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ZMP: Deutschland hat ein Defizit von knapp 2 Mio. Tonnen Kartoffeln

PotatoEurope 2006 - Leistungsschau der europäischen Kartoffelwirtschaft

Die diesjährige Kartoffelherbstbörse war in die erstmals in Deutschland stattfindende PotatoEurope 2006 in Bockerode eingebettet. Während einer Kundgebung des ZVK (Zentralverband Kartoffeln e.V.) trug Herr Hambloch von der ZMP seinen Marktbericht mit einer ersten Ernteschätzung vor. Danach fällt die Deutsche Gesamternte mit 9,8 Mio. Tonnen knapp zwei Mio. Tonnen kleiner aus, als der Bedarf geschätzt wird. Ein Minus gegenüber dem Vorjahr von 15 %. Das Defizit wird durch Importe oder Einsparungen kompensiert.

Die Wetterturbulenzen in den letzten Monaten haben zu extrem unterschiedlichen Kartoffelerträgen geführt. Eine Ernteschätzung zu die-sem frühen Zeitpunkt war deshalb sehr schwierig und auch wenn man nun einen ersten Anhaltspunkt hat, bleiben immer noch große Fragezeichen, was die Qualitäten, die Haltbarkeit der Lagerware und den Außenhandel betrifft. Insofern ist es Herrn Hambloch hoch anzurechnen, dass er in diesem Jahr der erste anerkannte Marktanalyst ist, der eine Einschätzung wagt. Die Aufmerksamkeit seiner in- und ausländischen Kollegen aber auch der Fachpublikums war ihm deshalb sicher. Gleich beide ZVK Kundgebungen waren die am besten frequentierten Forumsplätze in Bockerode.

Die Hinweise, die der Marktexperte in seinem knapp einstündigen Vortrag mitlieferte, sollten von allen Marktbeteiligten genau beachtet werden. Obgleich die Aussichten für die laufende Saison sehr gut sind, ermahnte Hambloch seine Zuhörer, auch zukünftig Anbaudisziplin zu wahren und noch mehr Qualitätsanstrengungen zu unternehmen. Der Inlandsverbrauch von Frischkartoffeln wird nämlich auch in diesem Jahr wiederum abnehmen und liegt bereits unter dem Rohstoffeinsatz für Kartoffelprodukte. Zudem werden die Ertragspotentiale immer besser ausgeschöpft, sodass eine stabile oder kleinere Anbaufläche ausreichen dürfte, um den Bedarf zu erfüllen. Wenn in diesem Jahr das Wetter nicht so starke Auswirkungen auf Qualität und Ertrag gehabt hätte, lägen die Preise wohlmöglich wiederum an der Schmerzgrenze für die Produzenten. Einen besonderen Augenmerk gilt den Qualitäten: Die Verbraucher sind diesbezüglich sehr sensibel.

Nach den Zahlen der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) stammen nämlich nur 69 % aller in Deutschland gekauften Frischkartoffeln aus deutschen Landen, sieben Prozent wachsen in Frankreich, der Rest kommt dem Mittelmeerraum. Frankreichs Kartoffelproduzenten haben in den letzten Jahren durch gezielte Qualitätsmaßnahmen ihre Exporte stetig steigern können und gleichzeitig beneidenswert hohe Preise erzielt. Es geht mir nicht darum, Importe zu attackieren aber die EU-Gesetze regeln, dass nur ausnahmsweise Lieferungen von Frischkartoffeln in die EU erlaubt sind. Diese Ausnahmen wurden mit Mittelmeeranrainerstaaten, wie beispielsweise Ägypten oder Israel vereinbart. Sie sind auch die bedeutendsten Frühkartoffellieferanten für Deutschland. Alleine Ägypten deckte im zurückliegenden Jahr mit 160.000 Tonnen knapp 12 % des deutschen Frischkartoffelbedarfs, die sogar zum Teil noch von Zollzahlungen befreit sind. Als Ausnahme würde ich das nicht mehr bezeichnen.

Für Mitteleuropa mit seinen phantastischen Voraussetzungen für den Kartoffelanbau sollte es möglich sein, eine höhere Eigenversorgung sicher zu stellen. Aus volkswirtschaftlicher wie aus einzelbetrieblicher Sicht ist es ein Hohn: Wir verkaufen unsere eigene Produktion billig, wie zum Beispiel in diesen Tagen, wo erhebliche Mengen auf Erzeugerpreisbasis von rund 18 €/dt nach Osteuropa verladen werden und importieren schon bald für 50 bis 60 €/dt erheblich teurer. Die Differenz ziehen die Verantwortlichen in erster Linie dem Verbraucher und der heimischen Wirtschaft aus der Tasche. Zu den Entscheidungsträgern zählen insbesondere die großen Discounter Aldi und Lidl, die sich gerne als Anwalt der Verbraucher darstellen.

Die PotatoEurope 2006 hat es eindrucksvoll unter Beweis gestellt wozu die Kartoffelbranche in der Lage ist. Wir haben hier in Mitteleuropa nicht nur die ideale Standorte und beste klimatische Voraussetzungen, es steht auch eine hervorragende Infrastruktur in den vor- und nachgelagerten Bereichen bereit, alle Kundenwünsche bedarfsgerecht zu erfüllen. Die Produzenten und ihre Partner müssen in einem Jahr wie diesem, wo auskömmliche Erzeugerpreise möglich sind, verstärkt in qualitätsverbessernde Maßnahmen investieren, damit der Verbraucher stets mit preiswerter heimischer Produktion bedient werden kann.

Joachim Tietjen
HANSA Terminhandel GmbH

Geschrieben von HANSA Terminhandel am
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