Wenn die WTB bestimmender werden wird, vielleicht können wir dann ja auch "Terrorprämien; hier als Seuchenprämien "einbauen ähnlich dem Terminmarkt für Rohöl; der mit der Realität nichts mehr zu tun hat.
Weiterhin bleibt für mich eine weitere Frage im Raum unbeantwortet, welche Auswirkungen werden die WTO Beschlüsse haben; können dann Länder wie z.B. Russland oder Japan es zur Zeit machen, Importbeschränkungen verhängen? Dürfen Sanktionen ausgesprochen werden im Bezug auf Qualitäten wenn diese den Standart eines Landes nicht entsprechen?
Frei dem Motto: Es ist alles Auslegungssache.
Was mir noch auffällt, wo bleiben die Diskussionen der Vertreter der grünen als auch der roten Seite hier in diesem Forum? Sind die einen in den Ferien oder die anderen in der Ernte? Oder ist das alles ein Zeichen der Unsicherheit weil keiner mehr einen stabilen Preis für einen Zeitraum von mehr als vier Wochen zutraut?
Eine trügerische Ruhe.
Schönen Sonntag noch
MFG
Endlich einmal eine Marktanalyse die sich mit der längerfristigen Marktendwicklung am Schweinemarkt befasst. Die Zusammenhänge von Importen von lebenden und geschlachteten Schweinen mit unserem Marktpreis werden dabei überdeutlich.
Es ist nicht immer Tönnies und Co. die den Preis bestimmen, es ist meist der Druck der Importe der über den Preis auf der Abnehmerseite entscheidet. Somit ist eine Diskussion über Rauf und Runter der nächsten 5 Tage fast überflüssig.
Versucht man dem o.a. Bericht zu folgen, dann gibt er aber keine Erklärung für die derzeitige Marktsituation. Wie können bei angeblich sinkendem Verbrauch und steigenden Schlachtzahlen gleichzeitig die PLH Lager geplündert werden und die übrigen Reserven fast auf Null absinken?
Ich glaube die Statistiken sind fehlerhaft und nur sehr langfristig aussagefähig. Sie erfassen nicht die tatsächlichen Ereignisse.
Wieviel Fleisch wandert in diesem Sommer tatsächlich über den Verbrauchergrill?
Wieviel Ware wird dem deutschen Markt tatsächlich durch die neuen EU - Beitrittsländer entzogen?
Wenn die Dänen auf dem Weltmarkt mehr verdienen als bei uns, bei welchem gestiegenem Preis wird unser Markt wieder interessant?
Wieviel Ställe stehen weiterhin leer? Wer kann überhaupt die fehlenden Holländischen Ferkel ersetzen?
Noch eine Bemerkung zum Verhalten der "Akteure" an der Börse. Wenn schon die Angst vor wieder fallenden Kassapreisen die Absicherung für Oktoberschweine bei 1,37 interessant erscheinen lässt, dann geben diese Absicherer das Signal an den Markt, daß sie mit diesem Preis im Oktober zufrieden sind. Ein fatales Signal für den Markt. Einige Broker unterstützen diese Verhalten durch Ihre Empfehlungen.
Ich gehe davon aus, daß der Schweinepreiszyklus weltweit in der steigenden Phase ist und auch in Deutschland, zumindest in den Herbstmonaten, eine positive Tendenz haben wird.
Gruß Paul
Ein altes Sprichwort sagt, eine Statistik nützt dem am meisten, der sie in Auftrag gegeben hat.
Im Übrigen teile ich ganz die Meinung von Paul, Schweine sind unterbewertet in dieses Herbst.
Habe irgendwo gelesen, (ist noch nicht ganz lange her, stand in der Münsterländischen Tageszeitung, habe keine ganz genauen Zahlen mehr) dass in der BRD seit 1980 der Schweinefleischverbrauch um rund 35 % gefallen ist, die durch Geflügel teilweise wieder aufgefangen wurden.
Dann ist es auch kein Wunder, dass der Selbstversorgungsgrad innerhalb von einigen Jahren von unter 80 auf nun 90 % gestiegen ist.
Wie gesagt, alles Statistiken.
Schönen Montag noch
MFG
Zitat Muehlenbach:
'Die Frage ist nur, wer denn in Zukunft den Preis macht, der Markt oder die WTB. Wenn die WTB bestimmender werden wird, vielleicht können wir dann ja auch "Terrorprämien; hier als Seuchenprämien "einbauen ähnlich dem Terminmarkt für Rohöl; der mit der Realität nichts mehr zu tun hat.'
Sie fragen, wer in Zukunft den Preis macht. Ernst gemeinte Gegenfrage: Wer macht derzeit den Preis ? Was ist überhaupt 'der Preis' ? Etwa der Nord West Preis, der hier ständig als völlig falsch bezeichnet wurde ? Oder der Preis der Internet Schweinebörse, der fast immer mehrere Cent höher liegt ? Oder der Bestmeat Preis ? Oder doch der nahe Future der WTB ?
Meine Frage richtet sich an alle Leser.
Vorher vielleicht noch eine andere Frage:
Ich habe heute im Ernährungsdienst (14.8.) gelesen das die Zölle in Japan für Schweinefleisch auf umgerechnet 5,08 €/kg ? angehoben wurden! Oder pro to ?
Stimmt das ? Welchen Erzeugerpreis haben wir dann in Japan bei dem Außenschutz. Falls es durch die WTO-Verhandlungen hier zur einer Entlastung kommt könnten die Dänen ja nur noch für Japan produzieren.
Mein Hauspreis den ich mit meinem Geschäftsspartner individuell aushandele ist garantiert der richtige Preis. Der ist nie tiefer oder höher als ein Abnehmer noch bereit ist zu bezahlen. Wurde uns im Wirtschaftsunterricht in der Schule schon so gelehrt.
Die Möglichkeit der Vertragsbindung an den Abnehmer, und sich dann von denen in Absprachen dann den Preis diktieren zu lassen, gab es damals noch nicht.
Wer macht den Preis ? Gute Frage, Herr Ebert. Meine Antwort:
50% Angebot und Nachfrage
50% Manipulation
Noch ein Hinweis an Herrn Ebert:
Wir haben seit kurzem die EU-Osterweiterung. Auch dort gibt es Verbraucher. Ich
denke an die vielen Kühlautos aus dem Osten, die täglich unsere Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe anfahren. 50.000 Euro auf den Tisch legen, das Fahrzeug mit Fleisch und Wustwaren beladen und wieder verschwinden.
Noch eine Frage? Was wissen wir eigentlich über den Markt im EU Osten ? Preise, Schlachtmengen, Viehbestand, Selbstversorgungsgrad ? NICHTS.
Schönen Sonntag
Fritz