Richard Ebert
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WTB Aktuell: Der Markt für Ferkel und Ferkel-Futures

Die zunehmende Spezialisierung in der deutschen Landwirtschaft läßt sich besonders eindrucksvoll an der Schweineproduktion darstellen. Waren noch vor einigen Jahren geschlossene Systeme die Regel, so hat sich heute die Arbeitsteilung weitestgehend durchgesetzt. Im geschlossenen System werden Sauenhaltung (Ferkelproduktion) und Mast im selben Betrieb durchgeführt. Auf der einen Seite entfällt so das Absatzrisiko in der Ferkelproduktion, Produzenten können die großen Schwankungen innerhalb des Ferkelmarktes innerbetrieblich kompensieren. Auf der anderen Seite entfällt das Beschaffungsrisiko im Bereich Mast. Nachteilig ist hingegen die umfangreiche Arbeitsbelastung des Betriebsleiters. Skaleneffekte, die bei einer Ausrichtung auf einen Produktionszweig möglich sind, entfallen.

Heute werden bereits zwei Drittel der Ferkel in Deutschland im arbeitsteiligen System produziert. Diese, auf die Ferkelerzeugung spezialisierten, Betriebe sind aufgrund Ihrer Struktur nur selten in der Lage, Preis- und damit Einkommensschwankungen abzupuffern. Der Gewinn eines Belegungsdurchganges ist kaum planbar. Dies läßt sich durch den Ferkelkontrakt der WTB nun ändern. Wie seit 1998 der Schweinemäster als Abnehmer des Ferkelerzeugers, ist nun auch in der Ferkelproduktion eine Preisabsicherung möglich.

Nutzen auch für Schweinemäster

Neben den Sauenhaltern zielt der Ferkelfuture auch auf eine Nutzung durch Mastbetriebe ab. Schweinemäster, die bereits seit nahezu 5 Jahren ein Instrument zur Absicherung von Verkaufspreisen zur Verfügung haben, sind mit dem Ferkelkontrakt nun auch zur Absicherung der Einkaufspreise in der Lage. Neben den weitestgehend fixen Kosten für Futtermittel, tierärztliche Behandlungen, Abschreibungen u.ä. werden die Produktionskosten in der Schweinemast maßgeblich von den sehr stark schwankenden Preisen für Ferkel bestimmt. Eine Absicherung der Verkaufspreise auf der einen und nun auch Einkaufspreise auf der anderen Seite erlauben dem Mastbetrieb eine Vorab-Berechnung und Festlegung des Deckungsbeitrages für den nächsten Mastdurchgang.

Ferkelkontrakt auf Schlachtschweinekontrakt abgestimmt

Aus den Kontraktspezifikationen ist ersichtlich, dass der wirtschaftliche Zusammenhang zwischen der Ferkel- und Schlachtschweineerzeugung auch im Kontrakt wiederzufinden ist. Die Kontraktgröße (100 Ferkel) orientiert sich an der gehandelten Stückzahl des bereits seit 1998 bestehenden Schweinekontraktes (bei  93 kg SG/Tier ca. 86 Tiere). Ebenso sind Lauf- und Handelszeiten und der letzte Handelstag aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus entsprechen gehandelte Ware (25-kg-Ferkel), Notierung (Euro pro Ferkel) und Tickgröße (0,1 Euro) den Kassapreisnotierungen, sodaß eine möglichst genaue Abbildung des Kassamarktes gewährleistet ist.

Der WTB Piglet Index

Der WTB Piglet Index setzt sich zu jeweils 1/5 aus folgenden Notierungen zusammen:

Ferkelnotierung der Landesstelle für landwirtschaftliche Marktkunde Schwäbisch Gmünd (LLM)

Die Ferkelnotierung wird von der Landesstelle für landwirtschaftliche Marktkunde (LLM) wöchentlich erhoben. Jeden Freitag werden von der LLM die Umsätze von 16 Vermarktungsunternehmen und ca. 50 Landwirten erfaßt. Das Ergebnis ist der gewogene Durchschnittspreis mit einer Preisspanne. Preisbasis ist das 25 kg „ab Hof“ Ferkel. In die Preismeldung fließen nach Angabe der Organisation rund 28.000 bis 30.000 Ferkel pro Woche ein. Die Preismeldungen werden regelmäßig durch die LLM durch Einsicht in die Handelsabschlüsse kontrolliert.

Ferkelnotierung der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe

Für das Kammergebiet Westfalen Lippe erhebt die dortige Landwirtschaftskammer die Ferkelpreise. 24 Preismelder (Genossenschaften, privater Handel, EZG´s) melden am Montag die gehandelten und mengengewichteten Preise an die genannte Institution. Preisbasis ist das 25 kg „ab Hof“ Qualitätsferkel (gängige - im Markt gehandelte Rassen). In die Preismeldung fließen nach Angabe der Organisation rund 40.000 bis 50.000 Ferkel pro Woche ein.

Ferkelnotierung der Landwirtschaftskammer Weser Ems

Die Landwirtschaftskammer Weser Ems erhebt für ihr Gebiet eine Ferkelpreisnotierung. Hierbei melden aktuell 20 Erzeugergemeinschaften den gewogenen Durchschnittspreis der in der Referenzwoche gehandelten Ferkel in einer schriftlichen Meldung am Montag der Folgewoche an die Landwirtschaftskammer. Preisbasis ist das 25 kg „ab Hof“ Ferkel für BHZP, PIG und Kreuzungsferkel. In die Preismeldung fließen nach Angabe der Organisation rund 40.000 Ferkel pro Woche ein.

Ferkelnotierung Ringgemeinschaft Bayern e. V

In Bayern erfolgt die Ferkelnotierung durch die Ringgemeinschaft Bayern e.V. Hierbei melden aktuell 9 Erzeugergemeinschaften den gewogenen Durchschnittspreis der in der Referenzwoche gehandelten Ferkel in einer Telefonkonferenz an die Ringgemeinschaft. Meldegrundlage ist das 28 kg Ferkel auf der Basis des Mästerpreises (Bruttopreis incl. vorgegebener Impfungen etc.). Innerhalb der Telefonkonferenz werden die einzelnen Notierungen zu einer gesamten gewogenen Ferkelnotierung für Bayern zusammengefaßt. Die gemeldeten Preise können durch den Bauernverband überprüft werden. In die Meldung fließen nach die Preise von rund 55.000 Ferkeln pro Woche ein. Für die Notierung wird das Ferkelgewicht 25kg und auf den „ab Hof Preis“ umgerechnet.

Ferkelnotierung der ZMP (Kammerprogramm)

Das Meldewesen der ZMP bezieht die Preismeldungen von den jeweiligen Landwirtschaftskammern im Bundesgebiet. In den Gebieten Bayern und Baden Württemberg werden die Erhebungen mittelbar durch den Bauernverband, in Ostdeutschland durch die ZMP selbst erhoben. In die Preismeldung fließen nach Angabe der ZMP rund 300.000 Ferkel pro Woche ein. Preisbasis ist das 25 kg „ab Hof“ Qualitätsferkel. Die Melder liefern die Mengen- und Preisinformationen (incl. Preisspanne) der Referenzwoche (Vorwoche) bis Dienstag, 13.00 Uhr an die ZMP. Diese berechnet im Anschluß unmittelbar den ZMP Referenzpreis und gibt diese Preisinformation zur Veröffentlichung an die Melder weiter. Die Preismeldungen können durch die ZMP über die meldenden Institutionen (d.h. Lwk, Bauernverband,...) mittelbar überprüft werden.

(Quelle: WTB Hannover)

Geschrieben von Richard Ebert am
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