WTB startet Kontrakt auf London-Potatoes
WTB startet Kontrakt auf „London-Potatoes“ – Konkurrenzkampf europäischer Agrarterminbörsen
Trotz vieler Bedenkenträger hat die WTB Hannover nun doch den Neustart eines britischen Kartoffelkontrakts erreicht. Am Freitag, den 17.01. wurde der Handel mit dem neuen Terminkontrakt aufgenommen.
Als vor einem Jahr Europas dominierende Terminbörse Euronext bei ihrem Konzentrationsbestreben auch die Londoner Terminbörse „Liffe“ kaufte, hatte sie in ihrem Börsenverbund zwei Kartoffelterminkontrakte, einen in London und einen in Amsterdam. Da den Verantwortlichen der Euronext Terminkontrakte mit heimischen Agrarprodukten nicht ertragreich genug sind, entschied man sich kurzerhand den London-Potato-Kontrakt einzustellen, mit dem Verweis, die britischen Erzeuger können sich schließlich auch in Amsterdam vor Preisschwankungen schützen. Da jedoch der britische Kartoffelmarkt nur bedingt etwas mit dem Marktgeschehen auf dem Kontinent zu tun hat, entschieden sich viele britische Marktteilnehmer die Börse gar nicht mehr zu nutzen. Die Basisrisiken waren vielen von ihnen zu groß. Das spürte auch die Amsterdamer Kartoffelbörse. Der Umsatz ging auch hier enorm zurück, denn viele Umsätze dort wurden durch britische und holländische Arbitrageure getätigt. Tägliche Umsätze von 1000 Kontrakten und mehr waren deshalb keine Ausnahme. Zurzeit gelten bereits einige hundert Kontrakte am Tag als gut.
Den britischen Landwirten fehlte dadurch in der zurückliegenden Saison die Möglichkeit, sich gegen Preisrisiken abzusichern. Ausgerechnet das letzte Wirtschaftjahr war durch extrem niedrige Erzeugerpreise gekennzeichnet, was viele Betriebe in ihrer Existenz bedroht. Der Wunsch, baldmöglichst einen anderen Börsenplatz zu finden, der den britischen Kontrakt anbietet, wurde von den dortigen Brokern auch an die WTB Hannover herangetragen. Da der europäische Wirtschaftraum allerdings noch lange nicht harmonisiert ist, mussten zunächst einmal rechtliche Hürden ausgeräumt werden. Bis zum Handelsstart haben es jedoch die beiden großen britischen Brokerhäuser es geschafft, eine Handelszulassung zu erhalten. Problematisch ist vor allen Dingen, die Frage des Clearings, zumal die angesprochen Banken die Wirtschaftlichkeit einer eigenen Zulassung als kontoführendes Institut für das Clearinghaus in Hannover nicht für sofort erkennen. Dennoch wurde bereits am ersten Handelstag gehandelt und die vielen Anfragen aus Großbritannien lassen bald einen liquiden Handel erwarten.
Auch holländische Brokerhäuser, die britische Endkunden betreuen, zeigen plötzlich wieder Interesse an der WTB, denn mit dem London-Potato-Kontrakt hat die WTB es geschafft nun alle drei europäischen Kartoffelkontrakte auf einer Handelsplattform zu vereinigen. Experten vermuten, dass es nun nur noch eine Frage der Zeit ist, bis der WTB-Kontrakt auf Veredelungskartoffeln durch Arbitragehandel zum Leben erweckt wird. Schließlich ist dieser Kontrakt in weiten Teilen identisch mit dem Amsterdamer Kontrakt auf Verarbeitungskartoffeln. Einzig der Index gegen den die Preisfeststellung am letzten Handelstag vorgenommen wird, wird in Hannover aus vier europäischen Notierungen erhoben, was die Sicherheit der Nutzer gegenüber dem Amsterdamer Kontrakt erhöht.
Das Konzept der WTB ist schlüssig: Finanzdienstleistung für die Agrarbranche aus einer Hand. Mit den drei Kartoffelkontrakten erfüllen sie Kundenwünsche und sind somit europaweit die erste Adresse für die Kartoffelwirtschaft. Das sollte sich schon bald in einer größeren Umsatztätigkeit darstellen.